Marktbericht

Weichbleischrott scheint die Phase der Stagnation endgültig abgeschüttelt zu haben. Auch etliche andere Schrottpreise ziehen mit. Nur bei zwei Sorten schlägt ein Minus zu Buche. Ganz anders präsentieren sich die Industriemetalle. Der wöchentliche Marktbericht für NE-Metalle.

Preissprung für Weichbleischrott


In ihrem monatelangen Handelsstreit haben die USA und China vorerst den Verzicht auf gegenseitige Strafzölle verkündet. Der drohende Handelskrieg scheint damit erst einmal abgewendet zu sein. Das hatte zum Wochenauftakt den Markt für Industriemetalle beflügelt. Am gestrigen Mittwoch (23. Mai) war dieser Optimismus an der Londoner Metallbörse LME aber schon wieder nahezu verflogen.

Ein Grund könnte sein, dass sich noch keine positiven Folgen für den globalen Handel ableiten lassen. Im Gegenteil. Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire warnte sogar vor möglichen Nachteilen für Europa. „Die USA und China könnten sich auf dem Rücken Europas verständigen, wenn Europa nicht in der Lage ist, Entschlossenheit zu zeigen“, sagte Le Maire im französischen Fernsehsender CNEWS.

In anderthalb Wochen läuft die Schonfrist im drohenden Handelsstreit zwischen der EU und den USA ab. Dann wird sich zeigen, ob die USA ihre Drohung wahrmachen und Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus der EU verhängen. Bis dahin bleibt alles weiter im Unklaren. Sollte es zum Handelskrieg kommen, hätte das vor allem negative Folgen für die exportorientierte deutsche Wirtschaft.

Dabei kommt die Konjunktur in Deutschland gerade erst wieder in Schwung. Trotz des Wachstumsknicks zu Jahresanfang wird sich die Hochkonjunktur in Deutschland nach Einschätzung der Bundesbank fortsetzen. „Nach der Wachstumsdelle im Winter dürfte die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal wieder kräftiger expandieren“, heißt es im Bundesbank-Monatsbericht. Nicht zuletzt wegen der sehr günstigen Auftragslage.

All diese Unsicherheiten spiegeln sich auch in der Preisentwicklung bei den Industriemetallen wider. Nach den Preisaufschlägen zu Wochenbeginn haben am gestrigen Mittwoch fast alle Preise leicht nachgegeben. Nach unten ging unter anderem für Kupfer und Nickel. Dabei hatte Kupfer erst am Dienstag ein Monatshoch erreicht. Zinn dagegen hält sich tapfer am Vorwochenniveau fest.

Nur Blei behält seinen Aufwärtskurs bei. Der aktuelle Dreimonatspreis liegt bei 2.450 US-Dollar. Damit hat sich Blei deutlich um 4,7 Prozent verbessert und kann sich von seinem Neun-Monatstief, das Anfang Mai erreicht wurde, weiter entfernen.

metallpreise

Schwerkupferschrott legt die Latte wieder hoch

An den deutschen NE-Metall-Schrottmärkten scheinen die Marktteilnehmer hingegen recht unbeeindruckt von der Diskussion um Strafzoll-Androhungen. Wie aus der Preiserhebung des Verbands Deutscher Metallhändler (VDM) hervorgeht, konnten sich viele Schrottsorten verbessern.

Nach den langen Wochen der Stagnation macht der Weichbleischrottpreis dort weiter, wo er letzte Woche aufgehört hat: Er steigt weiter. In dieser Woche schafft Weichblei sogar einen regelrechten Sprung. Die Erlöspreise sind nämlich zwischen 60 und 70 Euro je Tonne nach oben gegangen.

Auch die Kupferschrottsorten verbessern sich weiter, wenn auch unterschiedlich stark. Mit seiner Preissteigerung um 110 Euro am oberen Ende legt wieder einmal Schwerkupferschrott die Latte sehr hoch. Etwas zögerlicher zeigen sich da die Nickelschrotte. Hier weiß man anscheinend nicht so recht, wo die Reise hingehen soll: Beide Sorten können zwar am oberen Ende leicht zulegen, am unteren Ende hingegen schlägt bei Nickel V2A ein größeres Minus zu Buche.

Altzinkschrott und Drahtschrott aus Reinaluminium können zumindest ihr Vorwochenniveau verteidigen. Das schafft Aluminiumprofilschrott nicht. Die Erlöspreise für diese Sorte sinken weiter ab, wenn auch im Vergleich zur Vorwoche ziemlich gebremst.

ne-metallschrottpreise

 

© 320°/mit Material von dpa | 24.05.2018

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