Batterierecycling

Diverse Sicherheitsmaßnahmen können helfen, den Umgang mit Altbatterien sicherer zu machen. Noch besser aber ist ein Sicherheitsmanagement-System. Der Batterierecycler Redux hat ein solches installiert – und dabei auf Tools und Prozesse eines Qualitätsmanagement-Systems zurückgegriffen.

Sicherheits-Management à la Redux


Für Eda Coskun war der Schritt vom Qualitätsmanagement-System zu einem Sicherheitsmanagement-System nicht weit. Nicht nur, weil die Anforderungen an beide Managementsysteme fast identisch sind. „Dieselben Tools und Prozesse, die nötig sind, um die Qualität im Unternehmen zu kontrollieren, können auch auf ein Sicherheitsmanagement-System angewendet werden“, erklärt die Redux-Qualitäts-und Umweltmanagerin.

Redux hat deshalb ein solches System an den Standorten Offenbach am Main und Bremerhaven bereits eingerichtet. Seither wird jeder Schritt von der Annahme bis zum Recycling der Batterien eindeutig definiert und auch dokumentiert. Nur so könne die Sicherheit im Betrieb und der Mitarbeiter gewährleistet werden, erklärte Coskun heute (21. September) beim International Congress for Battery Recycling (ICBR) in Lissabon.

Dokumentiert wird dabei eine ganze Reihe von Maßnahmen. So gibt es Betriebs- und Sicherheitsanleitungen sowie Analysen von Gefahrenquellen, Verfahrensbeschreibungen aber auch Kontrolltickets und Checklisten, um die Qualität und Sicherheit gleichermaßen gewährleisten zu können. Darüber hinaus ist festgelegt, dass nur geschulte Mitarbeiter mit gebrauchten Batterien und ihren zum Teil gefährlichen Inhaltsstoffen umgehen dürfen.

Die detaillierten Anweisungen gibt es für jeden Mitarbeiter und für jeden Prozessschritt. So ist für den Bereich Annahme unter anderem festgelegt, dass

  • angelieferte Batterien unverzüglich in spezielle Sammelcontainer gegeben werden.
  • jeder Container gekennzeichnet und mit Datum und Inputmaterial registriert wird. Außerdem wird jeder Container mit einer eigenen Systemnummer versehen.
  • Batterien nur in dafür vorgesehenen Bereichen auf dem Firmengelände gelagert werden dürfen.
  • die Batterien zeitnah verwertet werden.

Um Bränden bei der Lagerung vorzubeugen, hat Redux ebenfalls zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Lithium-Batterien, da diese eine relativ große potenzielle Gefahrenquelle sind. „Defekte Lithium-Batterien kommen in einen dafür vorgesehenen 40-Foot-Container. Aussortierte Lithium-Batterien werden in spezielle Fässer gegeben, die mit Sand oder dem Branddämpfstoff Vermiculite gefüllt sind“, schilderte Coskun.

Darüber hinaus gebe es Brandwände in der Lagerhalle. Nicht zuletzt gebe es auch eine 24-Stunden-Überwachung mit einer Wärmebildkamera.

Regelmäßige Pausen für Sortierpersonal

Für den Bereich Sortierung ist geregelt, dass nur erfahrenes und kontinuierlich geschultes Personal die Altbatterien sortieren dürfen. Bevor ein Mitarbeiter bei der Sortierung eingesetzt werde, müsse er mindestens ein halbes Jahr Schulungen folgen, erklärte Coskun. Die Arbeitsvorschriften würden laufend durch interne und externe Auditoren überprüft und überarbeitet. Darüber hinaus gelten für die Sortierung unterem anderem folgende Regeln:

  • Für eine bessere Rückverfolgbarkeit werden die Sortierung und das Screening mit Datum und Unterschrift der beteiligten Mitarbeiter versehen.
  • Um eine gleichbleibende Sortiergenauigkeit zu garantieren, werden alle zwei Wochen Kontrollen der sortierten Batterien durchgeführt.
  • Für eine bestmögliche Konzentration müssen die Mitarbeiter jede Stunde eine Pause von zehn bis 15 Minuten einlegen.
  • In diesem Zusammenhang wird auch auf eine ergonomische Sitzhaltung geachtet. Zudem sind die Arbeitsplätze beheizt und klimatisiert.
  • Am Arbeitsplatz sind Augenwaschflaschen zum sofortigen Ausspülen der Augen vorhanden.

Jede Charge wird nach Sortierung dokumentiert

Die Sicherheitsmaßnahmen gehen nach der Sortierung weiter. Wie in den beiden anderen Bereichen dürften auch bei der Verwertung ausschließlich geschulte Mitarbeiter zur Bedienung der Maschinen eingesetzt werden. Gleiches gelte im Umgang mit Lithium-Ionen-Batterien. Sicherheitsmaßnahmen, die Redux bei der Verwertung ergriffen hat, umfassen unter anderem folgende Regeln:

  • Mindestens zwei Mitarbeiter müssen bei der Entladung von Lithium-Ionen-Batterien anwesend sein.
  • Das Abluftsystem wird dadurch überwacht, dass jede halbe Stunde Kontrollzettel ausgestellt und unterschrieben werden. Damit soll verhindert werden, dass Toxine sich ausbreiten.
  • Vor dem Transport wird eine Analyse der chemischen Substanzen durchgeführt.
  • Der Boden ist versiegelt.
  • Das Brandschutzkonzept wurde von der Feuerwehr entwickelt. Die Feuerwehr ist darüber hinaus informiert, wie man mit einem durch Batterien ausgelösten Brand fertig wird.
  • Mitarbeiter werden regelmäßig als Brandschutzhelfer trainiert.
  • Flucht- und Rettungswege sind ausgeschildert. Notfallpläne werden zudem regelmäßig den Mitarbeitern kommuniziert.

Wie Coskun deutlich machte, sei aber nicht nur umfangreiche Dokumentation aller Maßnahmen aller Maßnahmen nötig, sondern auch eine Dokumentenkontrolle. Hinzu kämen eine laufende Nachweisführung sowie diverse Schulungsmaßnahmen für alle Mitarbeiter. Nicht zuletzt würden Risiken und Veränderungen an den Arbeitsplätzen ständig durch interne und externe Auditoren bewertet.

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