Bioabfallsammlung

Wie kann die Erfassung von Bioabfällen in Deutschland gesteigert werden? Eine mögliche Lösung sind biologisch abbaubare Biobeutel. Ein Versuch hat gezeigt: Nachdem die Tüten verteilt wurden, hat sich die Sammelmenge erhöht.

Testphase mit Biobeutel brachte höhere Erfassung von Bioabfällen


Bei dem groß angelegten Experiment wurden in mehreren Gebieten der Stadt Vellmar im Landkreis Kassel die abbaubaren Beutel und dazu ein belüftetes Vorsortiergefäß verteilt. Insgesamt wurde der Versuch mit 950 Haushalten in größeren Wohnhäusern und 700 Haushalten in Ein- bis Zweifamilienhäusern durchgeführt, erklärte Thomas Turk, Geschäftsführer der Ingenieursgemeinschaft IGLux Witzenhausen, heute auf dem Kasseler Abfall- und Bioenergieforum. Projektpartner waren das Witzenhausen-Institut und die Abfallentsorgung Kreis Kassel. Angestoßen wurde der Versuch von dem Biobeutelhersteller Novamont SpA.

In der Versuchsstadt Vellmer wurde schon vor 20 Jahren die Biotonne zur Pflicht, die Stadt gilt als relativ dicht besiedelt. Eine zuvor durchgeführte Nullanalyse im Versuchsgebiet hat ergeben, dass die Bewohner jeweils 30 Kilogramm Bioabfälle pro Jahr und Kopf über die braune Tonne entsorgen – das sind etwa 0,6 Kilogramm pro Woche. Etwa die gleiche Menge wurde in den Restmüll geworfen, erklärte Turk.

Nachdem die Teilnehmer 20 Wochen lang mit den Biobeuteln und Vorsortiergefäßen gesammelt hatten, stieg die erfasste Menge Bioabfälle pro Woche und Einwohner auf 0,7 Kilogramm – das sind knapp 23 Prozent mehr. Besonders stark konnte die Erfassungsmenge in den großen Wohnhäusern gesteigert werden: von 0,58 Kilogramm auf 0,77 Kilogramm und damit um 33 Prozent. Nicht ganz so hoch war die Verbesserung in den Ein- bis Zweifamilienhäusern. Hier lag die Steigerung bei 22 Prozent. Allerdings lag die Erfassungsmenge bei den kleineren Häusern generell deutlich höher, denn hier kamen noch Gartenabfälle dazu.

Große Akzeptanz in der Bevölkerung

Der Einsatz der Biobeutel hatte weitere Effekte, sagte Turk in Kassel. So verringerte sich der Störstoffanteil in der Biotonne im Schnitt von 3,2 Prozent auf 1,4 Prozent. In den großen Wohnhäusern sogar von 7,1 Prozent auf 2,9 Prozent. Als Grund nannte der Wissenschaftler vor allem, dass die Bewohner die bis dato zur Sammlung verwendeten PE-Tüten gegen die Biobeutel eingetauscht hätten. Besonders in den Mehrfamilienhäusern wurden vor Versuchsbeginn noch etwa 30 Prozent der Bioabfälle in PE-Beuteln gesammelt. Während des Experiments wurde dieser Anteil auf 12 Prozent reduziert.

Bei einer anschließenden Befragung der Versuchsteilnehmer stellte sich laut Turk heraus, dass vor allem hygienisch bedenkliche Speisereste wie Knochen und Gräten oder Milch- und Eierprodukte vermehrt in den Biobeuteln separat gesammelt wurden. Am meisten gesteigert wurde die Menge von verdorbenen oder abgelaufenen Lebensmitteln: Hier wurden 41,6 Prozent mehr über die Biotonne entsorgt. Mit 84,6 Prozent gab die große Mehrheit an, durch die neue Handhabung der Bioabfälle eine Verbesserung bemerkt zu haben. Dies vor allem bei der Sauberkeit der Tonne und der Vorsortiergefäße. Deshalb würden 93,1 Prozent der befragten Haushalte die Biobeutel auch weiternutzen – immerhin fast 60 Prozent wären dafür auch bereit, einen Euro pro Rolle mit 25 Stück zu bezahlen.

Um auch den rückstandslosen Abbau der Beutel zu testen, unternahmen die Wissenschaftler Aufbereitungsversuche. Bei der anaeroben Behandlung war zunächst nach drei Wochen ein Abbau noch nicht erkennbar, die Beutel waren leicht angequollen, berichtete Turk. Nach 24 Tagen Nachrotte wurden im Labor noch kleine Reste von Biobeuteln gefunden. Nach 42 Tagen Nachrotte wurden auch im Labor keine Reste von Biobeuteln mehr gefunden.

© 320°/ek | 30.04.2015

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