Kehrtwende in Berlin

Im Streit um die Altglassammlung in Berlin will die Regionskoalition nun doch beim Holystem bleiben. Vollzogene Umstellungen sollen rückgängig gemacht werden.

„Sammlung im Bringsystem ist nicht zu tolerieren“


Kommando zurück: Im Streit um die Altglassammlung in Berlin haben die Gegner des Bringsystems einen Etappensieg errungen. Bei einer Klausurtagung der Wohnungs- und Stadtentwicklungsexperten am vergangenen Wochenende einigten sich SPD und CDU darauf, in der Hauptstadt alles beim alten zu belassen. Außerdem soll in den Gebieten, in denen die Sammlung bereits umgestellt wurde, wieder zum Ursprungsmodell zurückgekehrt werden.

In Berlin gibt es seit Monaten Zoff, weil zum Jahreswechsel in den drei Bezirken Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick die Tonnen für Altglas von den Haustüren der Berliner abgezogen wurden. Stattdessen müssen die Bewohner ihr Altglas nun an Recyclinginseln in einem Bring-System abgeben.

Eigentlich sollte die Umstellung in ganz Berlin peu-a-peu erfolgen, um damit die Qualität der Scherben zu verbessern. Doch die Initiatoren – die Berliner Senatsverwaltung und die dualen Systeme – hatten nicht mit dem Widerstand der Betroffenen gerechnet. Dieser führte zunächst dazu, dass die Verantwortlichen versprachen, erstmal keine weiteren Umstellungen in Berlin durchzuführen und die Entwicklungen in den Testgebieten genau zu beobachten. Nun werden die bereits abgeholten Tonnen wohl wieder aufgestellt.

Forderung nach besserer Qualität

Zwar handelt es sich zunächst noch nicht um einen Beschluss – die Koalitionspartner haben sich lediglich auf einen Entwurf eines Antrags verständigt – aber die Gegner der Umstellung freuen sich bereits und die meisten Fraktionen hatten schon in der Vergangenheit Unterstützung angekündigt. „Mit der Entscheidung, die haushaltsnahe Altglassammlung in ganz Berlin fortzuführen, hat die Berliner Regierungskoalition Weitsicht bewiesen und dafür Sorge getragen, dass Berlin auch weiterhin hohe Erfassungsquoten erreichen wird“, kommentiert Peter Kurth, Präsident des Entsorgerverbands BDE.

Wie aus dem Entwurf hervorgeht, sollen die seit November 2013 abgezogenen Altglastonnen nun kurzfristig wiederaufgestellt werden. „In allen anderen Berliner Bezirken ist sicherzustellen, dass der vorhandene Ausbaugrad der haushaltsnahen Altglassammlung mindestens erhalten bleibt. Eine verstärkte Sammlung im Bringsystem, also über Depotcontainerstellplätze im Straßenland („Altglas-Iglus“), ist nicht zu tolerieren.“ Zugleich wird in dem Schreiben gefordert, die Qualität des gesammelten Altglases zu verbessern. Unter den Vorschlägen sind Tonnen mit kleineren Einwurflöchern und Schließ-Einrichtungen, häufigere und sortengetrennte Leerungen, Reduzierung von Glasbruch durch schonende Tonnenentleerung und eine bessere Sensibilisierung der Bevölkerung. Außerdem soll der Senat über die Fortschritte bei der Qualitätsverbesserung der Sammlung vierteljährlich berichten. Die erste Zwischenbilanz wäre dann am 1. April fällig.

Wann der Antrag im Abgeordnetenhaus behandelt wird, steht bisher noch nicht fest.

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