Elektronischer Müllmann

Schwedische Forscher tüfteln derzeit gemeinsam mit US-Kollegen und Entsorgungsfirmen an einem Roboter für die Müllabfuhr. Das vierrädrige Gefährt holt die Mülltonnen automatisch vom Standplatz ab und bringt sie zum Sammelfahrzeug. Ein Video zeigt das System nun erstmals in Aktion.

Roboter soll Müllwerker ersetzen


Wie die Müllabfuhr in naher Zukunft aussehen könnte, haben vor kurzem Studenten der Technischen Hochschule Mälardalen in Schweden demonstriert. Sie haben einen elektronischen Müllmann auf vier Rädern namens ROARY entwickelt. Dieser holt selbstständig Mülltonnen vom Hinterhof und bringt sie zum Abfallsammelfahrzeug.

Um einen Eindruck zu vermitteln, wie ROARY arbeitet, haben die schwedischen Forscher ein fünfminütiges Video gedreht. Daniel Adolfsson erklärt das Robotersystem bei seinem ersten Einsatz unter Realbedingungen:

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Im Detail funktioniert das vierrädrige System so: Auf seiner Tour fährt der Müllwerker zum Beispiel vor einer Hausanlage vor und startet per Knopfdruck die Sammlung. Daraufhin setzt sich der Roboter in Bewegung. Gleichzeitig hebt vom Dach des Sammelfahrzeugs eine Drohne ab, die dem Roboter meldet, wo er die zu entleerenden Mülltonnen findet. Anschließend holt das System automatisch die Tonne vom Standplatz, bringt sie zum Fahrzeug, entleert sie dort und stellt sie wieder zurück. Von der Kabine aus überwacht der Fahrer über ein Display den kompletten Vorgang.

Sollte ein Hindernis bei der Sammlung auftauchen, etwa ein Dreirad wie im Video, kann der Roboter ausweichen, betonen die Forscher. Dazu haben sie in ROARY Kameras und Lidar verbaut – ein System, dass ähnlich wie ein Radar funktioniert. Darüber hinaus habe der elektronische Müllmann eine Vielzahl weiterer Sensoren an Bord, unter anderem GPS, IMU (inertial measurement unit), Beschleunigungsmesser und Gyroskope. Diese Sensoren dienen der Navigation, vermessen den zurückgelegten Weg, und sagen dem Roboter, wo und in welcher Lage er sich befindet.

Zudem sollen sie die Sicherheit des Systems während der Sammlung gewährleisten. Läuft beispielsweise ein Kind oder ein Hund vor den Roboter, stoppt er sofort. Eine Kamera auf dem Lkw überwacht zusätzlich, wenn jemand beim Leerungsvorgang den Trommeln zu nahe kommt. Auch dann werde der Sammelprozess automatisch abgebrochen.

Zukunft der Müllabfuhr

ROARY ist der erste Prototyp, der innerhalb des Projekts ROAR vorgestellt wurde. Der Titel steht für Robot-based Autonomous Refuse handling, was übersetzt so viel bedeutet wie automatische roboterbasierte Abwicklung der Müllsammlung. Am Projekt beteiligt sind der schwedische Truckhersteller Volvo und das Recyclingunternehmen Renova.

Darüber hinaus sind neben der Hochschule Mälardalen auch die Technische Hochschule Chalmers in Göteborg und die Pennsylvania State University in den USA beteiligt. In Göteborg realisieren Studenten das gesamte Steuerungssystem sowie die Steuerung der Drohne. Ihre US-Kollegen kümmern sich um die grafische Darstellung, damit der Fahrer den Roboter jederzeit im Blick behält.

Mit ROAR will Volvo nach eigenen Angaben zeigen, wie intelligente Maschinen den Alltag erleichtern könnten. „Wir sehen eine Zukunft mit mehr Automatisierung“, sagt Per-Lage Götvall, verantwortlich für Robotertechnologien innerhalb der Volvo-Gruppe. „Dieses Projekt ist dafür da, unsere Phantasie zu kitzeln, um neue Konzepte zu erproben, die die Zukunft des Verkehrs sein könnten.“

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