Komplettumbau

Der tschechische Energiekonzern ČEZ plant, bis 2024 seinen Kraftwerksstandort Mělník zu modernisieren. Unter anderem ist der Bau einer Waste-to-Energy-Anlage vorgesehen. Von den drei installierten Einheiten soll lediglich eine als Kohlekraftwerk erhalten bleiben.

Statt Kohle: ČEZ setzt auf Gas und Abfall


Die ČEZ-Gruppe hat angekündigt, ihren Standort in Mělník komplett umbauen zu wollen. Der tschechische Energiekonzern produziert in dem Kraftwerkpark, 48 Kilometer nördlich von Prag, bislang Strom und Wärme aus Kohle. Nach 2020 soll dort Gas und Abfall für die Energieerzeugung genutzt werden.

Konkret planen die Verantwortlichen bis 2021 ein Erdgasheizkraftwerk in Betrieb zu nehmen. Die thermische Leistung soll 150 Megawatt betragen. Außerdem wird bis 2022 ein Wirbelschichtkessel installiert.

Darüber hinaus soll ab 2024 eine Waste-to-Energy Anlage ans Netz gehen. Sie wird auf eine Kapazität von 320.000 Jahrestonnen und einer thermischen Leistung von 111 Megawatt ausgelegt. Ziel beider Projekte sei es, die Fernwärmeversorgung von Prag, der Stadt Mělník und den nahegelegenen Dörfern Horni Pocaply und Dolni Berkovice aufrechtzuerhalten.

Siedlungsabfälle aus Mittel- und Nordböhmen

Für die Anlagen wurde kürzlich ein Antrag auf Umweltverträglichkeitsprüfung gestellt. Wie die ČEZ-Gruppe gegenüber 320° erklärte, rechne man mit einem positiven Bescheid um die Jahresmitte 2018. Erste Planungen könnten also noch in diesem Jahr beginnen. Was der Umbau kosten wird, gab der Konzern nicht bekannt. Mit Investitionszuschüssen seitens der tschechischen Regierung oder der EU kalkuliert die Konzernführung aber nicht.

Das teuerste Projekt dürfte der Bau der Waste-to-Energy-Anlage werden. Dort sollen künftig hauptsächlich Siedlungsabfälle aus der Mittelböhmischen und eventuell aus Teilen der Nordböhmischen Region aufbereitet werden. Die Initiative kommt zu einem guten Zeitpunkt. Denn ab 2024 gilt in Tschechien ein Deponierungsverbot für unbehandelte Siedlungsabfälle. Zudem soll der Anteil energetisch genutzter Siedlungsabfälle auf 27,7 Prozent steigen (2013 lag dieser bei 11,6 Prozent).

Von den drei derzeit in Mělník installierten Einheiten soll nach 2020 nur Einheit I vollständig als Kohlekraftwerk erhalten bleiben. Diese ist seit 1960 in Betrieb und hat eine Leistung von 352 Megawatt. Einheit II (Leistung: 2 x 100 Megawatt) und III (1 x 500 Megawatt) werden ČEZ zufolge schrittweise „ausgemustert“ und dann als Reservekapazität vorgehalten.

Die ČEZ Gruppe mit Sitz im Prag wurde 2003 gegründet und ist nach eigenen Angaben der größte Energiekonzern in Mittel- und Osteuropa sowie der größte Stromproduzent und einer der größten Wärmehersteller in der Tschechischen Republik. Das Unternehmen produziert und verteilt Strom und verkauft Strom und Erdgas an Endkunden in der Tschechischen Republik, Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, der Slowakei und der Türkei.

In Tschechien betreibt ČEZ 11 Kohlekraftwerke (davon zwei mit Steinkohle), zwei Atomkraftwerke, 33 Wasserkraftwerke und ist an der Entwicklung eines Onshore-Windparks beteiligt. In Deutschland betreibt der Konzern neun Windparks (Leistung 133 Megawatt). Zwischen 2009 und 2011 hielt ČEZ 50 Prozent der Anteile an der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft GmbH (Mibrag).

Eine virtuelle Tour durch das Kraftwerk können Sie hier vornehmen.

 

© 320°/bs | 16.01.2018

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