Neue Anlage

Öko statt konventionell: Der einzige Zuckerhersteller der Schweiz stellt seine Produktion um. Künftig soll die Energie für Prozesse, Warmwasser und Heizung aus Altholz erzeugt werden. Für Frühsommer 2020 ist die erste Dampflieferung geplant.

Schweizer Zucker legt Grundstein für Altholzkraftwerk


Die Idee ist gut sechs Jahre alt und wird nun in die Tat umgesetzt: Gestern (18. Juni) erfolgte der Spatenstich für das Altholzkraftwerk in Aarberg auf dem Gelände von Schweizer Zucker. Der Zuckerhersteller und seine Partner, AG für Abfallverwertung und Terra Nova (Teil der hessischen B+T Group), investieren rund 82 Millionen Euro in das Projekt.

Wie es seitens der Unternehmen heißt, wird das Kraftwerk in der Nähe von Bern mit einer Kapazität von 70.000 Tonnen die größte Anlage der Schweiz sein. Dort könnten sämtliche Altholzkategorien verwertet werden: Geplant ist, das Kraftwerk hälftig mit Altholz der Kategorie 4 und mit Altholz der Kategorien 1 bis 3 zu betreiben.

Als Produkte sollen Prozessdampf, Fernwärme und Strom ausgekoppelt werden. Der Bedarf der Zuckerfabrik an Dampf und Heißwasser könnte so zu 60 Prozent gedeckt werden. Dabei würden 14.000 Tonnen CO2-Emissionen jährlich eingespart.

Der erzeugte Strom wird in das Netz des Versorgers BKW eingespeist. Die Menge reicht aus, um 9.000 Personen zu versorgen. Zudem fallen Aschen an, die in der KVA Thun aufbereitet und schließlich auf der Reststoffdeponie im Türliacher deponiert werden. Abgetrennte Schwermetalle werden recycelt.


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[su_spoiler title=“Eckdaten Altholzkraftwerk Aarberg“]

  • Kapazität: circa 70.000 Tonnen Altholz pro Jahr (Klassen A1 bis A4)
  • Verkehr: pro Werktag etwa 34 Lkw-Fahrten (Anlieferung, Entsorgung, Leerfahrten)
  • Bunkervolumen: 6.000 Kubikmeter (für circa sieben Tage)
  • Betriebsdauer: 8.400 Stunden pro Jahr
  • Feuerungsleistung: 33 Megawatt
  • Elektrische Leistung: 10 Megawatt
  • Prozessdampf: circa 50 Gigawattstunden pro Jahr; 25 bis 31 Tonnen pro Stunde
  • Heißwasser/Fernwärme: circa 14 Gigawattstunden pro Jahr; Leistung 3,5 Megawatt
  • Stromeinspeisung ins öffentliche Netz: circa 67 Gigawattstunden pro Jahr

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Bis das Altholzkraftwerk den Betrieb aufnehmen kann, wird es allerdings noch etwas dauern. Die Hochbau-Phase soll bis Januar 2019 abgeschlossen sein. Dann werden die technischen Anlagen montiert. Ab Sommer 2019 erfolgt die Instrumentierung und Installation der Leittechnik. Erst im April 2020 soll das erste Feuer brennen. Die erste Dampflieferung an die Zuckerfabrik ist für Frühling 2020 vorgesehen.

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© 320°/bs | 19.06.2018

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