Rücknahme von Altmedikamenten

Mit dem Rücknahmesystem Remedica will Reclay Österreich künftig Altmedikamente zurücknehmen. Ein Großteil der hiesigen Apotheken ist bereits an Bord. Die Kosten dafür trägt zunächst Reclay – das soll aber nicht so bleiben.

Reclay baut Sammelsystem für Altmedikamente in Österreich auf


Der Systembetreiber Reclay Österreich – eine Tochter der deutschen Reclay Group – will ab dem 1. Januar 2015 abgelaufene oder nicht mehr gebrauchte Medikamente in den Apotheken sammeln und anschließend verwerten. Für die Sammlung hat sich Reclay mit dem Pharmahandel Kwizda zusammengeschlossen. „Kwizda beliefert ohnehin fast alle Apotheken in Österreich mit Medikamenten, Apothekenbedarf und ähnlichem“, erklärt Unternehmenssprecherin Dorothee Stamm. „Im Rahmen dieser Belieferung wird Kwizda künftig auch die entsprechenden Altmedikamente-Säcke hinbringen und abholen sowie die Informationsmaterialien an den Apotheken abgeben.“ Dabei entstehen für beide Kooperationspartner noch keine Kosten. Die Apotheken müssen pro Sack zwei Euro bezahlen.

Die befüllten Säcke bringt Kwizda in fünf unterschiedliche Lager in Österreich. Von dort wiederum holt Reclay sie ab und kümmert sich um die thermische Verwertung in dafür zugelassenen Müllverbrennungsanlagen. Die Kosten dafür übernimmt Reclay. Dabei soll es aber nicht bleiben: „Ziel des Systems ist es, die Pharmaindustrie für das Thema zu sensibilisieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich an den Kosten zu beteiligen“ sagt Stamm. „Damit kann die Industrie auch ein positives Signal an die Öffentlichkeit senden.“

In einem ersten Schritt werden nun rund 700 von 1.000 Apotheken an das Rücknahmesystem angeschlossen. Die übrigen Apotheken sollen nachziehen. Insgesamt werden in Österreich jährlich 233 Millionen Medikamentenverpackungen verkauft. Wie viele davon zurückkommen, lässt sich jedoch nicht einschätzen.

Sammlung in Deutschland seit 1995

Auch in Deutschland sammelt Reclay mit Remedica Altmedikamente ein. Als der Systembetreiber 2012 den Mitbewerber VfW übernahm, führte er auch dessen Rücknahmesystem Remedica weiter. Remedica wiederum bietet die Abholung und Entsorgung schon seit 1995 an. Allerdings kam es im Jahr 2009 zunächst zu einer kurzen Unterbrechung, da eine Änderung im Kreislaufwirtschaftsgesetz den Pharmakonzernen die finanzielle Beteiligung an der Rücknahme freistellte. Bis dahin war eine Mitfinanzierung Pflicht. VfW wollte daraufhin die kostenlose Rücknahme zunächst aufgeben, entschied sich dann aber doch für einen Neustart auf freiwilliger Basis und in Kooperation mit Wepa Apothekenbedarf. Nun holt Reclay die Sammelbehälter bei den entsprechenden Apotheken ab. Mehrere Pharmaunternehmen beteiligen sich auch ohne gesetzlichen Zwang an den Kosten.

„Derzeit sind etwa 4.000 von knapp über 20.000 Apotheken an Remedica angeschlossen“, sagt Stamm. Neben Reclay gibt es in Deutschland auch andere Rücknahmesysteme. Diese sind vor allem regional und auf Länderebene tätig.

Das Umweltbundesamt (UBA) hat im April dieses Jahres ein Hintergrundpapier zu Arzneimitteln in der Umwelt herausgebracht und auch die Entsorgung thematisiert. Grundsätzlich ist es erlaubt, die Medikamente auch über den Hausmüll zu entsorgen, da dieser ebenfalls verbrannt wird. Allerdings sollten dann die Arzneimittel eingewickelt werden, um so Missbrauch zu vermeiden, wenn Abfälle durchwühlt werden. In dem Papier empfiehlt das UBA jedoch ausdrücklich die Entsorgung über die Sammelstellen und wünscht sich ein flächendeckendes, apothekenbasiertes Sammelsystem.

© 320°/ek | 26.11.2014

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