Wiederverwendung von Lithium-Ionen-Batterien

Der Entsorgungskonzern Remondis errichtet an seinem Hauptsitz einen stationären Batteriespeicher. Das Besondere: Er besteht aus gebrauchten Modulen, die zuvor ihren Dienst in Elektrofahrzeugen verrichtet haben. Anfang 2016 soll der Speicher ans Netz gehen.

Remondis baut Stromspeicher aus gebrauchten Fahrzeugbatterien


Auf dem Gelände des Entsorgungskonzerns Remondis im westfälischen Lünen wird ab kommendem Jahr Strom gespeichert – und zwar mit Hilfe von gebrauchten Batterien aus E-Mobilen. Am heutigen Mittwoch (3. November) haben die Bauarbeiten für diesen so genannten second-use-Batteriespeicher begonnen. Er soll mit einer Kapazität von insgesamt 13 Megawattstunden der weltweit größte sein, teilt Remondis mit. Zum Vergleich: Die Nennleistung von großen Windenergieanlagen liegt derzeit zwischen 1 bis 7 Megawatt.

Die relativ hohe Kapazität des Batteriespeichers wollen die Projektverantwortlichen erreichen, indem sie rund 1.000 ausgediente Batterien aus Plug-in-Hybridfahrzeugen oder Elektro-Fahrzeugen bündeln. Jeweils 46 dieser Batteriesysteme mit einer Kapazität von 600 Kilowattstunden würden einen Strang bilden. Wie Remondis erklärt, reicht die Leistung einer Batterie nach bis zu zehn Jahren Einsatz für ein Fahrzeug nicht mehr aus. Dennoch liegt die Leistung der Batterie immer noch bei 80 bis 90 Prozent. Damit sei ein wirtschaftlicher Betrieb im stationären Bereich für schätzungsweise mindestens zehn weitere Jahre möglich, beispielsweise um Strom aus Windkraftanlagen oder Solarkraftwerken zu speichern.

Recycling von Lithium-Ionen-Batterien

Ziel des Projekts ist es, den stationären Speicher am Energiemarkt zu vermarkten. Leistungsfähige Batteriespeicher werden derzeit als wichtiger Baustein für die Energiewende händeringend gesucht. Hinter dem Projekt steckt ein Joint-Venture von Remondis, Autobauer Daimler, des Münchner Anbieters von Elektromobilitäts-Lösungen The Mobility House sowie des Energiedienstleisters Getec. Die beiden Letztgenannten kümmern sich um Installation und Vermarktung des stationären Batteriespeichers an den Energiemärkten. Daimler liefert die aufbereiteten Batteriemodule des Speichers und Remondis stellt für den Stationärspeicher das Gelände zur Verfügung.

Darüber hinaus plant der Entsorgungskonzern, die Batteriesysteme am Ende ihres Lebenszyklus großtechnisch zu recyceln. Das könnte aber noch dauern. „Wir stehen erst ganz am Anfang der Entwicklung“, sagte Remondis-Pressesprecher Michael Schneider. Derzeit suche man noch auf der Ebene von Forschung und Entwicklung nach geeigneten Verfahren.

Dabei könnten den Lünenern die Erfahrungen ihrer Tochtergesellschaft Nordische Quecksilber Rückgewinnung (NQR) helfen. Das Unternehmen bereitet in Lübeck unter anderem Quecksilber aus Knopfzellen auf. Zudem werden dort Nickel-Cadmium-Akkus aus Industriegeräten recycelt, zum Beispiel Grubenlampen und Notstromaggregaten. Daraus gewinnt NQR das Metall Nickel wieder.

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