Höhere Sortiertiefe

In Gernsheim ist vergangene Woche die neue Sortieranlage für Leichtverpackungen an den Start gegangen. Die Anlagenbetreiber wollen damit Maßstäbe in Sachen Sortiertiefe und Sortenreinheit von Leichtverpackungen setzen. Wir stellen Ihnen die Anlage vor: Alle Daten und Fakten.

Start für neue LVP-Sortieranlage von Meilo


Seit vergangener Woche läuft in Gernsheim, zwischen Darmstadt und Worms gelegen, die neue Sortieranlage der Firma Meilo. Die vollautomatische Anlage soll Maßstäbe in Sachen Sortiertiefe und Sortenreinheit von Leichtverpackungen setzen und dafür Sorge leisten, dass eine Recyclingquote von über 50 Prozent erreicht wird.

In zwei Hallen mit jeweils 2.500 und 4.500 Quadratmetern Fläche sollen ab sofort rund 120.000 Tonnen Verpackungsmüll pro Jahr sortiert werden. Das Material stammt Meilo zufolge von etwa 4,5 Millionen Menschen aus Hessen, Nordbayern sowie dem nördlichen Teil Baden-Württembergs. Die Anlage werde von 40 Lkws im Input und 25 Lkws im Output angefahren.

Konkret werden in Gernsheim Inhalte des gelben Sacks, der gelben Tonne und der Wertstofftonne verarbeitet. Der Input wird laut Meilo in 12 unterschiedlichen Wertstoff-Fraktionen sortiert: so unter anderem in Weißblech aus Konserven, Aluminium aus Getränkedosen, PET-Schalen von Gemüseverpackungen, Getränkekartons. Um an die hochwertigen Papierfasern der Getränkekartons zu gelangen, wird zusätzlich noch nach PO-Flex sortiert (polypropylenhaltige Folie kleiner als DIN A4).

Wertstoffausbeute LVP-Sortieranlage Meilo

„In unserer Leichtverpackungs-Sortieranlage liegt die geplante Quote werkstofflich verwertbaren Materials bei rund 53 Prozent, sie ist damit eine der leistungsfähigsten Anlagen im Bundesgebiet“, sagt Michael Wieczorek, einer der Meilo-Geschäftsführer. Im Bundesdurchschnitt liege der Anteil recyclingfähigen Materials bei ungefähr 36 Prozent. „Um Ressourcen zu schonen, sind derartige Sortieranlagen mit hoher Recyclingquote ein wichtiger Meilenstein“, ergänzt Holger Schmitz, ebenfalls Geschäftsführer von Meilo. Die übrigen 47 Prozent sollen energetisch als Ersatzbrennstoff für industrielle Anlagen verwendet werden.

Um die hohe Sortiertiefe zu erreichen, steckt jede Menge High-Tech in der Anlage, so unter anderem 22 Nahinfrarotspektrometer. Diese nutzen von den Stoffen reflektiertes Licht, um diese zu unterscheiden. Allerdings können gerußte und schwarze Verpackungen nicht sortiert werden.


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[su_spoiler title=“Weitere Daten und Fakten zur Anlage“]

  • vier Magnetabscheider
  • drei Siebtrommeln
  • fünf Windsichter
  • zwei Wirbelstromscheider
  • vier ballistische Separatoren
  • eine Paketierpresse
  • zwei Ballenpressen und
  • 1,3 Kilometer Förderbänder

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Die Firma Meilo ist im vergangenen Jahr gegründet worden. Gleichberechtigte Gesellschafter sind die beiden privaten Entsorgungsunternehmen Meinhardt Städtereinigung und Lobbe Entsorgung West. Gemeinsame Geschäftsführer sind Holger Schmitz (Meinhardt) und Michael Wieczorek (Lobbe). In die neue Anlage in Gernsheim wurden rund 32 Millionen Euro investiert. Langfristig sollen rund 60 neue Arbeitsplätze entstehen.

Meinhardt Städtereinigung hat vier eigene Betriebsstätten und ist an über 15 weiteren Unternehmen aus der Entsorgungsbranche beteiligt. Lobbe Entsorgung West ist Teil der Lobbe Holding. Diese betreibt deutschlandweit über 40 Standorte und mehr als 20 Abfallbehandlungsanlagen.

 

© 320°/bs | 25.06.2018

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