Kühlgeräteentsorgung

Die Deutsche Umwelthilfe lässt an der Praxis der Kühlgeräteentsorgung kaum ein gutes Haar. Der Umweltverband fordert die Hersteller auf, die beauftragten Recycler „an die Kandare“ zu nehmen und zu kontrollieren. Falls nicht, will die DUH mit „kreativen Aktionen gegen das schmutzige Entsorgungsgeschäft“ vorgehen.

„Schlechteste Entsorgungspraxis in ganz Europa“


Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft Deutschlands führenden Kühlgeräteherstellern Bosch, Miele, Bauknecht, Liebherr und Electrolux vor, sich nicht ausreichend um die Praxis der Kühlgeräteentsorgung zu kümmern. „Wir nehmen nicht länger hin, dass ausgediente Kühlgeräte unsachgemäß entsorgt werden, nur um pro Gerät einige paar Euro mehr Gewinn zu machen“ macht Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, deutlich.

Der Umweltverband bemängelt insbesondere die unzureichende Entnahme von FCKW. Nach dem gesetzlich vorgegebenen Stand der Technik müssten aus alten Kühlgeräten mindestens 90 Prozent der enthaltenen Treibhausgase entnommen werden. Tatsächlich seien es in deutschen Recyclinganlagen aber deutlich weniger, da viele Anlagen FCKW aus der Isolierung der Kühlgeräte nur unzureichend zurückgewinnen und bei der Mengenermittlung fälschlich Wasser als FCKW werten.

„Wir haben den Geschäftsführern unseren Kenntnisstand ihrer klimapolitischen Fehlleistungen mitgeteilt und diese aufgefordert, die Umsetzung vorbildlicher europäischer Entsorgungsstandards umgehend sicherzustellen“, so Resch. „Hierzu müssen die beauftragten Recycler an die Kandare genommen und kontrolliert werden. Wenn dies bis Herbst nicht durch Auditberichte glaubhaft belegt wird, dann werden wir mit ‚kreativen Aktionen‘ gegen das schmutzige Entsorgungsgeschäft vorgehen.“


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Nach Berechnungen der DUH können die jährlich in Deutschland entweichenden Klimagase aus der Kühlgeräteentsorgung die Atmosphäre so stark belasten, wie umgerechnet eine Million Tonnen Kohlendioxid. Die DUH fordert in einem persönlichen Schreiben an die verantwortlichen Geschäftsführer der fünf großen deutschen Kühlgerätehersteller einen echten Klimaschutz und die Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Entsorgung alter Kühlgeräte.

Konkret fordert die DUH die Hersteller dazu auf, die europäischen Entsorgungsstandards EN 50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4 den Recyclern bei der Kühlgerätebehandlung vorzugeben und deren Umsetzung wirksam zu kontrollieren. Hierfür seien vollständige Prüfungen auf Basis der EU-Standards durch extern beauftrage neutrale Prüfer zwingend erforderlich. Darüber hinaus sollten die Auditberichte veröffentlicht werden, damit unplausible Prüfergebnisse entdeckt werden könnten. Doch genau dies geschehe ebenfalls nicht.

„In seinen Nachhaltigkeitsberichten brüstet sich der Kühlgerätehersteller Bosch mit seinem Umweltengagement. Mit der Realität hat das wenig zu tun, denn die Entsorgungspraxis in Deutschland gehört zur schlechtesten in ganz Europa“, kritisiert der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft, Thomas Fischer. Die Kühlgerätehersteller seien nicht bereit, Auditberichte beauftragter Recycler offenzulegen und setzten stattdessen auf Intransparenz. „Deutschlands führende Kühlgeräteproduzenten haben scheinbar kein Interesse an einer guten Entsorgung nach dem Stand der Technik“, so Fischer.

So habe beispielsweise der Marktführer Bosch auch nach mehrmaligen gezielten Nachfragen der DUH den Nachweis verweigert, dass die beauftragten Recycler Kühlgeräte unter vollständiger Einhaltung der europäischen Entsorgungsstandards EN 50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4 oder deren Vorgängernormen verwerten.


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Besonders scharf kritisiert die DUH die bisherige Verfahrensweise, dass sich die von Kühlgeräteherstellern beauftragten Recyclingunternehmen ihre Prüfer zur Auditierung von Entsorgungsnormen selbst aussuchen dürfen. „Niemand käme auf die Idee, einen Autofahrer sich selbst auf Alkohol kontrollieren zu lassen“, kritisiert Bundesgeschäftsführer Resch.

„Doch nach genau diesem Prinzip wird bei der Auditierung zur Einhaltung von Entsorgungsnormen verfahren“, moniert Resch. „Die Kühlgeräterecycler dürfen sich ihre eigenen Prüfer auswählen. Die Gerätehersteller akzeptieren dieses Verfahren. Ganz offenkundig interessiert diese vor allem ein möglichst niedriger Entsorgungspreis und nicht die Qualität sowie der Umweltschutz.“

 

© 320° | 11.07.2018

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