Altbatterien

BWM und Vattenfall testen, wie Lithium-Ionen-Akkus aus Elektrofahrzeugen verwertet werden können. Das Recyclingmodell könnte sich durchsetzen, doch Entsorger kommen darin nicht vor.

Recyclingmodell ohne Entsorger


Die Zukunft gehört den Lithium-Ionen-Akkumulatoren. So sagt es jedenfalls eine neue Studie der Unternehmensberatung Frost & Sullivan voraus. Schon jetzt werden auf dem Markt für diese Energiespeicher jährlich weltweit 17,58 Milliarden US-Dollar (13,8 Milliarden Euro) umgesetzt. Bis zum Jahr 2020 soll sich der Wert vervierfachen. Wo viel produziert wird, fällt auch am Ende des Gebrauchs viel an, das die Recyclingwirtschaft verarbeiten kann. Im Falle der Lithium-Ionen-Akkus für Autos gibt es aber inzwischen Versuche, die ausgedienten Batterien nicht dem Recycler zu überlassen, sondern sie selbst zu verwerten. Der Entsorger bleibt dabei außen vor – zumindest vorerst.

Erst kürzlich hat BMW gemeinsam mit Vattenfall bekannt gegeben, dass sie in einem Projekt testen, wie gebrauchte Batterien aus Elektroautos erneut verwendet werden können. Geplant ist, die Batterien als Speicher für erneuerbare Energien zu nutzen. Dabei werden die Lithium-Ionen-Akkus zu stationären Speichersystemen zusammengeschlossen. Nach einem halbjährigen Testbetrieb in Hamburg wurde inzwischen mit zwei solcher Second-Life-Batterien der Regelbetrieb begonnen. „Anstatt direkt ins Recycling zu gehen, werden die Batterien noch einer zweiten Verwendung zugeführt“, sagt BMW-Sprecherin Verena L’Estocq.

Masse der verwerteten Batterien in Deutschland nach Batterietyp in den Jahren 2012 und 2013 (in Tonnen) Für BMW ist das Projekt in Hamburg nicht der einzige Versuch, die Batterien aus den eigenen Elektroautos weiter zu verwenden. „Es handelt sich in Hamburg um ein Pilotprojekt von mehreren, die die BMW Group aktuell betreibt, um das Konzept Second Life Batteries wirtschaftlich und technisch abzusichern“, sagt L’Estocq. „Die anderen Projekte finden in Deutschland, USA und China jeweils mit unterschiedlichen Partnern statt.“ Über das mögliche Geschäftsmodell könne sie noch nichts bekannt geben, so die Sprecherin. Auch mögliche Partner werde der Konzern erst nennen, wenn die Testphasen abgeschlossen sind. Grundsätzlich sei es aber möglich, alle Batterien aus den BMW-Fahrzeugen als Energiespeicher weiter zu nutzen. „Für andere Hersteller können wir keine Aussagen treffen“, sagt L’Estocq.

Auch für Vattenfall kommt die Frage, ob künftig die gebrauchten Lithium-Ionen-Akkus in großem Stil als Energiespeicher genutzt werden, noch zu früh: „Das können wir erst in ein paar Jahren sagen“, so die Vattenfallsprecherin Barbara Meyer-Bukow. „Bisher gibt es bei uns nur diese beiden Energiespeicher in dem Projekt und wir haben weder mit BMW noch mit anderen Automobilherstellern langfristige Lieferverträge.“

Obwohl die Zweitnutzung erst in den Kinderschuhen steckt, werden die Entsorger in diesem Modell keinen Zugriff auf die Akkus bekommen. Wo große Mengen an ausgedienten Lithium-Ionen-Akkus aus Elektroautos vorhergesagt wurden, könnte dann tatsächlich wenig bei den Recyclern landen. Auch bei dem Entsorgerverband BDE glaubt man, dass sich mit diesem Modell zunächst „ein Kreis schließt“. Wenn sich die Autobatterieverwerter und die Hersteller von weiteren Speichern über eine Zweitnutzung der gebrauchten Batterien einigen, „bleiben die Entsorger außen vor“, heißt es von Verbandsseite.

Die BMW-Sprecherin wiegelt jedoch ab, schließlich endet auch das zweite Leben der Lithium-Ionen-Akkus irgendwann. Wann genau das sein wird, könne sie nicht sagen. Sie betont aber: „Am Ende des Kooperationsprojekts erfolgt das Recycling durch einen erfahrenen Recyclingfachbetrieb entsprechend der Anforderungen.“

© 320°/ek | 30.09.2014

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