Batterie-Recycling Kongress in Montreux

Die Batterie-Recyclingwirtschaft muss sich auf ein steigendes Aufkommen an Lithium-Ionen-Batterien einstellen. Vor allem in den Anwendungsbereichen Elektronik und Elektromobilität steigt der Bedarf. Neue Anwendungsbereiche werden hinzukommen.

Starke Prognosen für Lithium-Ionen-Batterien


Ob Smartphone, Fernbedienung, Laptop oder Kamera – die Liste der Geräte, die mit Batterien und Akkus betrieben werden, ist lang. Und sie wird immer länger, denn die Anwendungsbereiche werden immer vielfältiger. „Die Batterie ist eine Schlüsselkomponente für die mobile Elektronik, Elektroautos, erneuerbare Energien – und möglicherweise auch für intelligente Stromnetze“, betonte Christophe Pillot, Geschäftsführer des französischen Marktforschungsinstituts Avicenne Energy, bei der Pressekonferenz zum Internationalen Batterie-Recycling Kongress ICBR in Montreux.

Insbesondere Lithium-Ionen-Batterien haben sich als innovative Speichertechnologie einen Namen gemacht. Hinsichtlich Energiedichte und Selbstentladungsrate sind sie unschlagbar. Das zeigt sich auch in den Verkaufszahlen. In den vergangenen zehn Jahren sei das Volumen der Lithium-Ionen-Batterien um durchschnittlich über 20 Prozent gestiegen, erklärte Pillot.

statistic_id169326_batterien---verwertete-masse-in-deutschland-nach-typ-2014Infolgedessen hat sich auch der Einsatz von Lithium-Ionen-Batterien vervielfacht. Wurden im Jahr 2000 noch 2 GWh Energie über die Batterietypen bereitgestellt, waren es im Jahr 2014 bereits 46 GWh, erklärte Pillot. Dennoch hätten aktuell die Blei-Säure-Batterien noch immer den mit Abstand höchsten Marktanteil – sie kamen im vergangenen Jahr auf einen Anteil von 90 Prozent.

Neue Anwendungsbereiche

Derzeit werden Lithium-Ionen-Batterien vor allem in den Anwendungsbereichen Elektronik und Elektromobilität eingesetzt. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 1,8 Milliarden Mobiltelefone, 230 Millionen Tablets und 170 Millionen Notebooks verkauft. Und auch für die kommenden Jahre zeigt der Trend nach oben. Im Zeitraum 2010 bis 2025 werde die Nachfrage nach Mobiltelefonen um durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr zulegen, glaubt Pillot.

Doch in Zukunft werden noch weitere Anwendungsgebiete hinzukommen. Insbesondere Stromnetze, E-Bikes, Elektrowerkzeuge oder sonstige Industrieanwendungen werden als Absatzmarkt für Lithium-Ionen-Batterien deutlich zulegen, erwartet Pillot. Bis 2025 werde dieser Anwendungsbereich die gleiche Bedeutung haben wie der Markt für Automobilbatterien oder Elektrogeräte, prognostiziert er. Nach Angaben des Öko-Instituts werden bis zum Jahr 2050 weltweit 43,4 Millionen Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Batterien auf den Straßen unterwegs sein.

Gesetzgebung hat sich überholt

Für die Recyclingwirtschaft bedeutet das in Zukunft einen neuen Materialmix. Dafür braucht es aber nicht nur eine geeignete Recyclingtechnologie, sondern auch ein effizientes Sammelsystem. Beide Faktoren müssten auf die veränderten Marktbedingungen reagieren, erklärte Georgios Chryssos, Vorstand des deutschen Rücknahmesystems GRS Batterien.

Darüber hinaus bedarf es aus seiner Sicht einer angepassten Gesetzgebung. Die aktuellen Rechtsvorschriften der EU seien teilweise auf Marktverhältnisse ausgerichtet, die vor 20 Jahren vorherrschten, sagte Chryssos in Montreux. Inzwischen haben sich die Rollen von Marktteilnehmern wie auch die Verwendungsbereiche und Lebensdauern von Batterien deutlich verändert. Folglich müssten die gesetzlich vorgegebenen Rahmenbedingungen daran angepasst werden.

Als weiteren wichtigen Aspekt hob Chryssos die veränderte chemische Zusammensetzung von Batterien hervor. In den vergangenen Jahren seien Bestandteile wie zum Beispiel Nickel und Kobalt durch weniger wertschöpfende Materialien ersetzt worden. Im Hinblick auf die ökologische wie auch ökonomische Effizienz von Recyclingprozessen sollten daher die derzeit geltenden Recyclingvorgaben überdacht werden.

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