Siedlungsabfälle in China

Chinas Großstädte haben mit wachsenden Müllbergen zu kämpfen. Die Stadt Peking lässt nichts unversucht, um das Bewusstsein der Bürger für eine Mülltrennung zu schärfen. Nun sollen Recyclingmaschinen helfen.

Recyclingautomaten für Peking


Eine beispiellose Urbanisierungswelle schwappt über China hinweg. Eine der größten Migrationsbewegungen in die Städte hat die Volksrepublik dabei schon hinter sich. Laut Germany Trade and Invest (gtai) sind mehr als 500 Millionen Menschen in den vergangenen 35 Jahren vom Land in die Städte gezogen. Bis 2030 sollen 70 Prozent der Chinesen in Städten leben.

Damit verschärft sich ein Umweltproblem, denn zusammen mit den Metropolen wachsen auch die Müllberge weiter. Städte wie Peking haben das Problem erkannt und versuchen mit verschiedenen Projekten, die Müllsammlung und -trennung populär zu machen und auszubauen. Bislang werden die Siedlungsabfälle in vielen Städten in die drei Sammelkategorien Biomüll, Recyclebares und Restmüll eingeteilt. Allerdings bestehen diese Kategorien nur auf dem Papier, denn die Mehrzahl der chinesischen Haushalte wirft offenbar alles in eine Tonne. Das bestätigen auch Erfahrungen in der Stadt Peking. „In den Wohngebieten werden alle Abfälle durcheinandergeworfen, das ist ein großes Problem. Man kann sie nur schlecht zurückführen und wiederverwenden“, sagte ein Mitarbeiter der städtischen Umwelt- und Sanitärgruppe gegenüber China Radio International (CRI). „Deshalb versuchen wir die Mülltrennung mit Recyclingmaschinen voranzutreiben.“

Solche Automaten werden derzeit in Wohngebieten aufgestellt, damit die Bürger ihren Müll „vernünftig trennen“, wie der Mitarbeiter sagt. Die Bewohner könnten Abfallstoffe wie Flaschen und Kleidung in die Maschinen werfen. Im Gegenzug, also quasi zur Belohnung, bekämen sie Punkte, mit denen sie das Guthaben ihrer Verkehrsmittelkarte oder ihres Handys aufladen könnten. Ähnliche Automaten findet man in Peking an vielen U-Bahn-Stationen zur Sammlung von Getränkeflaschen. Aktuell seien 400 dieser Maschinen aufgestellt, wie eine Managerin des Maschinenherstellers Beijing Yingchuang Ressourcenwiederverwertung in dem CRI-Beitrag erklärte. Insgesamt seien 1,58 Millionen Flaschen zurückgenommen worden.

Chinas Regierung setzt auf grüne Technologien

Die chinesischen Städte und Regionen können bei solchen Projekten zur verbesserten Müllsammlung und Mülltrennung mit staatlicher Unterstützung rechnen. Mit dem 2011 in Kraft getretenen „Fünfjahresplan für die Kreislaufwirtschaft“ will der Staat das Recycling nicht nur politisch, sondern vor allem auch finanziell fördern. Das könnte auch ein Stimulans für neues Wirtschaftswachstum werden. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass der Umsatz der chinesischen Kreislaufwirtschaft im Jahr 2015 bei 1,5 Billionen Yuan (192,15 Milliarden Euro) liegen wird. 2012 hat der jährliche Umsatz der Recyclingwirtschaft bei mehr als einer Billion Yuan (128,1 Milliarden Euro) gelegen. Rund 20 Millionen Arbeitsplätze hat die Branche nach Schätzungen der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform bereits zur Verfügung gestellt.

China produziert weltweit den meisten Abfall. Allein die rund 670 Städte erzeugen über 157 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr, wie aus Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Das entspricht in etwa einem Drittel des gesamten in der Welt anfallenden Mülls. Über 70 Prozent der chinesischen Siedlungsabfälle werden allerdings unbehandelt deponiert. Auch die Metropole Peking sieht sich mit diesem Problem konfrontiert. Die 21,5 Millionen Einwohner der Stadt produzierten im Jahr 2014 nach gtai-Angaben 320 Kilogramm Abfall pro Kopf . Zu diesen Haushaltsabfällen kommen noch über zehn Millionen Tonnen industrielle Abfälle und 40 Millionen Tonnen Bauabfallstoffe, wie es seitens CRI heißt.

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