Recycling mineralischer Bauabfälle

Fehlende Erfahrung, höher Aufwand, keine klare Vorgabe: Verschiedene Gründe haben die Verantwortlichen der Stadt Nürnberg vor Recyclingbaustoffen zurückschrecken lassen. Bis jetzt. In einem Pilotprojekt haben sie erste Erfahrungen gesammelt.

Recyclingbaustoffe als Frostschutzschicht


Schon seit Jahren kämpfen die Baustoffhersteller gegen schlechte Erfahrungen mit Recyclingbaustoffen und die Skepsis möglicher Auftraggeber. Insbesondere die öffentliche Hand wird kritisiert, Primärmaterialien vorzuziehen und die rezyklierte Variante zu benachteiligen. Auch die Stadt Nürnberg schließt RC-Baustoffe in Ausschreibungen bislang aus. Aber immerhin: In einem Pilotprojekt haben die Verantwortlichen das Material nun erstmals erprobt.

Vergangene Woche berichtete Marco Daume vom Servicebetrieb öffentlicher Raum Nürnberg (SöR) über die gewonnenen Erfahrungen. „Es handelt es sich um einen 360 langen Straßenabschnitt im Industriegebiet des Nürnberger Hafens“, erklärte Daume beim bvse-Mineraliktag in München. Die Straße habe massive Schäden in der Fahrbahn aufgewiesen und zuletzt unter Belastung von 8.000 Lkw pro Tag gestanden.

Explizit RC-Material gefordert

Das gesamte Projekt wurde in drei Bauabschnitte gegliedert. Für zwei Bauabschnitte hat die SöR explizit in der Ausschreibung vorgegeben, dass RC-Material für die Frostschutzschicht zu berücksichtigen ist. Natürliche Baustoffe seien ausgeschlossen gewesen. Für den Abschnitt 3 sollte ausgebautes Schottermaterial aus den Bauabschnitten 1 bis 3 als Material für die Frostschutzschicht verwendet werden.

Als weiteres Kriterium galt: Nur Firmen mit gütezertifiziertem Material im Portfolio durften zum Angebot zugelassen werden. In der Folge haben sechs Firmen ein Angebot für RC-Beton gemacht. Dabei variierte der Preis je Kubikmeter von 17,50 bis 30,33 Euro.

Dennoch bezeichnete Daume dieses Ergebnis als sehr wirtschaftlich, „gegenüber dem Einheitspreis liege man deutlich drunter.“ Zum Vergleich: Ein Kubikmeter natürliches Steinbruchmaterial wird für durchschnittlich rund 32 Euro gehandelt.

Probleme mit Recyclingmaterial

Weniger zufrieden war der SöR-Mitarbeiter mit der Ausführung der Maßnahme. Hier zeigten sich Probleme mit dem Recyclingmaterial. „Wir haben vor allen Dingen Verdichtungsprobleme gehabt, die einerseits aus dem Erdplanum resultierten. Aber sich dann auch in die Frostschutzschicht reingezogen haben.“

Zudem sei problematisch gewesen, die geforderte Tragfähigkeit der Frostschutzschicht (FSS) zu erreichen. In einem Teilabschnitt war dafür laut Daume die ausführende Firma verantwortlich, die „ein falsches Verdichtungsverfahren“ gewählt habe. Statt mittels Platten zu verdichten sei die FSS durch Walzen verdichtet worden. Um dennoch die geforderte Tragfähigkeit zu erreichen, musste die FSS von 30 auf 50 Zentimeter erhöht werden.

Das war auch im Bauabschnitt 3 der Fall. Hier lag die Ursache in einem sehr weichen Erdplanum, das nicht mehr nachzuverdichten war. Deshalb musste eine 45 Zentimeter dicke FSS eingebaut werden. Generell stellte sich das Verdichten mittels Platten als sinnvoll heraus.

Zweites Pilotprojekt

Wie das Tragfähigkeitproblem umgangen werden kann, will die SöR nun in weiteren Untersuchungen herausfinden. Daume mutmaßt, dass sich RC-Schotter aus Gleisschotter besser eigne. Darüber hinaus sei es möglich, dass sich die Kornstruktur des Materials nach der Verdichtung ändere.

Trotz der teilweise negativen Erfahrungen soll es noch in diesem Jahr ein zweites Pilotprojekt geben. Geplant ist, ebenfalls im Hafengebiet, eine Straße auf einer Länge von rund 630 Metern mit Recyclingbaustoffen zu realisieren. Künftig kann sich Daume das Verfahren sogar als Standardbauweise vorstellen. Allerdings nur, wenn die geplante Ersatzbaustoffverordnung keine höheren umweltrechtlichen Auflagen vorsieht und sich RC-Baustoffe bei neutraler Ausschreibung als insgesamt wirtschaftlicher darstellen.

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