Neue Anlage

In Südfrankreich ist die europaweit erste Recyclinganlage für Solarzellen im Betrieb. Mithilfe von Robotern soll der Großteil der Materialien wiedergewonnen werden. Die Anlage könnte als Referenz für ähnliche Anlagen in anderen Ländern dienen.

Recyclingprozess für Solarzellen setzt Roboter ein


Der französische Wasser- und Abfallkonzern Veolia hat seine Recyclinganlage für Solarzellen in Betrieb genommen. Das neue Werk im südfranzösischen Rousset ist laut Veolia die erste Recyclinganlage für Solarzellen in Europa.

„Das Ziel für 2018 ist die Verwertung von 1.300 Tonnen Solarzellen – praktisch alle Solarzellen, die in Frankreich in diesem Jahr ihr Lebensende erreicht haben“, sagt Veolia-Deutschland-Sprecherin Sabine Kraus gegenüber 320°. Bis 2020 soll die jährlich durchgesetzte Menge auf 4.000 Tonnen steigen.

Veolia setzt in seiner Anlage einen völlig neuen Prozess ein, wie Kraus betont. Der Prozess basiert auf Robotertechnik. „Die Roboter zerlegen die Platten, um Glas, Silizium, Kunststoffe, Kupfer und Silber zu gewinnen“, erklärt Kraus. Diese Output-Ströme würden zu Granulaten zerkleinert, aus denen neue Platten hergestellt werden können.


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Ein typisches kristallines Silizium-Solarpanel besteht aus 65 bis 75 Prozent Glas, 10 bis 15 Prozent Aluminium für den Rahmen und 10 Prozent Kunststoff. Silizium macht nur 3 bis 5 Prozent an einem Solarpanel aus. Von all diesen Materialien sollen in der neuen Anlage annähernd 96 Prozent zurückgewonnen werden.

Das neue Werk in Rousset hat laut Kraus einen Vertrag über vier Jahre mit dem Rücknahmesystem PV Cycle France geschlossen. Die Laufzeit erstreckt sich von 2017 bis 2020. Veolia will in seiner neuen Anlage alle in Frankreich stillgelegten PV-Module recyceln. Aber der Konzern denkt bereits über die Landesgrenzen hinweg. „Die Veolia-Gruppe möchte diese Erfahrung nutzen, um ähnliche Anlagen künftig auch im Ausland zu bauen“, so Kraus.


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[su_spoiler title=“Wachsender Markt für Photovoltaik-Abfälle“]

  • Bis 2050 könnten weltweit 78 Millionen Tonnen Photovoltaik-Abfälle anfallen. Das prognostizieren die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) und das Photovoltaik-Programm der Internationalen Energieagentur (IEA).
  • Voraussetzung ist, dass die Module nicht – wie vorhergesehen – 30 Jahre halten. Dann würden nämlich nur 60 Millionen Tonnen ausgediente Module anfallen.
  • Würden alle darin enthaltenen Sekundärrohstoffe wieder in den Kreislauf gebracht, liege deren Wert bei weit über 15 Milliarden US-Dollar, schreiben die Experten (PV-Module enthalten 78 Prozent Glas, rund 10 Prozent Aluminium, 7 Prozent Kunststoffe und 5 Prozent Metalle und Halbleiter).
  • Damit könnten zwei Milliarden Photovoltaik-Module mit einer Kapazität von 630 Gigawatt (GW) hergestellt werden.
  • In Deutschland müssen bis 2050 etwa 4,4 Millionen Tonnen Solarmodule recycelt werden, schätzen die Branchenexperten. Mit dieser Menge liegt Deutschland international auf Platz fünf.
  • Der größte Teil der Photovoltaik-Abfälle fällt bis 2050 wohl in China an: 20 Millionen Tonnen bei vorzeitigen Ausfall der Module, 13,5 Millionen Tonnen bei regulärer Lebensdauer, wie die Experten der IRENA und der IEA berechnet haben.
  • Auf Platz zwei folgten die Vereinigten Staaten mit 10,5 (7,5) Millionen Tonnen.
  • Japan rangiert auf Platz drei mit 7,5 (6,5) Millionen Tonnen.
  • Indien liegt mit 7,5 (4,5) Millionen Tonnen noch vor Deutschland auf Platz vier.

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© 320° | 28.06.2018

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