Marktbericht für Edelmetalle

Die vergangene Woche brachte den meisten Edelmetallpreisen deutliche Verluste. Platin rutschte unter die 900 Dollar-Marke. Selbst Rhodium begab sich auf Talfahrt. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Schwache Woche für Edelmetallpreise


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold gerät unter Druck

Nachdem Gold am Montag vergangener Woche noch nahe 1.270 US-Dollar/oz eröffnete, verzeichnete das Metall im Verlauf der vergangenen Woche deutlich Verluste. Das Tief, was ebenfalls einem 6-Wochen-Tief entspricht, wurde am Donnerstag mit 1.225 US-Dollar/oz erreicht. Zum Wochenende konnte sich das Metall aufgrund guter US-Konjunkturdaten etwas stabilisieren und schloss die Handelswoche bei 1.330 US-Dollar/oz.

Der Preisrutsch war insbesondere einem Ausverkauf am Mittwochabend geschuldet, welche sogar zu einem Durchbruch der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie führte. Ausschlaggebend hierfür war die US-Notenbank Fed, die eine positive Einschätzung zu einer weiteren Zinsanhebung im Juni abgab. Dies ließ Edelmetallinvestitionen unattraktiver erscheinen, sodass die Preise einbrachen.

Im Gegensatz zum sehr starken Vorjahr, ist die Goldnachfrage im ersten Quartal 2017 um 18 Prozent auf 1.035 Tonnen gesunken. Hauptsächlich war dieser Rückgang bei rückläufigen ETF-Inflows zu erkennen, welche im Jahresvergleich um 68 Prozent sanken. Außerdem hielten Zentralbanken sich mit Goldkäufen stark zurück, sodass beispielsweise die chinesische Zentralbank seit November 2016 keine offiziell bestätigten Zukäufe getätigt hat.

Im Gegensatz hierzu wuchs die Nachfrage von Privatkonsumenten aus China und Indien. Barren und Münzen waren im 1. Quartal auf einem guten Niveau, im Vergleich zum Vorjahr stieg die Nachfrage um 9 Prozent, wohingegen die Schmuck- und Technologieindustrie weniger des gelben Metalls nachfragten.

Der Sieg von Emmanuel Macron in der französischen Präsidentschaftswahl, wurde von Marktteilnehmern bereits eingepreist, sodass Gold die neue Handelswoche nahezu unverändert eröffnet hat. Der Euro konnte sich nahe dem 6-Monats Hoch von 1,10 USD stabilisieren.

Große Verluste im Silber

Ähnlich wie Gold, verlor auch Silber im Laufe der Woche an Wert. Nach 17,27 US-Dollar/oz am Montag vergangener Woche fiel das Metall auf ein Wochentief von 16,17 US-Dollar/oz am Donnerstag. In den letzten 2 Wochen verlor Silber damit knapp 13 Prozent und verzeichnet ein 5-Monatstief. Ausgehend von einem Freitagsschlusskurs von 16,45 US-Dollar/oz ist technischer Widerstand beim März Low von 16,80 US-Dollar/oz sowie Unterstützung beim 2017 Jahrestief von 15,90 US-Dollar/oz zu erwarten.

Die Gold/Silber Ratio stieg auf 76:1 und damit den höchsten Stand seit Juni 2016. Zum Vergleich: Anfang März stand dieser Wert noch bei 68:1. Diese Entwicklung verdeutlicht die schlechte Performance von Silber in den letzten Wochen.

Ursächlich hierfür ist u.a., dass die (American Eagle) Münznachfrage im wichtigen US-Markt 2017 merklich zurückgegangen ist. Grundsätzlich ist aber zu erwarten, dass die Investmentnachfrage im Zuge des aktuell günstigen Preisniveaus merklich zulegen könnte. Darauf deuten bereits starke ETF Zuflüsse hin, welche sich im Wochenvergleich auf 140 Tonnen summieren.

Platin kurzzeitig unter 900 US-Dollar/oz Marke

Platin eröffnete die Berichtswoche mit einem Wochenhoch von 941 US-Dollar/oz. Danach befand sich das Metall im freien Fall und durchbrach am Mittwoch die 900 US-Dollar/oz Marke, um bis auf 890 US-Dollar/oz zu fallen. Maßgeblich waren hier sowohl der fallende Goldpreis als auch die parallel fallenden Industriemetallpreise. Zum Wochenende konnte sich Platin wieder etwas erholen, um die Berichtswoche bei 911 US-Dollar/oz abzuschließen. Auch Platinschwamm handelt weiterhin mit einer Prämie.

