Schwierige Liquiditätslage

Die Zeit drängt: Liegt bis Ende März kein Finanzierungsangebot für die deutschen Tochtergesellschaften von Recylex vor, wird die Fortführung der Unternehmen in Frage gestellt. Auch die Muttergesellschaft Recylex wäre gefährdet.

Recylex-Töchter stehen auf der Kippe


Die Recylex Gruppe muss für das Geschäftsjahr 2015 erneut einen Umsatzrückgang hinnehmen. Wie der Recyclingkonzern mitteilt, ist der Jahresumsatz um 9 Prozent auf 385,4 Millionen Euro gesunken. Angaben zum Gewinn oder Verlust macht die Gruppe zwar nicht, doch die finanzielle Situation der Gruppe scheint sich immer mehr zuzuspitzen.

Der Vorstandsvorsitzende der Recylex Gruppe, Yves Roche, erklärte gestern bei der Vorlage der Geschäftszahlen, dass Recylex die erforderlichen Schritte für die Sanierung der Gruppe fortsetzen werde. In Rahmen dessen seien die Maßnahmen zur Wahrung der Liquidität verstärkt worden. Außerdem werde die Suche nach einer globalen Finanzierungslösung für die deutschen Tochtergesellschaften fortgeführt.

Angesichts der „schwierigen Liquiditätslage“ habe die Gruppe zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um den Bedarf an umlaufenden Betriebsmitteln unter Kontrolle zu halten. „Sollte bis Ende des ersten Quartals 2016 kein Finanzierungsangebot vorliegen, könnte die Unternehmensfortführung der deutschen Tochtergesellschaften der Gruppe in Frage gestellt werden, was auch die Unternehmensfortführung von Recylex SA in Frage stellen würde“, heißt es seitens Recyclex.

Die angestrebte globale Finanzierungslösung umfasse die Finanzierung des Projektes der neuen Industrieanlage im Geschäftsbereich Blei sowie die Refinanzierung einer Kreditlinie in der Höhe von 3 Millionen Euro, die Ende März 2016 ausläuft, erläutert der Konzern. Außerdem gehe es um die Finanzierung des Bedarfs an umlaufenden Betriebsmitteln der deutschen Tochtergesellschaften.

Zur Recylex-Gruppe gehören die Recylex GmbH mit Sitz in Hannover und Goslar sowie die Tochterfirmen Weser-Metall GmbH in Nordenham (Bleischmelzofen und Bleiproduktion), die PPM Pure Metals Gmbh in Langelsheim (Spezialmetalle), die Norzinco GmbH in Goslar (Recycling von Altzink) und die Harz-Metal GmbH (Aufbereitung von Blei-Säurehaltigen Altbatterien und Recycling von zinkhaltigen Stahlwerksstäuben). Hinzu kommen die französischen Gesellschaften Recylex Villefranche, C2P SAS, Recytech SA und Recylex Escaudoeuvres sowie die belgische Gesellschaft Fonderie et Manufacture de Métaux (FMM) S.A.

Zu den Geschäftszahlen 2015 erklärte Recylex-Chef Roche, dass sich die Wartungsstillstände in beiden wichtigen Geschäftsbereichen Blei und Zink ausgewirkt hätten. Der Bleipreis sei im Zeitraum 2. Januar 2015 bis 31. Dezember 2015 um 8 Prozent gestiegen, während der Zinkpreis 19 Prozent einbüßte. Im Einzelnen beschreibt Recylex die Entwicklung der einzelnen Geschäftsbereiche wie folgt:

Geschäftsbereich Blei:

Der Geschäftsbereich erwirtschaftete im vergangenen Jahr 73 Prozent des Konzernumsatzes. Zum 31. Dezember 2015 belief sich der Umsatz auf 281,8 Millionen Euro, was einem Rückgang von 10 Prozent gegenüber 2014 entspricht. Das rückläufige Verkaufsvolumen in Zusammenhang mit dem Wartungsstillstand hätte durch den leichten Anstieg des durchschnittlichen Bleipreises im Berichtszeitraum nur zum Teil kompensiert werden können.

Die Produktion der Tochtergesellschaft Weser-Metall GmbH erreichte im vergangenen Jahr 125.506 Tonnen, gegenüber 139.334 Tonnen im Vorjahr, was einem Rückgang von nahezu 10 Prozent entspricht. Dieser Rückgang sei auf die Auswirkungen des geplanten Wartungsstillstands der Bleihütte zurückzuführen, der im zweiten Quartal 2015 durchgeführt wurde.

Geschäftsbereich Zink:

Auf diesen Geschäftsbereich entfielen im vergangenen Jahr 17 Prozent des Konzernumsatzes. Der Umsatz belief sich zum 31. Dezember 2015 auf 66,0 Millionen Euro; dies entspricht einem Rückgang von 3 Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 2014. Diese Entwicklung sei hauptsächlich auf den äußerst starken Rückgang des Zinkpreises im zweiten Halbjahr 2015 zurückzuführen. Bei der Produktion von Zinkoxiden habe man eine stabile Leistung erzielt.

Die Produktion von Wälzoxiden der Tochtergesellschaft Harz-Metall GmbH verzeichnete 2015 aufgrund des Wartungsstillstandes einen Rückgang von 9 Prozent auf 22.182 Tonnen gegenüber 24.473 Tonnen im Jahr 2014. Die Produktion von Zinkoxiden der Tochtergesellschaft Norzinco GmbH belief sich 2015 auf 22.941 Tonnen gegenüber 24.282 Tonnen im Jahr zuvor, was einem Rückgang von 5 Prozent entspricht.

Geschäftsbereich Spezialmetalle:

Auf den Geschäftsbereich Spezialmetalle entfielen im vergangenen Jahr 5 Prozent des Konzernumsatzes. Der Umsatz verminderte sich gegenüber 2014 um 13 Prozent auf 20,5 Millionen Euro. Diese Entwicklung sei im Wesentlichen auf die geringeren Verkäufe von Germanium zurückzuführen.

Geschäftsbereich Kunststoff:

Auf den Geschäftsbereich Kunststoff entfallen ebenfalls 5 Prozent des Konzernumsatzes. Der Umsatz reduzierte sich auf 17,1 Millionen Euro. In Frankreich führte die Ölpreisbindung zu tieferen Verkaufspreisen. In diesem Zusammenhang hätten die leicht rückläufigen Verkaufsvolumen in Frankreich durch die Zunahme der Verkaufsvolumen in Deutschland zum Teil kompensiert werden. Die Gesamtproduktion dieses Geschäftsbereichs blieb mit 16.533 Tonnen rezykliertem Polypropylen stabil.

 

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