Kinotipp

Die Mülldeponie Agbogbloshie in Ghana steht als Sinnbild für die illegale Entsorgung von E-Schrott. Für viele Menschen ist die Deponie Lebens- und Arbeitsraum. Ein Kamerateam hat die Menschen im Alltag begleitet. Herausgekommen ist ein sehenswerter Dokumentarfilm. [ Video ]

So leben die Menschen auf Afrikas größter E-Schrott-Halde


Wenn es gut läuft, finden alte Elektrogeräte ihren Weg in den Recyclingkreislauf. Wenn es schlecht läuft, landen sie in Ghana, auf der riesigen Elektroschrott-Deponie Agbogbloshie. Rund 250.000 Tonnen ausrangierte Computer, Smartphones, Drucker und andere technische Geräte sollen dort Jahr für Jahr landen. Das zeigen die offiziellen Zahlen – die Dunkelziffer liegt vermutlich weitaus höher.

Welche Folgen diese Form der Entsorgung hat, zeigt der Dokumentarfilm „Welcome to Sodom – dein Smartphone ist schon hier“. Der Film ist Anfang des Monats angelaufen und läuft noch deutschlandweit in ausgewählten Kinos.

Vor nicht allzu langer Zeit soll Agbogbloshie noch unberührtes Sumpfland gewesen sein. Heute zählt der Stadtteil der Millionenmetropole Accra zu den verseuchtesten und giftigsten Arealen der Erde. Normalerweise sollte man sich an diesem Ort nicht länger als zwei Stunden aufzuhalten – aus Gesundheitsgründen. Doch etwa 6.000 Männer, Frauen und Kinder leben und arbeiten hier tagein, tagaus. Sie selbst nennen diesen Ort „Sodom und Gomorra“ oder auch „Toxic City“.

Surreales Endzeit-Szenario

Die beiden Regisseure Florian Weigensamer und Christian Krönes lassen den Zuschauer mit ihrem Dokumentarfilm hinter die Kulissen der größten E-Schrott-Halde Afrikas blicken. Der Film ist eindringlich, ohne belehrend zu sein. Somit stehen auch nicht die Mechanismen des illegalen Elektroschrotthandels im Vordergrund, sondern die Lebensumstände und Schicksale der Menschen, die dort auf und vom E-Schrott leben.

Weigensamer und Krönes lassen die portraitierten Menschen dabei selbst zu Wort kommen. Sie beschränken sich darauf, die Kamera langsam über dieses surreal anmutende Endzeit-Szenario gleiten zu lassen.


Trailer: Welcome to Sodom

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Nur 20 Prozent der globalen E-Schrott-Menge werden recycelt

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind im Jahr 2016 weltweit 44,7 Millionen Tonnen Elektro- und Elektronikschrott angefallen. Aber nur magere 20 Prozent davon wurden gesammelt und sachgerecht recycelt, wie es im „Global E-Waste Monitor 2017“ der Universität der Vereinten Nationen (UNU) hieß. Was mit dem großen Rest von 76 Prozent – einer Menge von immerhin 34,1 Millionen Tonnen – geschehen ist, kann nur vermutet werden.

Eine der Vermutungen lautet: Vieles verschwindet in illegalen Kanälen. Laut Zahlen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) werden pro Jahr werden mindestens 400.000 Tonnen Elektroschrott allein aus Deutschland illegal exportiert. Ein Großteil davon gehe nach Afrika und lande auf der E-Schrott-Halde in Agbogbloshie.

Doch die Deponie in Ghana besteht nicht nur aus europäischem E-Schrott. Ein großer Teil des E-Schrotts scheint auch aus dem lokalen Markt in Ghana zu kommen. „Sehr viel des Elektroschrotts, der dort landet, kommt vom Gebrauchtwarenmarkt aus Ghana, was dann peu à peu auf dieser Müllhalde als solches landet“, erklärte Rüdiger Kühl von der United Nations University Bonn vor einiger Zeit gegenüber dem „Deutschlandfunk“. Das würden verschiedene Studien zeigen, unter anderem mit Interpol.

 

© 320° | 22.08.2018

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