Forschungsvorhaben

Windkraftanlagen liefern in Deutschland einen großen Teil der erneuerbaren Energien. Die ersten Anlagen stehen nun zur Entsorgung an. Doch wie soll die Recyclingwirtschaft mit den bekannten Problemen am besten umgehen? Bremer Wissenschaftler haben eine Antwort.

Selbstlernendes Recyclingkonzept für Windkraftanlagen


Eine Verwertungskette für Windenergieanlagen gibt es bislang in Deutschland nur in Ansätzen. Die Probleme sind bereits identifiziert: unklare Stoffströme und heikle Materialanteile wie Carbonfasern. Helfen will hier das Forschungsvorhaben „Verwertungsnetzwerk RecycleWind – resilient und selbstlernend“.

Ziel der Forscher ist ein Netzwerk mit den wesentlichen Akteuren entlang des Lebensweges von Windenergieanlagen aufzubauen. Dabei sollen auch Firmen und Behörden eine Rolle spielen. Alle Beteiligten sollen konkrete aber anpassungsfähige Recyclingvereinbarungen zur ressourcenschonenden Lenkung von Stoffströmen festlegen.

Im Detail sollen drei Elemente erarbeitet werden: ein Stoffstrommodell, ein Akteursnetzwerk und eine agentenbasierte Modellierung. Mit dem letztgenannten Element wollen die Verantwortlichen Methoden erforschen, wie sich ein Stoffstromsystem selbst steuern könnte. Darüber hinaus ließen sich die Folgen möglicher Handlungen der Akteure oder abhängig von der Marktsituation simulieren.


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[su_spoiler title=“Recycling von Windkraftanlagen“]

  • Etwa 29.000 Windenergieanlagen erreichen bald ihre Regellaufzeit von 20 Jahren. Für die meisten lohnt sich wohl nur noch ein Recycling. Denn neue Anlagen sind leistungsstärker. Und auch der erzeugte Strom wird in zwei Jahren nicht mehr vergütet.
  • Eine Windenergieanlage besteht zu 60 bis 65 Prozent aus Stahl und Beton und zu 30 bis 35 Prozent aus Metallen – Materialien, die sich einfach wiederverwerten lassen.
  • Eine Herausforderung sind jedoch die Rotorblätter, die massenmäßig nur zwei bis drei Prozent einer Anlage ausmachen. Sie bestehen aus mit Harzen verklebten Glas- oder Carbonfasern. Daneben werden unterschiedliche Füllmaterialien und Beschichtungen verwendet.
  • In Deutschland fielen 2015 knapp 1.600 Tonnen alte Rotorblättern aus Windkraftanlagen an.
  • Im Jahr 2020 könnte die Menge zwölfmal höher liegen, nämlich bei 20.000 Tonnen. Für 2030 erwarten Experten eine weitere Steigerung auf etwa 30.000 Tonnen. Hinzu kommen Produktionsabfälle.

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„Da sich wesentliche Rahmenbedingungen bei einer etwa 20-jährigen Laufzeit von Windenergieanlagen ändern, kann das Verwertungsnetzwerk nicht mit einem starren Leitrahmen arbeiten“, betont die Hochschule Bremen. Das Konzept müsse auf die Änderungen der Anforderungen selbstlernend und resilient, reagieren können. Gleichzeitig müssten die Vorgaben hinsichtlich der Parameter Material, Energie, Klimaschutz, Kosten erfüllt werden.

Das Forschungsvorhaben „Verwertungsnetzwerk RecycleWind – resilient und selbstlernend“ wird mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Beteiligte sind die Hochschule Bremen, der Universität Bremen und die Beratungsfirma brands & values. Projektleiter ist Henning Albers, Professor an der Fakultät Architektur, Bau und Umwelt der Hochschule Bremen.

 

© 320°/bs | 04.06.2018

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