Neues Verfahren

Bei der Aufbereitung von Elektroaltgeräten und Altautos fallen immer mehr Kunststoffe in der Shredderleichtfraktion an. Bislang wird die Mischfraktion meist energetisch verwertet. Ein neues Erkennungs- und Separationsverfahren verspricht die sortenreine Rückgewinnung.

Recyclingtechnik für Polymere aus Shredderfraktionen


Kunststoffe und Kunststoff-Blends aus Shredderfraktionen werden bislang kaum stofflich verwertet. Dabei fallen sie in beträchtlichen Mengen an: Allein bei der Aufbereitung von Elektroaltgeräten schlagen in Deutschland jährlich 400.000 Tonnen Kunststoffe zu Buche. Hinzu kommen eine Millionen Jahrestonnen im Bereich Automobilrecycling. Entwickler der Karlsruher Firma Unisensor haben nun ein neues Erkennungs- und Separationsverfahren entwickelt, um Polymere aus der Shredderleichtfraktion dieser Abfallströme abzutrennen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat das Verfahren mit Know-how und 125.000 Euro unterstützt.

Konkret handelt es sich um eine Maschine, die aus einem On-line-Detektionsmodul besteht, kombiniert mit einem Sortiermodul. Dies ermöglicht es laut DBU, Kunststoffe sortenrein zurückgewinnen und dabei eine Produktreinheit von über 98 Prozent zu erreichen. Der Durchsatz liege bei 10 Tonnen pro Stunde. Die Maschine identifiziere Bruchstücke aus Polypropylen (PP), Polyethylen (PE) und Polystyrol (PS) sowie Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) sowie Blends aus Polycarbonat und ABS (PC-ABS). Darüber hinaus könnten auch schwarze/dunkel eingefärbte Polymere zuverlässig erkannt werden.

UV-Detektion und patentiertes Rotationsmodul

Im Detail werden die Polymer-Bruchstücke zunächst mittels optischer Spektroskopie detektiert. Dafür regt ein in der Maschine verbauter Laser das Material an und analysiert anschließend die UV-Fluoreszenz-Spektren. Wie die Entwickler betonen, müssen pro Sekunde rund eine Million Spektren ausgewertet und den jeweiligen Bruchstücken zugeordnet werden.

Anschließend werden die Bruchstücke sortiert, also ausgeblasen. Dafür haben die Entwickler ein patentiertes Modul mit 384 kreisförmig angeordneten Düsen entwickelt, das je nach Kunststoff passend angesteuert wird. Das geschlossene rotationssymmetrisches System besteht zudem aus acht identischen Teilsegmenten, so die Entwickler. Das ermögliche parallele Mehrfach-Sortierungen, indem die einzelnen Segmente unterschiedlich belegt würden.

Das neue Erkennungs- und Separationsverfahren hat Unisensor inzwischen kommerzialisiert. Unter dem Namen Powersort 360 stünden für Kunden ab sofort zwei Maschinenkonzepte bereit: eines für das Recycling von Elektroaltgeräten (Typ I) und eines für das Recycling von Automobilkunststoffen (Typ II). Den ersten Maschinentyp will Unisensor voraussichtlich im April, den zweiten Maschinentyp im September ausliefern.

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