Internationaler Markt

Am internationalen Stahlschrottmarkt setzt sich die positive Entwicklung fort. Die Nachfrage steigt, und auch die Preise sind robust. Getragen wird die gute Marktentwicklung von der anziehenden Stahlkonjunktur.

Stahlschrotthändler: „Die Stimmung am Markt ist positiv“


China pumpt derzeit deutlich weniger Stahl in den Weltmarkt. Im Jahresvergleich hat die Volksrepublik im Juni 26 Prozent weniger Stahl exportiert als im Juni 2016. Und alles sieht danach aus, dass die Exportzahlen im Juli noch weiter nach unten gehen. Das vermutet jedenfalls William Schmiedel, Präsident der Fachsparte Eisenmetall des Weltrecyclingverbands BIR.

Die Stahlproduzenten im Rest der Welt können davon nur profitieren. „Zum einen können sie ihre Kapazitätsauslastung steigern, und zum anderen werden dadurch die Preise weltweit gestützt“, wie Schmiedel im aktuellen „World Mirror“ des BIR über Stahl und Stahlschrott schreibt. Auch deshalb ist vermutlich in der EU im zweiten Quartal ein gesundes Wachstum beim Stahl zu beobachten.

Aber auch in den USA herrscht eine optimistische Stimmung. So seien die Stahlausfuhren im Jahresvergleich um 6 Prozent nach oben geklettert. Zudem stehe zu erwarten, dass die Baunachfrage in diesem Jahr eine dreiprozentige Steigerung erreiche. Der stahlproduzierende Sektor hat derzeit also allen Grund, optimistisch zu sein. „Insgesamt gesehen steht unsere Branche auf einer solideren Basis als noch vor einem Jahr“, betont Schmiedel.

Marktbedingungen für Stahlschrottbranche haben sich verbessert

Von der entspannten Marktlage profitiert auch die Stahlschrottbranche in weiten Teilen der Welt. „US-amerikanische Schrotthändler waren im Juni und Juli vom starken Seitwärtsmarkt angenehm überrascht“, schreibt George Adams von SA Recycling im „World Mirror“. Insgesamt herrsche auf dem US-Schrottmarkt eine stabile Nachfrage, ein gutes Schrottangebot sowie ein wachsender Exportmarkt – und das alles vor dem Hintergrund eines weltweit positiven konjunkturellen Umfelds.

Seit der BIR-Frühjahrstagung in Hongkong haben sich auch in Europa die Marktbedingungen für die Schrottbranche graduell verbessert. „In allen EU-Regionen sind die Preise seit Mai kontinuierlich gestiegen“, berichtet Tom Bird, Vorstandsmitglied der BIR-Eisenmetall-Sparte. Trotz der herrschenden Unsicherheit bezüglich des makroökonomischen Umfelds habe die Nachfrage zugelegt. „Der Markt ist nicht mehr solchen Schwankungen unterworfen, wie wir sie noch Anfang 2017 erlebt haben.“

Auch für die Sommermonate mit den jahreszeitlich typischen Produktionsstillständen erwartet Bird weiterhin relativ feste Preise in der EU. „Die Stimmung am Markt ist positiv.“ Starke Preise für Betonstahl und Knüppel würden den Schrottmarkt untermauern. Die Tonnenpreise für Betonstahl beispielsweise auf dem türkischen Markt würden sich um die 490 US-Dollar bewegen.

Im Vergleich zur Ukraine, wo die hohe Ausfuhrsteuer von 30 Euro je Tonne den Händlern das Leben schwer mache, seien die russischen Exporte von Stahlschrott wesentlich dynamischer, schreibt Mikhail Moldavskiy vom ukrainischen Unternehmen Ukrmet. Die Preise für Stahlschrott seien von 260 US-Dollar je Tonne im März auf aktuell bis zu 295 US-Dollar je Tonne gestiegen. Die Preise könnten im August sogar noch weiter steigen und die Marke von 300-US-Dollar erreichen.

