Altreifenrecycling

Seit mehreren Jahren stehen sich in Halle die Firma Pyrolytech und eine Bürgerinitiative gegenüber. Erstere will eine Altreifenrecycling-Anlage bauen, letztere versucht das zu verhindern. Obwohl die Genehmigung längst erteilt ist, scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Streit um Altreifenrecycling-Anlage in Halle


Eigentlich hätte es längst losgehen können. Bereits im Jahr 2009 wurde die Genehmigung für den Bau einer Altreifenrecyclinganlage in Hafen von Halle erteilt. Damals erhielt das OK noch die Firma Pyrolyx. Knapp fünf Jahre später steht die Anlage immer noch nicht, das Unternehmen hat mehrere Geschäftsführerwechsel durchgemacht und die örtliche Bürgerinitiative gibt den Protest gegen die Errichtung des Werks bis heute nicht auf.

Gestern nun hatte der örtliche Oberbürgermeister einen Runden Tisch anberaumt. Das Treffen zwischen Vertretern von Pyrolytech und Bürgerinitiative ist eine Reaktion auf die jüngste Aktion der Projektgegner. Diese hatte gegen Ende des vergangenen Jahres rund 8.200 Unterschriften gegen die Altreifenrecycling-Anlage gesammelt und dem Oberbürgermeister übergeben. Für die Gegner ist die Petition eines der letzten Mittel, die Anlage doch noch zu verhindern. Im Laufe des Streits ist die Initiative bereits mehrfach vor Gericht gescheitert.

Absatzentwicklung im Reifenersatzgeschäft für Pkw in Europa in den Jahren 2009 bis 2013 (in Millionen) Zuletzt hatte das Bündnis versucht, die Aufhebung der Genehmigung des Landesverwaltungsamts zu erreichen. Vergeblich, wie sich Ende April 2014 herausstellte. Wie die Mitteldeutsche Zeitung damals berichtete, hatte das Landesverwaltungsamt nach einer mehr als fünfmonatigen Prüfung festgestellt, dass „keine Umweltgefahren zu befürchten seien“. Daher brauche es auch im Rahmen des Genehmigungsverfahrens keine Umweltverträglichkeitsprüfung.

Die betroffene Firma selbst hat der jahrelange Streit offenbar zumindest zeitweise mürbe gemacht. Trotz Genehmigung gibt es immer noch keinen Baubeginn, mehrere Geschäftsführer wechselten. Inzwischen führt Florian Herzog aus Priem am Chiemsee unter dem Namen Pyrolytech das Unternehmen. In die neue Anlage sollen 20 Millionen Euro investiert werden, die Behandlungskapazität soll bei 1,7 Millionen Altreifen liegen. Mithilfe von innovativer Technik soll aus den Altreifen der Rohstoff Black Carbon gewonnen werden, aus dem neue Reifen hergestellt werden können.

Im Laufe des Zwists hatte Pyrolytech auch das Areal gewechselt, auf dem die Anlage geplant ist. Auch für den neuen Standort unweit des ursprünglichen hat das Unternehmen die erforderliche Genehmigung. Somit steht den Bauarbeiten eigentlich nichts mehr im Weg. Laut Unternehmensplan soll die Anlage Mitte 2015 in Betrieb geben – sofern die gesammelten Unterschriften es nicht verhindern werden.

© 320°/ek | 13.01.2015

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