Niedrigwasser

Die aktuellen Transportprobleme auf dem Rhein zeigen, wie schnell die Logistik zusammenbrechen kann. Das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium sieht den Bund am Zuge. Er dürfe die Rhein-Vertiefung nicht auf die lange Bank schieben.

Rhein-Vertiefung nötiger denn je


Das aktuelle Niedrigwasser zeigt, wie dringend eine Vertiefung des Rheins ist. „Grundsätzlich besteht derzeit keine Produktionsknappheit, sondern eine Transportknappheit durch das Niedrigwasser des Rheins“, teilte das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Dies mache bewusst, „wie hoch die Bedeutung der Bundeswasserstraßen für unsere Infrastruktur ist“.

Die Transportleistung auf dem Strom sei enorm, allerdings sei die Fahrrinne teilweise nicht tief genug – etwa am Mittelrhein. Das schränke die Transportkapazität schon bei normalem Pegelstein ein, erklärt das Ministerium.

Nichtsdestotrotz schiebe der zuständige Bund die Vertiefung, die Teil des Bundesverkehrswegeplans 2030 ist, auf die lange Bank. „Der Bund muss dafür sorgen, dass der Rhein als Transportweg leistungsfähig bleibt“, appellierte das Mainzer Ministerium in Richtung Berlin.

Probleme bei Tankstellen

Wegen des niedrigen Rhein-Pegels können auch Tankschiffe nur noch halb so viel Benzin und Diesel transportieren. Das hat in einigen Gegenden Deutschlands zu Versorgungsproblemen der Tankstellen geführt. Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) fordert nun, dass Tanklaster auch an Sonn- und Feiertagen unterwegs sein dürfen.

Der Verband habe das Bundesverkehrsministerium um eine vorübergehende Aufhebung der Fahrverbote gebeten, teilte ein MWV-Sprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur mit. Als weiteres Mittel nannte er eine temporäre Erhöhung des zulässigen Transportgewichts von 40 auf 44 Tonnen.

„Einen Notstand haben wir nicht, aber sehr wohl eine angespannte Versorgungssituation im Westen und Südwesten Deutschlands“, sagte der MWV-Sprecher. Es könne immer wieder über mehrere Stunden zu Leerständen an Tankstellen kommen. „Eine Entspannung ist erst in Sicht, wenn der Rhein-Pegel steigt. Dafür muss es kräftig regnen. “

Auch der Geschäftsführer des Bundesverbandes Freier Tankstellen, Stephan Zieger, sprach von „Schwierigkeiten“ in einigen Regionen, besonders entlang des Rheins in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Derzeit werde noch geprüft, ob ein neuer Antrag auf Freigabe weiterer Reserven für betroffene Regionen gestellt werde, sagte Zieger. Er betonte aber: „Es gibt keine nennenswerten Ausfälle. “ Auch leer gelaufene Tankstellen bekämen in aller Regel nach einigen Stunden wieder Ware. „Wir haben es noch im Griff. “

Die Bundesregierung hatte bereits vor mehreren Wochen größere Mengen Benzin, Diesel und Kerosin aus der nationalen Ölreserve freigegeben. Nun würden weitere Hilfsmaßnahmen geprüft. „Wir sind bereits mit Hochdruck dran, Abhilfe zu schaffen“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) der Bild am Sonntag. Das Lagezentrum des Ministeriums habe ihm „das Nachschub-Problem und die Situation an den Tankstellen“ gemeldet. Details zu möglichen Hilfen nannte er nicht.

 

© 320°/dpa | 20.11.2018

Mehr zum Thema
Wird die Energie- und Antriebswende ausgebremst?
Alternative Papiersorten: Wie gut sind die Top Ten wirklich?