Mehr Sortieranlagen

Vom geplanten Ausbau der Getrenntsammlung in Europa profitiert auch die Altpapiersortierung. In den kommenden Jahren werden zahlreiche Anlagen neu gebaut, glaubt die Unternehmensberatung ecoprog. In Deutschland stehen die Modernisierung und der Ersatz alter Anlagen an.

Schub für Altpapiersortierung in Europa


Die Sortierung von PPK-Abfällen wird bis 2025 an Bedeutung gewinnen, ist die Kölner Unternehmensberatung ecoprog überzeugt. Verursacht werde die Entwicklung durch den Ausbau und die Optimierung der Getrenntsammlung in Europa. Dadurch werde es zu einem weiteren Anstieg der PPK-Abfälle kommen, die stofflich verwertet werden können. Durch den Ausbau der Getrenntsammlung würden Altpapiere erfasst, die vorher größtenteils deponiert wurden.

Auch Chinas Importrestriktionen würden ihren Teil dazu beitragen. So werde die Bedeutung der Altpapiernutzung innerhalb Europas steigen, erklärt ecoprog. „Dies bedingt wiederum eine intensivierte Sortierleistung, um die Anforderungen der hiesigen Papierindustrie an einen vermehrten Altpapiereinsatz in der Produktion zu erfüllen.“

Ecoprog schätzt, dass die PPK-Abfallmengen aus Siedlungsabfällen bis 2025 um circa 4,6 Millionen Tonnen auf 48 Millionen Tonnen pro Jahr steigen werden. Die größten Marktpotenziale böten aktuell Frankreich, das Vereinigte Königreich und Polen:

  • In Frankreich soll die getrennte Erfassung von Siedlungsabfällen in den kommenden Jahren ausgebaut werden. Dazu sei geplant, zwischen 2013 und 2023 Sortierkapazitäten in Höhe von 3 Millionen Tonnen zu errichten. In Frankreich gebe es aktuell eine rege Projekttätigkeit, die auch in den kommenden Jahren anhalten wird.
  • Im Vereinigten Königreich wird das bisher uneinheitliche Holsystem in Form der trockenen Wertstofftonne in den kommenden Jahren vereinheitlicht und optimiert. In der Folge rechnet ecoprog mit einer weiteren Mengensteigerung, zahlreiche Anlagenplanungen bestünden bereits.
  • Im osteuropäischen Raum ergeben sich aus Sicht von ecoprog die konkretesten Anhaltspunkte in Polen. Im Zuge einer neuen Abfallgesetzgebung müssten die Gemeinden bis 2022 die Getrenntsammlung für Papier und Karton und weitere Abfälle flächendeckend einführen. Bislang seien Pläne für die Errichtung von 56 Sortieranlagen mit einer Kapazität von rund 870.000 Jahrestonnen bekannt.

Insgesamt würden in Europa bis 2025 zusätzliche Sortierkapazitäten in Höhe von 6,7 Millionen Tonnen benötigt. Hierbei wird bereits berücksichtigt, dass etwa die Anlagen im Vereinigten Königreich nicht auf eine reine PPK-Abfallsortierung, sondern auf die gesamten Abfälle der trockenen Wertstofftonne ausgelegt sein werden.

Hinzu kommen etwa 2,1 Millionen Tonnen an Sortierkapazitäten, die bis 2025 aufgrund des in Teilen alten Anlagenbestandes modernisiert oder ersetzt werden. „Dies betrifft überwiegend große Bestandsmärkte wie Deutschland und Spanien. In Summe entspricht dies etwa 160 neu zu errichtenden Anlagen sowie 60 Ersatz- oder Modernisierungsprojekten bis 2025“, so ecoprog.


Altpapier-Sortieranlagen in Europa:

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3 Gruppen von Sortieranlagen

Aktuell sind in Europa über 2.000 Sortieranlagen in Betrieb, die Abfälle aus Papier und Karton (PPK) sortieren. Die Anzahl der Anlagen sei relativ gleichmäßig in Europa verteilt, erläutert die Unternehmensberatung. Im Wesentlichen liege das an den bereits gut etablierten Sammelsystemen für PPK-Abfälle in vielen europäischen Ländern.

Technisch unterscheiden sich die Sortieranlagen für PPK-Abfälle jedoch teils deutlich:

  • Die Anzahl reiner Altpapiersortierer ist vergleichsweise gering, erklärt ecoprog. In Europa gebe es rund 380 Anlagen mit einer durchschnittlichen Kapazität von 41.000 t/a.
  • Die technische Ausrichtung dieser Anlagen reicht von einfachen Kleinanlagen mit geringer Mechanisierung bis hin zu vollautomatischen Großanlagen mit Kapazitäten von über 100.000 t/a.
  • Während erstere überwiegend dezentral im südlichen Europa verbreitet sind, sind die größten Anlagen mit hoher Technisierung in den dichteren Agglomerationen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien zu finden.

Im Vereinigten Königreich oder Frankreich hingegen überwiegen die Anlagen, die Abfälle aus der trockenen Wertstofftonne sortieren:

  • Die gemischt erfassten Abfälle, bestehend aus Altpapier, Leichtverpackungen und teils sogar Glas, werden in rund 450 Anlagen mit einer durchschnittlichen Kapazität von 60.000 t/a sortiert.
  • Finanziell rechnet sich die hohe Investitionssumme für die benötigte Sortiertechnik erst ab großen Durchsatzmengen.
  • Der PPK-Abfallanteil an der Gesamteinsatzmenge dieser Sortieranlagen liegt laut ecoprog bei etwa 50 Prozent.

Den größten Anteil am europäischen Anlagenbestand macht jedoch die dritte Anlagenkategorie aus: Diese rund 1.200 Anlagen sortieren neben PPK-Abfällen auch andere trockene Abfallströme:

  • Der Sortierprozess dieser Anlagen unterscheidet sich von dem der Anlagen auf Basis der trockenen Wertstofftonne. Denn die Abfallströme werden bereits im Sammelsystem getrennt erfasst.
  • Der Grund für die große Anzahl dieser Anlagen ist die vergleichsweise einfache Sortiertechnik im Bereich der PPK-Abfälle, die an vielen Standorten eine wirtschaftliche Sortierung auch kleinerer PPK-Abfallmengen ermöglicht.
  • Oft ist bei diesen Anlagen ein hoher Grad an manueller Sortiertätigkeit festzustellen, erklärt ecoprog – dementsprechend kleiner ist mit 28.000 t/a die durchschnittliche Kapazität.

© 320° | 27.06.2018

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