Marktbericht für Edelmetalle

Mit Ausnahme von Gold präsentierten sich die Edelmetalle eher schwach in der vergangenen Woche. Silber verlor weiter an Wert, auch Platin hat sich schwach entwickelt. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Silber bleibt im Abwärtstrend


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold
Schwächere US-Wirtschaftsdaten nährten zuletzt Zweifel an einer unmittelbar bevorstehenden US-Zinserhöhung. Dem gewohnten Muster folgend, beflügelte das auch den Goldpreis: Das Metall stieg am Donnerstag bis auf knapp 1.200 US-Dollar/oz, bevor Gewinnmitnahmen es am Freitag wieder unter die Marke von 1.175 US-Dollar drückten. Diese Schwächephase ging einher mit einem ebenfalls schwächeren Dollar, was in diesem Ausmaß eher ungewöhnlich ist. Beides zusammen drückte den Euro-Goldpreis bis auf 1.081 Euro/oz, den niedrigsten Stand seit Ende März. Die Marktteilnehmer in der Euro-Zone reagierten entsprechend: Während sich Investoren weiterhin abwartend verhielten, verzeichneten wir einen Anstieg der industriellen Nachfrage.

In dieser Woche steht erneut die US-Zinspolitik im Mittelpunkt des Interesses der Marktteilnehmer. Von einem Treffen der FOMC erhofft sich der Markt weitere Aufschlüsse über den Zinskurs der US-Notenbank. Hinweise auf steigende Leitzinsen würden den Goldpreis erneut unter Druck setzen und einen Test der Unterstützung bei 1.160 US-Dollar/oz in Reichweite bringen. Die nächste signifikante Marke liegt dann bei 1.140 US-Dollar/oz, wo einsetzendes physisches Kaufinteresse Unterstützung bieten sollte. Signifikanten charttechnischen Widerstand findet Gold bei 1.200 US-Dollar/oz und dann 1.211 US-Dollar/oz.

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Gold: 20.04.-26.04.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.209,00 1.123,49 36,12
Tief 1.183,65 1.081,40 34,77

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Silber
Silber verlor im Laufe der Woche abermals über 3 Prozent an Wert und manifestierte klar seinen Abwärtstrend mit dem Bruch der 16 US-Dollar/oz Marke. Die nächste solide Unterstützung befindet sich nun beim diesjährigen Tief vom März um 15,30 US-Dollar/oz, während der neue Widerstand bei knapp über 16 US-Dollar/oz liegt.

Neben charttechnischen gab es auch fundamentale Gründe für die Abwärtsbewegung. Zum einen enttäuschte der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe in China. Zum anderen führten über den Erwartungen liegende US-Häuserverkaufszahlen am Mittwoch zu einer Bestätigung der optimistischen Verfassung der US-Wirtschaft seitens der Fed mit entsprechender Zinserhöhungswahrscheinlichkeit im Spätsommer dieses Jahres. ETF-Investoren nutzen unterdessen die niedrigeren Preise zum Einstieg.

Wir gehen zudem davon aus, dass die anhaltenden Sorgen um einen bevorstehenden Bankrotts Griechenlands preisstützend wirken und die Unterstützung bei 15,30 US-Dollar/oz zunächst hält. Im Fokus wird diese Woche neben den Griechenland-Headlines vor allem die Fed-Sitzung mit Hinweisen auf die erste Zinserhöhung auf der Pressekonferenz am 29. April stehen.

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Silber: 20.04.-26.04.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 16,42 15,23 489,60
Tief 15,56 14,38 462,44

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Platin
In dieser Woche haben sich die Platinpreise von den Goldpreisen gelöst. Nach einem Eröffnungskurs von 1.165 US-Dollar/oz sank der Platinpreis in zwei Wellen auf einen Schlusskurs von 1.122 US-Dollar/oz. Damit bewegt sich Platin auf dem Preisniveau von zu Beginn April, das ein mehrwöchiges Tief darstellte. Zugleich hat sich Platin in der laufenden Woche schwächer entwickelt als Palladium. Geringe Schwammprämien sind Spiegelbild der aktuell schwachen Industrienachfrage.

Gerade durch China werden in den letzten Monaten Nachfrageschwankungen bei Platin verursacht: Die Platineinfuhren von China sanken im Februar um 56 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 2,8 Tonnen im Februar. Das ist der niedrigste Stand seit 2009. Bereits im März erholten sich die Importe auf ca. 8,5 Tonnen, der höchste Wert seit Dezember 2013.

Die insgesamt schwache Nachfrage nach Platin stellt weiter eine wichtige Herausforderung für die südafrikanischen Produzenten dar. Das World Platinum Investment Council, das kürzlich geschaffen wurde, soll daher die Nachfrage aus dem Investmentbereich zusätzlich stimulieren.

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Platin: 20.04.-26.04.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.179,00 1.093,49 35,16
Tief 1.113,75 1.025,55 32,97

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Palladium
Palladium startete in der aktuellen Woche bei einem Preis von 780 US-Dollar/oz. Nach deutlichem Rückgang zur Wochenmitte hat sich der Palladiumpreis etwas erholt und verzeichnete einen Schlusskurs von 770 US-Dollar/oz. Trotz erster Anzeichen für eine Belebung der Industrienachfrage in der Vorwoche blieb die Schwammprämie in dieser Woche auf niedrigem Niveau.

Auf dem mehr als 100 US-Dollar vom Rekordpreis im vergangenen September niedrigeren Preis wird in jüngster Zeit die Nachfrage von den besseren Aussichten der Automobilnachfrage unterstützt. In China ist die Automobilproduktion im Februar gegenüber September des Vorjahres um 5 Prozent gestiegen. Bei diesem von Palladium dominierten Katalysatorenmarkt wurde Palladium zuletzt zum Teil aus den in den letzten Jahren aufgebauten Beständen und auch aus lokalem Recycling verwendet. Das führte kurzfristig zu dem deutlichen Rückgang der Palladium-Importe um rund 35 Prozent von September 2014 bis Februar 2015 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Jedoch bereits im März 2015 war ein chinesischer Import von 2,2 Tonnen der stärkste Wert seit August 2014. So wird im laufenden Jahr von Experten für China ein Palladium-Verbrauch von 22 Prozent der globalen Nachfrage für Automobil-Katalysatoren erwartet.

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Palladium: 20.04.-26.04.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 790,50 732,00 23,53
Tief 752,00 701,00 22,54

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Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der Rhodium-Preis hat sich in der Berichtswoche stabilisiert. Auch wenn die Nachfrage nicht angezogen hat, so ist dieses Mal auch der Verkaufsdruck deutlich geringer gewesen. Demnach hat sich der Preis mit geringen Umsätzen so gut wie nicht bewegt. Am Freitagnachmittag gab es aber überraschend neues Kaufinteresse von Investorenseite, was den Markt stark gestützt hat und den Kurs sogar leicht anziehen ließ. Allerdings gab es bisher nur geringe Anschlusskäufe.

Im Ruthenium konnten wir aufgrund des tiefen Preises erste Anfragen beobachten, denen allerdings bisher noch keine großen Umsätze gefolgt sind. Der Preis scheint dennoch vergleichsweise verlockend zu sein, da wir uns, wie schon berichtet, auf einem Mehrjahrestief befinden.

Iridium war in dieser Woche im Vergleich zu den beiden anderen „kleinen“ PGM’s relativ ruhig ohne nennenswerte Markt- bzw. Preisbewegung.

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20.04.-26.04.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Hoch 1.100,00 525,00 44,00
Tief 1.170,00 605,00 54,00

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