Edelstahlproduktion

Erstmals seit Jahrzehnten wird in Europa wieder ein neues Stahlwerk gebaut. Das neue Edelstahlwerk soll 2021 volldigitalisiert in Betrieb gehen. Kernstück der Anlage ist ein Elektrolichtbogenofen, der hochreinen Schrott aufnimmt. [ Video ]

Seit langem wieder ein neues Stahlwerk in Europa


Der österreichische Technologie- und Stahlkonzern Voestalpine hat mit dem Bau des ersten neuen Stahlwerks seit Jahrzehnten in Europa begonnen. Die neue Edelstahlfabrik in Kapfenberg in der Steiermark sei ein positives Zeichen für die europäische Industrie, meinte Vorstandschef Wolfgang Eder beim Spatenstich am Dienstag. „Wir sind wesentlich besser, als das gemeinhin den Anschein hat.“

Das neue High-Tech-Edelstahlwerk, das nach seiner Inbetriebnahme die bestehende Anlage der Voestalpine Böhler Edelstahl GmbH & Co KG in Kapfenberg ersetzen wird, ist auf die Erzeugung von höchstqualitativem Vormaterial für Flugzeugkomponenten, Werkzeuge für die Automobilindustrie, Equipment für die Öl- und Gasförderung oder für den 3D-Druck von hochkomplexen Metallteilen ausgelegt. „Der heutige Spatenstich für das neue Werk ist nicht nur ein Meilenstein für unseren Konzern und den Standort Kapfenberg, sondern auch ein positives Signal für die europäische Industrie, da erstmals seit Jahrzehnten wieder in ein völlig neues Stahlwerk investiert wird. Mit dieser Investition verschafft sich die Voestalpine einen weltweiten Technologie- und Kostenvorsprung bei der Herstellung von Hochleistungsstählen, der es uns ermöglicht, diese Art der Produktion auch auf lange Sicht global konkurrenzfähig an einem traditionellen europäischen Standort erhalten zu können“, so Eder.

Verwendung von hochreinem Schrott

Nach Unternehmensangaben wird die hochmoderne Anlage hinsichtlich digitalisierter Produktionsabläufe internationale Standards setzen. Rund 8.000 Prozessdaten sollen laufend parallel erfasst und umgesetzt bzw. ausgewertet werden. Auch in Sachen Umweltschutz setze das Investment neue Maßstäbe: Das Kernstück der Anlage ist ein Elektrolichtbogenofen, der hochreinen Schrott in Kombination mit verschiedensten Legierungsmetallen zu Edelstählen erschmilzt. Das Faasungsvermögen beträgt laut Voestalpine 60 Tonnen. Der Ofen werde zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben.

Zudem sorge ein effizientes Rückgewinnungssystem dafür, dass die erzeugte Wärme werksintern weiterverwendet sowie in das öffentliche Fernwärmenetz eingespeist wird. Was die Kühlung der Produktionsanlagen betrifft, kann dank geschlossener Kreisläufe eine Reduktion der benötigten Kühlwassermengen um bis zu 90 Prozent erzielt werden.

Voestalpine will 330 bis 350 Millionen Euro in das Projekt investieren, mit dem in der Region rund 3.000 Arbeitsplätze langfristig gesichert würden. Ein entscheidendes Argument bei der Standort-Entscheidung zugunsten des Hochkostenlands Österreich war laut Eder die hohe Kompetenz und Motivation der Mitarbeiter.

USA sind isoliert

Die derzeit von den USA ausgehenden protektionistischen Tendenzen auch beim Stahl machen dem Manager keine großen Sorgen. Beim jüngsten Treffen des Weltstahlverbands sei deutlich geworden, dass kein anderes Land diesen Kurs verfolge. „Am Ende des Tages wird die Vernunft siegen“, sagte Eder.

Voestalpine hat etwa 50 000 Mitarbeiter in 50 Ländern. Ein bedeutender Produktionsstandort ist auch Deutschland. Der Konzern setzte 2016/2017 rund 11,3 Milliarden Euro um.


Video: neues Edelstahlwerk von Voestalpine in Kapfenberg

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© 320°/dpa | 24.04.2018

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