Konjunktur

Niemand weiß, wie sich die Weltwirtschaft in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird. Dementsprechend lastet die Unsicherheit auf den Konjunkturaussichten. Für Deutschland sind Experten skeptisch, auch für China, das im ersten Halbjahr ein starkes Wachstum hinlegte.

Sorge vor Handelskrieg trübt Konjunkturaussichten


Die Sorge vor einem weltweiten Handelskrieg hat die Stimmung deutscher Finanzexperten auf den tiefsten Stand seit fast sechs Jahren gedrückt. Die Konjunkturerwartungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sind im Juli um 8,6 Punkte auf minus 24,7 Zähler gefallen, wie das Forschungsinstitut am Dienstag in Mannheim mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit August 2012.

„Vor allem die Befürchtung einer Eskalation des internationalen Handelskrieges mit den Vereinigten Staaten belastet den konjunkturellen Ausblick“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die zuletzt positiven Nachrichten zur deutschen Industrieproduktion und zu den Auftragseingängen würden von den erwarteten negativen Wirkungen auf den Außenhandel deutlich überkompensiert.

Auch die aktuelle Lage wurde von den befragten Experten schwächer eingeschätzt. Hier fiel der entsprechende Indikator im Juli um 8,2 Punkte auf 72,4 Zähler. „Mit der Veröffentlichung verdichten sich einmal mehr die Hinweise, dass die konjunkturelle Dynamik in Deutschland an Schwung verliert“, sagte Experte Patrick Boldt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

Starkes Wachstum in China

Chinas Wirtschaft wächst unterdessen stärker als geplant. In der ersten Jahreshälfte sei die Wirtschaft um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen, teilte das Statistikamt am Montag in Peking mit. Angesichts der drohenden Eskalation im Handelskonflikt mit den USA zeigt sich Chinas Wirtschaft damit widerstandsfähig, wie Experten meinten. Trotz der Unsicherheiten gebe es Schwung durch die weltweite Erholung, einen belebten Immobilienmarkt und andere Wachstumstreiber.

Die wirtschaftliche Entwicklung liegt damit weiter über der Vorgabe der Regierung in Peking, die für das ganze Jahr eigentlich nur rund 6,5 Prozent anstrebt. Experten rechnen in der zweiten Jahreshälfte mit einem leicht abgeschwächten Wachstum von nur noch 6,6 Prozent.

Chinesische Unternehmen sind nach einer jüngsten Umfrage des Finanzdienstes IHS Markit zwar optimistisch, dass ihre Produktion im nächsten Jahr wachsen wird, doch ist die Stimmung „vergleichsweise gedämpft“. Die Sorgen über den Handelskrieg, steigende Preise für Rohstoffe, höhere Arbeitskosten, härteren Wettbewerb und strengere Umweltvorschriften drücken die Laune.

China klettert im Ranking der innovativsten Länder

Inzwischen hat China in einem neuen Ranking der innovativsten Länder auch erstmals den Durchbruch in die Top 20 geschafft. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt kommt auf Platz 17, nach Platz 22 im vergangenen Jahr. Auf Platz eins im Global Innovation Index (GII) steht auch in diesem Jahr die Schweiz. Der Index wird von der Weltorganisation für geistiges Eigentum (Wipo) in Genf zusammen mit den Elite-Hochschulen Cornell in den USA und Insead in Frankreich herausgegeben. Deutschland landet wie 2017 auf Platz 9 unter 126 untersuchten Ländern.

Gemessen werden 80 Indikatoren, darunter Patentanmeldungen, App-Entwicklungen für Smartphones, Bildungsausgaben und wissenschaftliche Veröffentlichungen. Hinter der Schweiz landen die Niederlande und Schweden auf Platz 2 und 3, vor Großbritannien, Singapur, den USA, Finnland und Dänemark, auf Platz 10 lag Irland.

China ernte nun die Früchte der strategischen Entscheidung, im Land Weltklassevoraussetzungen für Innovationen zu schaffen, so Wipo-Chef Francis Gurry. Für Deutschland wurde unter anderem bemängelt, dass Firmengründungen zu kompliziert seien und dass es an neuen Geschäftsmodellen hapere.

 

© 320°/dpa | 17.07.2018

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