Bezeichnend für Platin ist momentan, dass es sowohl als klassisches Edelmetall als auch gleichzeitig als Industriemetall fast ausschließlich auf Negativnachrichten reagiert. Dabei sollte das Metall sowohl auf positive US Wirtschaftsdaten als auch auf die verstärkte positive Nachfrage nach Platin als „sicheren Hafen“ reagieren.

Wir berichteten, dass der Anteil an Dieselautos in Europa trotz insgesamt hoher Nachfrage nach Dieselfahrzeugen weiter abnimmt. Einen Hoffnungsschimmer brachte letzte Woche jedoch ein Interview der FAZ mit dem BMW-Chef Harald Krüger, der darin betonte, dass ein Ende des Dieselfahrzeugs noch lange nicht in Sicht sei, welches u.a. auf die technischen Vorteile ab einem Kilometerstand von 20.000 zurückzuführen sei und sich vor allem im Kaufverhalten der Nachfrager wiederspiegelt. Diese Nachrichten und auch der verstärkte Trend von Platinschmuck insbesondere in der Luxusschmuckindustrie sollten jedoch auch Platin zukünftig wieder Aufschwung bringen.

Charttechnisch sehen wir den Widerstand bei 983 US-Dollar/oz und Unterstützung bei 874 US-Dollar/oz.

Differenz zwischen Schwesternmetallen unter 100 US-Dollar/oz

Palladium erreichte am Wochenanfang das 2-Jahreshoch von 829 US-Dollar/oz. Damit ist seit 2002 die Differenz zwischen den Schwestermetallen Palladium und Platin kleiner als 100 US-Dollar/oz. In 2017 ist Palladium neben Kobalt und Uranium der Rohstoff mit der besten Performance.

Der Ausverkauf bei den Edelmetallen am Mittwoch machte allerdings auch vor diesem Metall kein Halt und Palladium fiel wieder unter die 800 US-Dollar/oz Marke, wovon es sich aber relativ schnell wieder erholen konnte und die Woche bei 811 US-Dollar/oz schloss.

80 Prozent der Nachfrage nach dem Metall stammt aus der Autoindustrie mit den USA und China als Hauptnachfrager. Im April war jedoch eine Verlangsamung der Autoverkäufe, hauptsächlich in den USA (-4,7 Prozent), festzustellen.

Auch in China kam es dieses Jahr zu einer Verlangsamung in den Autoverkäufen hauptsächlich aufgrund von Reduktionen in Steuervergünstigungen. Insgesamt gehen allerdings Marktteilnehmer davon aus, dass das Metall schnell wieder an alte Höhen anknüpfen sollte und neue Rekorde ins Visier nimmt.

Rhodium nun doch auf Talfahrt; Ruthenium mit Verschnaufpause und Iridium immer noch gesucht

Das im letzten Bericht erwähnte Verkaufsinteresse hat sich im Verlauf der Berichtswoche weiter fortgesetzt. Aufgrund des großen Platin „Ausverkaufs“ scheint auch Rhodium leicht unter die Räder gekommen zu sein, obwohl es bei der Autoabgas-Thematik eher um die Zusammenwirkung der Metalle Pd – Rh als um Pt – Rh geht und Pd dem Verkaufsdruck vergleichsweise gut standgehalten hat. Potenzielle Käufer, insbesondere aus Asien, halten sich erfahrungsgemäß bei fallenden Preisen zurück, da die Aussicht auf vermeintlich noch tiefere Preise besteht. Generell denken wir aber nicht, dass Rhodium weiter stark fällt, da schon wieder erste Anfragen im Markt sind und es sich daher auf aktuellem Niveau stabilisieren könnte.

Ruthenium legt erst einmal eine Verschnaufpause ein und handelt seitwärts. Nach der Performance der letzten Wochen hat sich der Markt auf einem bemerkenswerten Niveau erst einmal beruhigt. Die Umsätze sind deutlich geringer als in den letzten 3 Monaten. Da die zum Teil panikartigen Käufe auch spekulativer Natur waren, muss abgewartet werden, ob kürzlich aufgebaute Longpositionen wieder verkauft werden oder ob es eine nachhaltige Bewegung gewesen ist, die mittel- und langfristig sogar noch weiteres Potenzial besitzt.

Iridium ist nach wie vor gesucht, obwohl das begrenzte Angebot keine sehr großen Umsätze zulässt. Die Situation ist unverändert – es gibt weiterhin starkes Interesse von den Anwendern und Verbrauchern und nur eingeschränkte Verfügbarkeit, insbesondere von den Primärproduzenten. Es sieht so aus, als würden wir bei Iridium in naher Zukunft nachhaltig auf einem 4-stelligen Preis handeln.

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