Studie

Die DUH macht die IKT-Branche mitverantwortlich für immer höhere E-Schrott-Berge. Der Umweltverband mahnt vor allem eine bessere Recyclingfähigkeit und den Einsatz von Recyclaten an. Auch die Sammlung könnte besser sein. Hierzu schweben der DUH zwei Modelle vor.

Smartphones: DUH fordert mehr Recycling


Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit sind in der Branche der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) noch immer unterentwickelt Fremdwörter. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) macht die Branche somit auch mitverantwortlich für immer höhere E-Schrott-Berge und einen steigenden Ressourcenverbrauch. Denn die Nutzungsphase von Smartphones und Co. wird immer kürzer.

Smartphones werden durchschnittlich nur noch zwei bis drei Jahre genutzt, bevor sie durch neuere Geräte ersetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt die DUH in ihrer Nachhaltigkeitsstudie. In der Folge hätten sich die Umweltauswirkungen der IKT-Branche deutlich erhöht.

Die DUH untermauert ihre Feststellung mit einigen Zahlen: In Deutschland werden jährlich etwa 24 Millionen Smartphones verkauft. Die Herstellung eines neuen Smartphones ist dabei sehr ressourcenintensiv. „Der ökologische Rucksack eines 80 Gramm leichten Mobiltelefons wiegt bereits über 75 Kilogramm“, wie die DUH in ihrer Studie betont.

Der jährliche Ressourcenverbrauch für die Herstellung von Mobiltelefonen in Deutschland beläuft sich auf:

  • 720 Kilogramm Gold
  • 264 Kilogramm Palladium
  • 7.320 Kilogramm Silber
  • 396 Tonnen Kupfer
  • 1.531 Tonnen Kunststoffe

Höhere Mindeststandards zum Ökodesign nötig

Erhebliches Verbesserungspotenzial sieht die DUH unter anderem beim Ökodesign. Hier liegt der Ball nach Ansicht der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation im Feld der Politik. „Die Bundesregierung muss dringend verbindliche Standards zum Ökodesign festlegen, damit Produkteigenschaften wie Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit und der Einsatz von Recyclingmaterialien im Markt zur Regel werden“, sagt der stellvertretende DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Philipp Sommer.

Hierfür sollten beispielsweise die Ökodesign-Verordnungen und das EU-Energielabel auf weitere Geräte angewendet werden. Aber auch Materialeffizienzkriterien sollten berücksichtigt werden. Derartige Kriterien für energieverbrauchsrelevante Produkte erarbeiten derzeit die drei europäischen Normungsorganisationen CEN, CENELEC und ETSI.

Apple, Samsung und die Telekom sind die Klassenbesten

Hinsichtlich des Einsatzes von Recyclaten zählen die beiden Hersteller Apple und Samsung in der Studie zu den Klassenprimi. Als Beispiele für die Verwendung von Recyclingmaterialien nennt die DUH das iPhone6s mit 100 Prozent recyceltem Zinn für die Lötmittel auf der Leiterplatine. Im iPhone7 seien 35 Prozent Recyclingmaterial aus Post-Consumer-Kunststoffabfällen für die innere Antenne verwendet worden. Die Netzteile für das GalaxyS6 Edge (34) und das GalaxyS739 weisen demnach einen Rezyklatanteil von jeweils 20 Prozent auf.

Damit deutlich mehr Recyclingmaterialien den Weg in neue Produkte finden, fordert die DUH verbindliche Zielquoten für den Rezyklateinsatz. Darauf wartet der Technologiekonzern Apple aber nicht. Der US-Konzern hat die Messlatte für sich selbst bereits sehr hochgelegt: Neue Produkte sollen künftig komplett aus recycelten Materialien hergestellt werden. Das hat Apple in seinem letztjährigen Umweltschutzbericht angekündigt.

Darüber hinaus erprobt Apple neue Recyclingtechniken. Der Konzern verfügt derzeit über zwei eigens entwickelte Roboterreihen namens „Liam“. Damit sollen pro Jahr aus bis zu 2,4 Millionen Altgeräten des Modells iPhone 6 werthaltige Materialien zurückgewonnen werden. Auch die Telekom befasst sich bereits intensiv mit dem Thema Recycling. Das Unternehmen führt nach Angaben der DUH seit 2013 verschiedene Projekte mit dem Ziel durch, aus zurückgenommenen Routern das derzeit kaum recycelte Metall Tantal zurückzugewinnen.


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Pfand- und Leasingmodelle könnten Sammelquoten anheben

Bei der Getrenntsammlung von ausgedienten Geräten gibt es ebenfalls Handlungsbedarf. Viele der untersuchten Unternehmen würden zwar eigene Geräte zurücknehmen. Sie würden sich aber nicht aktiv für die Sammlung ausgedienter IKT-Geräte einsetzen, kritisiert die DUH. Deshalb schlummerten in den Schubladen deutscher Verbraucher noch rund 120 Millionen Handys.

Aber hier gibt es bereits einige positive Vorreiter. Die DUH nennt in ihrer Studie die Handysammlungen der Telefonie- und Internetanbieter Telefónica, Telekom und Vodafone. Diese Anbieter würden zurückgenommene Geräte zum Teil reparieren und wiederverwenden. Als wegweisend sieht die DUH den Ansatz des Smartphone-Herstellers Shift. Dieser erhebt als einziges IKT-Unternehmen ein Pfand in Höhe von 22 Euro auf seine Mobiltelefone.

Ein Pfandsystem gehört auch zum Forderungskatalog der DUH an die Bundesregierung. Dadurch verspricht sich die DUH hohe Sammelquoten. Aber auch Leasingmodelle würden sich gut eignen, um die Sammlung anzukurbeln.

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