Forschungsprojekt

In flüssigen Gärresten und Gülle ist jede Menge Stickstoff enthalten, der als wertvolles Düngemittel genutzt werden könnte. Voraussetzung ist, dass der Stickstoff entfernt und aufkonzentriert werden kann. Wissenschaftler haben dafür bereits ein Verfahren entwickelt. Jetzt wird die Anlage auch gebaut.

Stickstoff aus organischen Reststoffen


An der Fachhochschule Münster ist vor Kurzem ein neues Forschungsprojekt gestartet. Das Projekt verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele: Zum einen wollen die Wissenschaftler testen, wie sich die Biogastechnologie optimieren lässt. Und zum anderen wollen sie herausfinden, ob organische Reststoffe auch als Quelle für Düngemittel zu verwenden sind.

Das Projekt läuft unter dem Namen InnoBio. Geplant ist unter anderem, eine sogenannte Ammoniak-Strippanlage zu errichten. Damit soll Stickstoff aus flüssigen Gärresten und Gülle entfernt und aufkonzentriert werden, um den Stickstoff schließlich als Düngemittel für Pflanzen zu nutzen. „Wir haben dafür ein aus der Industrieabwasserreinigung bekanntes Verfahren adaptiert und auf Biogasanlagen transferiert“, sagt Elmar Brügging, Koordinator des Forschungsteams an der FH Münster. „Jetzt soll die Anlage wirklich gebaut werden und eine bedarfsgerechte Düngung ermöglichen.“

„Wir wollen feststellen, inwieweit wir Stickstoff aus der Gülle entfernen, aufkonzentrieren können und wie wirtschaftlich das ist“, ergänzt Christof Wetter, Professor am Fachbereich Energie Gebäude Umwelt. Das beziehe sich auch auf die Ermittlung konkreter Behandlungskosten. So soll unter anderem der Aufwand an Zeit, Geld und Energie ermittelt werden, um einen Kubikmeter Gülle auf diese Weise zu behandeln. Am Ende des Prozesses soll ein Stickstoffkonzentrat stehen, „das künstlichen Mineraldünger ablösen und ebenso gezielt auf dem Feld eingesetzt werden kann“.

Zwei Biogasanlagen

Neben der Ammoniak-Strippanlage sollen in den Technikumshallen der Fachhochschule im Bioenergiepark in Saerbeck zwei Biogasanlagen mit einem Volumen von einem Kubikmeter entstehen. Mit den zwei Anlagen soll es möglich sein, Veränderungen im Gärungsprozess gegenüber dem Standardbetrieb nachzuweisen und Zusatzstoffe wie Enzyme oder Spurenelemente zu testen. Darüber hinaus könnten Ergebnisse laufender Forschungsprojekte in einem größeren Maßstab überprüft werden.

Aktuell laufen die Ausschreibungsvorbereitungen und Planungen. Bis Ende des Jahres sollen die Anlagen im Bioenergiepark gebaut sein. Insgesamt läuft InnoBio bis Ende 2019. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben mit rund 850.000 Euro, das Land Nordrhein-Westfalen steuert knapp 180.000 Euro bei.

 

© 320°/bs | 05.03.2018

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