Fachkräftemangel

Fachkräfte sind knapp und aller Voraussicht nach werden sie immer knapper. Wenn dann noch gut ausgebildete Mitarbeiter das Rentenalter erreichen, kann die Not groß werden. Doch es gibt Maßnahmen, um Mitarbeiter trotz Erreichen des Rentenalters im Betrieb zu halten. Wir stellen sie Ihnen vor.

So können Sie ältere Mitarbeiter halten


Der Fachkräftemangel spitzt sich bekanntermaßen über alle Branchen hinweg zu. In den nächsten zwanzig Jahren dürfte sich die Lage am Arbeitsmarkt noch weiter verschärfen. Erst heute hat das Marktforschungsinstitut Prognos die Entwicklung nochmals bestätigt. In einer Untersuchung kommt das Institut zu dem Ergebnis, dass bis 2040 bis zu 3,3 Millionen Fachkräfte fehlen könnten, wenn Politik und Wirtschaft nicht gegensteuern.

Die wohl beste Möglichkeit, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, besteht darin, dass Unternehmen versuchen, wertvolle aber bereits rentenberechtigte Mitarbeiter zu halten. Jeder dritte Betrieb in Deutschland versucht das bereits. Kürzere und flexiblere Arbeitszeiten anzubieten sind dabei die wichtigsten Maßnahmen, um die Mitarbeiter zu halten, wie aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht.

Weniger erfolgversprechend sind demnach Prämien oder eine höhere Entlohnung. Auch der Ausbau des Gesundheitsschutzes trägt weniger dazu bei, rentenberechtigte Mitarbeiter zu halten. Selbst eine Veränderung des Tätigkeitsprofils innerhalb des Unternehmens scheint ein nur mäßig erfolgreiches Instrument zu sein.

Erfolgsquote von 83 Prozent

Wie erfolgreich die beiden Instrumente der kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten sind, belegt die IAB-Studie. Im Jahr 2015 erreichten demzufolge rund 650.000 Mitarbeiter die Rentenberechtigung oder waren bereits rentenberechtigt. In gut 170.000 Fällen hätten die Betriebe rentenberechtigte Mitarbeiter halten wollen. Gelungen sei das bei knapp 145.000 Mitarbeitern. Das entspricht einer Erfolgsquote von 83 Prozent.

„Es zeigt sich also, dass Betriebe sehr häufig in der Lage sind, rentenberechtigte Mitarbeiter weiter zu beschäftigen – wenn sie ein Interesse daran haben“, kommentieren die Arbeitsmarktforscher. Insbesondere kleine Betriebe würden häufig versuchen, rentenberechtigte Mitarbeiter zu halten. Der Anteil bei größeren Betrieben, ältere Mitarbeiter zu halten, sei signifikant kleiner: 11 Prozent seien es in Großbetrieben versus 32 Prozent der rentenberechtigten Mitarbeiter in Kleinbetrieben.

Dies dürfte wohl hauptsächlich mit Rekrutierungsproblemen zusammenhängen. Kleinbetriebe hätten tendenziell schlechtere Chancen, ausscheidende Mitarbeiter durch Neueinstellungen adäquat zu ersetzen, wie es in der Analyse heißt. Bei kleineren Betrieben mache sich der Verlust an Fachkompetenz zudem stärker bemerkbar. Da reiche es schon aus, dass nur wenige Mitarbeiter das Unternehmen altersbedingt verlassen.

Flexirente hat mehrere Vorteile

Zu den beliebtesten Maßnahmen zur Flexibilisierung der Erwerbstätigkeit im Übergang in den Ruhestand gehört die Altersteilzeitarbeit. Neben der Altersteilzeit könnten auch Lebensarbeitszeitkonten zur Flexibilisierung des Übergangs in den Ruhestand genutzt werden, schlägt das IAB vor. Bei Betrieben, die dies anbieten, könne so Arbeitszeit über den gesamten Zeitraum der Beschäftigung angesammelt werden. Nicht nur im höheren Lebensalter sei es damit möglich, die Arbeitszeit ohne Lohneinbußen flexibel zu verkürzen.

In der Zwischenzeit versucht auch die Bundesregierung, Anreize zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit zu setzen. Gelingen soll das mit dem Flexirenten-Gesetz von 2016. Dieses neue Rentenmodell, das am 1. Januar 2017 in Kraft getreten ist, wird laut IAB-Studie von den Unternehmen überwiegend positiv eingeschätzt.

Die Firmen sehen durch die Flexirente insbesondere drei Vorteile in der Praxis:

  • Verbesserung der Hinzuverdienstmöglichkeiten,
  • Streichung der Arbeitgeberbeiträge zur Arbeitslosenversicherung für Beschäftigte ab der Regelaltersgrenze,
  • Ermöglichung einer Erhöhung der Rentenanwartschaften beschäftigter Rentner durch die Arbeitgeberbeiträge zur Rentenversicherung.

Das Flexirenten-Gesetz regelt unter anderem zwei Sachverhalte neu: Wenn der Arbeitnehmer schon vor Erreichen des Rentenalters in Ruhestand geht, aber Teilzeit weiterarbeiten möchte, und wenn der Arbeiter nach dem Eintritt ins Rentenalter weiterarbeitet.

Wie viele Fachkräfte von den neuen Möglichkeiten Gebrauch machen werden, bleibt abzuwarten. Die Chancen, dass das neue Rentenmodell dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann, stehen aber gut. So hat eine Randstadt-Umfrage ergeben, dass 44 Prozent der Personalleiter davon ausgehen, dass ihre Mitarbeiter die Flexirente nutzen werden. Knapp 57 Prozent glauben, so ihre Mitarbeiter besser binden zu können.

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