Höhere Schrottnachfrage in allen Schlüsselregionen

Damit setzen sich die positiven Zeichen aus dem ersten Quartal weiter fort. „Laut Worldsteel-Zahlen ist die globale Rohstahlproduktion in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 5,7 Prozent auf 410,5 Millionen Tonnen gestiegen“, wie der BIR-Statistikberater Rolf Willeke mitteilt. Im Vorjahresvergleichszeitraum seien es 388,3 Millionen Tonnen gewesen. Die Statistiken würden dabei für alle wichtigen Regionen steigende Produktionszahlen ausweisen.

Gleichzeitig hat sich auch die Stahlschrottnachfrage erhöht, und zwar in allen Schlüsselländern und –regionen:

  • Laut Willeke hat China seinen Schrottverbrauch um 29,7 Prozent auf 25,3 Millionen Tonnen erhöht.
  • Die EU-28 konnte das mit einer Steigerung um 31,1 Prozent sogar noch toppen. Hier sind den Worldsteel-Zahlen zufolge im ersten Quartal 29 Millionen Tonnen Schrott eingesetzt worden.
  • Der größte Verbraucher innerhalb der EU sei Italien mit 7,167 Millionen Tonnen gewesen. Das entspricht einer Steigerung von 45,2 Prozent.
  • Russland hat seinen Schrottbedarf um 19,6 Prozent auf 3,209 Millionen Tonnen steigern können, gefolgt von Südkorea mit 7,523 Millionen Tonnen; das entspricht einem Zuwachs von 16,5 Prozent.
  • Die Türkei hat mit 10,07 Millionen Tonnen immerhin noch 13,9 Prozent mehr Stahlschrott eingesetzt.
  • Japan bringt es mit 8,823 Millionen Tonnen auf eine Zunahme von 10,9 Prozent.
  • Auch die USA haben ihre Importe steigern können, und zwar um 3,4 Prozent auf 12,1 Millionen Tonnen.

Schrottimporte: Südkorea verdrängt Indien vom zweiten Platz

Bei diesen Zahlen ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch die Stahlschrottimporte gute Ergebnisse vorweisen können. Keine Überraschung ist auch, dass die Türkei wieder einmal ihre Position als weltweit größter Importeur von Stahlschrott untermauert hat:

• Die Türkei hat laut Willeke ihre Importe um 2,6 Prozent auf 4,26 Millionen Tonnen gesteigert.

• Südkorea hat sich mit einer Steigerung um 28,2 Prozent auf 1,601 Millionen Tonnen auf den zweiten Platz geschoben. Damit hat Südkorea Indien vom zweiten Platz verdrängt.

• Indien hat seine Importe um 39,3 Prozent zurückgefahren und nur noch 1,186 Millionen Tonnen Stahlschrott eingeführt.

• Auf den folgenden Plätzen liegen die USA mit einer Importmenge von 1,151 Millionen Tonnen und China mit einer Menge von 0,69 Millionen Tonnen.

• Russland hat zwar die mit Abstand stärkste Steigerung erreicht (132,7 Prozent). Allerdings hat sich die Einfuhrmenge auf nur 0,128 Millionen Tonnen belaufen.

EU-28 konnte Ausfuhren um über 30 Prozent steigern

Was die Ausfuhr von Stahlschrott angeht, hat die EU-28 wie gewohnt die Pole Position übernommen. Die EU-Staaten konnten den Worldsteel-Zahlen zufolge ihre Ausfuhren um 30,6 Prozent auf 5,053 Millionen Tonnen steigern.

Die wichtigsten Abnehmer der EU waren:

• die Türkei mit 2,994 Millionen Tonnen und die USA mit 0,388 Millionen Tonnen.

• Pakistan (0,361 Millionen Tonnen) und Ägypten (0,334 Millionen Tonnen)

• sowie Indien (0,213 Millionen Tonnen) und China (0,118 Millionen Tonnen).

Deutlich belebt hat sich auch der US-amerikanische Export im ersten Quartal. Mit 3,152 Millionen Tonnen haben die USA 22,1 Prozent mehr Stahlschrott ausgeführt. Der Hauptanteil von 0,543 Millionen Tonnen wurde in Richtung Türkei verschifft. China hat 0,314 Millionen Tonnen Stahlschrott aus den USA importiert und damit mehr als Kanada mit 0,217 Millionen Tonnen.

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