Rückgabeautomaten

Ein Pfandsystem für PET-Flaschen und Dosen gibt es in der Türkei nicht. Wer aber in Istanbul dennoch sammelt, wird auf andere Weise belohnt – mit einem Fahrschein für die Metro beispielsweise. Das System scheint zu funktionieren: Die Stadt will es auch auf andere Materialien ausdehnen.

Sammeln für das U-Bahn-Ticket


Flaschensammeln lohnt sich in Istanbul auch ohne Pfandsystem. Denn wer in der größten türkischen Metropole genügend leere Kunststoffflaschen und Dosen zurückgibt, der spart sich sein Metroticket. Für besonders fleißige Sammler gibt es noch einen weiteren Anreiz: Wer die meisten Dosen und Flaschen abgibt, wird doppelt belohnt und bekommt weitere Preisnachlässe auf Angebote der Stadt, beispielsweise auf Theaterkarten.

Für ein komplett kostenloses Metro-Ticket müssen die Sammler allerdings fleißig sein. Pro Flasche gibt es je nach Größe und Material zwischen 0,003 und 0,014 Cent. Wie die Schweizer Plattform Infosperber berechnet hat, muss ein Fahrgast beispielsweise bis zu 30 Flaschen eingeben, um ein kostenloses Ticket von einem Vorort in die Innenstadt lösen zu können.

Damit die Flaschen nicht säckeweise an die Automaten getragen werden, können die Einzelabgaben den Sammlern auch auf die Bahnkarte gutgeschrieben werden. Auch öffentliche, kostenpflichtige Toiletten können dann günstiger genutzt werden.

Die Rücknahmeautomaten stehen in Istanbul an Bahnstationen und Schulen. Bis zum Jahresende sollen insgesamt hundert solcher Rückgabeautomaten aufgestellt werden. Gebaut werden sie von dem städtischen Unternehmen Istanbul IT und Smart City Technologies. Das Verfahren ist laut Stadt deutlich günstiger als andere Sammelsysteme. Wie die Stadt mitteilt, soll die Aktion auch auf Glasflaschen und Batterien ausgeweitet werden.

Vergütung mit digitaler Währung

Mit der Sammel- und Recyclingoffensive will die Stadt dazu beitragen, die Recyclingquoten für Verpackungen zu verbessern. Nach Angaben der Außenhandelsagentur gtai muss in der Türkei in den Jahren 2018 und 2019 eine Recyclingquote von 54 Prozent für Verpackungsabfälle aus Glas, Papier, Metall und Kunststoffen erreicht werden. Das hat das türkische Umweltministerium im vergangenen Jahr festgelegt. Wie hoch die Quote derzeit ist, lässt gtai offen. Für Siedlungsabfälle weist das europäische Statistikamt Eurostat für das Jahr 2016 eine Recyclingquote von lediglich 9,2 Prozent aus.

Die Idee der Stadt Istanbul – die Rückgabe von Abfällen zu belohnen – ist nicht neu. Weltweit gibt es immer wieder Aktionen und Projekte, bei denen die Verbraucher zum Sammeln angehalten werden und im Gegenzug etwas angeboten bekommen.

In einem etwas größeren Stil versucht das derzeit beispielsweise ein Start-up in Großbritannien: Das junge Unternehmen BCDC hat mit RecycleToCoin ein System entwickelt, bei dem der Kunde zunächst Plastikflaschen und Aludosen in einen Automaten werfen muss und dann einen QR-Code scannen kann. Anschließend wird in einer App das ersammelte Guthaben in digitales Geld umgewandelt. Das kann entweder gespendet oder beispielsweise gegen elektronische Gutscheinkarten getauscht werden.

 

© 320° | 06.11.2018

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