Entsorgung von Bauabfällen

Künstliche Mineralfasern im Abbruchbereich müssen oft hunderte Kilometer zur nächsten Deponie transportiert werden. Forscher haben eine Presse entwickelt, die das problematische Material erstmalig stark verdichten kann.

Presse für künstliche Mineralfasern


Künstliche Mineralfasern (KMF) werden vor allem zur Wärmedämmung von Gebäuden verwendet. Fallen sie als Abfall an, können sie zum Problem werden: „Abfälle von KMF-Produkten, die vor dem Jahr 2000 hergestellt wurden, emittieren mitunter stark gesundheitsschädlichen Feinstaub und müssen deshalb zu speziellen Deponien und Entsorgungsanlagen transportiert werden“, sagt Harald Schneider vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). „Diese liegen auch in Baden-Württemberg oft mehrere hunderte Kilometer entfernt.“

Schneider arbeitet innerhalb des KIT am Institut für Technologie und Management im Baubetrieb und hat gemeinsam mit seinen Kollegen und Industriepartnern eine Presse entwickelt, die die Fasern ohne Staubbelastung komprimieren kann. Die Verdichtung der Fasern ist unter anderem deswegen ein effizienter Schritt, da die Fasern leicht und voluminös sind. Teilweise können die Entsorgungs-LKW derzeit nur mit 40 Prozent des eigentlich zulässigen Ladungsgewichts ausgelastet werden, heißt es seitens der KIT. Neben einer besseren Auslastung der Entsorgungsfahrzeuge soll mithilfe der neuentwickelten Presse auch das Einlagerungsvolumen auf der Deponie reduziert werden. Laut KIT kann die Anlage das Material zu einem Verdichtungsverhältnis von mehr als 10:1 im Vergleich zum Ausgangsstoff pressen.

Darüber hinaus kann die Schneckenpresse nach KIT-Angaben in einen normgerechten Abrollcontainer integriert werden. Somit könnten Entsorgungsunternehmen die mobile Anlage sowohl an Sammelstellen als auch direkt bei größeren Abbruchbaustellen aufstellen. Während der Verdichtung werden die gesundheitsschädlichen Feinstäube von einer integrierten Absauganlage ausgeschleust und das Pressprodukt staubdicht verpackt.

Die neue Anlage wird erstmals zur Europawoche am 6. Mai auf dem KIT-Campus in Karlsruhe vorgestellt. In den kommenden Monaten soll die Presse bereits marktreif sein. Die Entwickler sehen großen Bedarf für ihre Anlage. Jährlich fallen in Deutschland etwa 120.000 Tonnen des als gefährlich eingestuften Materials an. Die Menge könnte künftig noch steigen, da viele KMF-gedämpfte Gebäude in den kommenden Jahren abgerissen werden.

Das Problem der weiten Wege zu den wenigen Deponien trifft auch andere Bauabfälle. Erst kürzlich hat der Entsorgerverband BDE kritisiert, dass es erhebliche Entsorgungsengpässe bei mineralischen Bauabfällen gibt. So haben bei einer Umfrage unter rund 100 Bauunternehmen etwa 80 Prozent angegeben, der Aufwand, eine geeignete Entsorgungsmöglichkeit zu finden, habe sich deutlich erhöht. Der Verband fordert daher eine Ausweitung der Deponiekapazitäten für gering und mäßig belasteten Bauschutt.

© 320°/ek | 04.05.2015

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