Brandgefahr in Recyclinganlagen

Für Recyclingfirmen wird es immer schwieriger, sich gegen Brände zu versichern. Die Prämien haben sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Allerdings gibt es auch Maßnahmen, die helfen können, den Versicherungsschutz bezahlbar zu halten. Wir stellen sie Ihnen vor.

So bleiben Feuerversicherungen bezahlbar


Wegen des hohen Brandrisikos wird es immer schwieriger, Recyclinganlagen gegen Brände zu versichern. Falls doch ein Vertrag mit einer Versicherung zustande kommt, sind die Prämien und Auflagen mittlerweile äußerst hoch. Das bestätigte einmal mehr der Versicherungsberater Elmar Sittner anlässlich des Brandschutzseminars des Bundesverbands der Altholzaufbereiter (BAV) in Berlin.

Sittner betreut als selbständiger Versicherungsberater rund 30 Unternehmen aus der Abfall- und Recyclingwirtschaft. Nach seinen Angaben liegt die hohe Hürde für den Abschluss der Versicherung vor allem daran, dass ein Großteil der Anlagen zwischen 2003 und 2007 gebaut wurde. Damals habe es kaum Genehmigungsauflagen zum Brandschutz gegeben, erklärte Sittner. Entsprechend mangelhaft seien vielerorts die Präventionsmaßnahmen gewesen, was wiederum zu einem schlechten Ruf der Branche geführt habe.

Besonders schwer versicherbar seien Umschlaganlagen, Recyclinganlagen für Holz, Papier und Kunststoff sowie mechanisch-biologische Anlagen, führte der Versicherungsberater aus. Weniger schwierig sei der Abschluss einer Feuerversicherung für Müllverbrennungsanlagen mit modernem Standard, für reine Deponieanlagen oder für Biogasanlagen.

Die Folge sei, dass viele Versicherungsgesellschaften keine Abfall- und Recyclingrisiken mehr versichern würden. Bei denen, die es doch tun, hätten sich die Prämien in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt; die Selbstbehalte betragen mittlerweile bis zu einer halben Million Euro. Um dennoch bei den Versicherungen erfolgreich zu sein und zugleich die Prämien möglichst niedrig zu halten, sollten laut Sittner folgende Strategien angewandt werden:

  • Dialog: Mit dem Versicherer die Schadensursachen gemeinsam auswerten, die Brandschutzkonzepte gemeinsam besprechen und ihn bei Investitionen in den Brandschutz miteinbeziehen. Außerdem sollten Störungen in den Anlagen sofort angezeigt werden.
  • Transparenz: Notwendige Unterlagen wie Atteste der Revisionen elektrischer Anlagen und Brandschutzanlagen beim Versicherer einreichen.
  • Splitting: Der Versicherungsschutz sollte auf vier bis fünf Versicherer aufgeteilt werden. So ist es leichter, einen wegfallenden Versicherer zu ersetzen.
  • Höhere Selbstbeteiligung: Nicht jeder kleine Brand muss angezeigt werden. Somit wird der Versicherer nicht ständig auf die potenzielle Gefährlichkeit der Anlage aufmerksam gemacht. Außerdem fällt die Schadensquote besser aus.
  • Versicherungsschutz bezahlbar halten: Dazu sollte der Unternehmer das eigene Feuerrisiko untersuchen, das Brandschutzkonzept stetig verbessern, die Mitarbeiter regelmäßig schulen, und die Anlagen eventuell extern begehen lassen. Empfehlenswert sei auch, die Anlagen sauber halten und Vorabgespräche mit den Ortsfeuerwehren führen.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Maßnahmen, die ihrerseits darauf abzielen, dass es erst gar nicht zu Bränden kommt. So hat auch der TÜV Süd eine To-do-Liste erstellt, die Unternehmen helfen soll, bauliche und anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen zu treffen:

  • Bestellung eines Brandschutzbeauftragten. Der TÜV Nord hat die erforderlichen Voraussetzungen, Kenntnisse und Fähigkeiten in einem Merkblatt zusammengefasst.
  • Erstellen von Alarmplänen.
  • Erstellen einer Brandschutzordnung nach DIN 14096, BGI 560.
  • Bestellen und Ausbilden von Ersthilfekräften / Brandschutzhelfern.
  • Aufklärung über Brandschutzmaßnahmen.
  • Räumungs- und Löschübungen.
  • Erstellung von Feuerwehrplänen, die mit der Feuerwehr abgestimmt sind und stets auf dem aktuellen Stand gehalten werden müssen.
  • Erstellen und Anbringen von Flucht- und Rettungswegplänen.
  • Prüfung der brandschutztechnischen Einrichtungen.

Als sinnvoll gelten auch Löschsysteme, die schon eingesetzt werden können, bevor es brennt – also wenn ungewöhnlich große Wärme entsteht. Ein Beispiel hierfür sind Werferlöschsysteme, die eine Kombination aus Werfer und Infrarot-Temperaturüberwachung sind: Erkennt das Infrarotsystem einen Hot-Spot, werden dessen Koordinaten an den Werfer geschickt. Dieser richtet sich selbstständig aus und kühlt mit Oszillierbewegungen zielgerichtet den Brandherd ab.

Vor etwas mehr als zwei Jahren hat die Firma Tönsmeier insgesamt acht solcher Systeme der Firma Rosenbauer sowie mehrere Reservoire installieren lassen. Die Gesamtkosten von rund 1,5 Millionen Euro sah Peter Berlekamp, Projektleiter Brandschutz bei Tönsmeier gut angelegt: „Wir sind davon überzeugt, dass sich die umfangreichen Investitionen auszahlen werden und die Hightech-Systeme einen erstklassigen Schutz bieten“, sagte er damals.

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