Alternative zu Einwegplastik

Die Zeit der Plastiktrinkhalme scheint abzulaufen. Stattdessen kommen immer mehr Alternativmaterialien auf den Markt - so auch eine Variante aus Glas. Der Halm besteht nach Angaben des Herstellers aus einem Spezialglas.

Trinkhalme aus Glas


Die EU-Kommission hat Einwegplastik den Kampf angesagt. Im Entwurf einer Plastikstrategie plant die Brüsseler Behörde unter anderem das Verbot von Einweggeschirr, Becher, Besteck und Trinkhalmen. Das Papier könnte noch im Herbst beschlossen werden. Doch schon jetzt stehen immer mehr alternative Materialien zur Verfügung.

Seit gut einem Jahr versucht das Berliner Start-up HALM, Gastronomen von Trinkhalmen aus bruchfesten Glas zu überzeugen. Nach Angaben der Firma gehören 250 Gastronomiebetriebe zu den Kunden – vom kleinen Café über das Berliner Szenerestaurant Cookies Cream bis hin zum Hotel Ritz in Paris. Mit dem Glastrinkhalm seien bereits circa 150 Millionen Plastiktrinkhalme eingespart worden.

Der Trinkhalm besteht den Gründern zufolge aus Spezialglas vom Hersteller Schott, ist spülmaschinenfest, geschmacksneutral und recycelbar. Bei diesen Eigenschaften können andere Varianten, die es bisher gibt, nicht überall mithalten. Auf dem Markt existieren Trinkhalme aus echtem Stroh, Bambus und Papier. Diese können jedoch nicht unbedingt wiederverwendet werden.


Infografik: Halme aus Plastik | Statista


Auch aus Biokunststoff werden Trinkhalme produziert. Diese bestehen aus Maisstärke, Kartoffelstärke oder Milchsäure. Hier stellt sich die Frage der Recyclingfähigkeit und Nachhaltigkeit. Vergleichbar mit der Glasvariante sind am ehesten Trinkhalme aus Edelstahl. Allerdings sind diese nicht unbedingt neutral im Geschmack.

Ein ernsthafter Konkurrent zu Glas könnten künftig Trinkhalme aus Apfeltrester sein. Das ist ein Abfallprodukt, welches bei der Herstellung von Apfelsaft anfällt. Im sächsischen Langenbernsdorf fertigt das Start-up Wisefood daraus einen essbaren Trinkhalm namens „Eatapple“.

Welche Variante sich auch durchsetzen wird, einen Markt wird es künftig auf jeden Fall geben. Erst kürzlich haben die Lebensmittelketten Rewe und die Schwarz-Gruppe mit den Discountern Lidl und Kaufland angekündigt, Einwegplastik – also auch Trinkhalme aus Plastik –, sukzessive auszulisten. Auch die Hotelketten Iberostar, Hilton und Scandic Hotels sowie die spanische Hotelgruppe Meliá wollen auf Plastik-Trinkhalme verzichten. Allein Scandic nimmt nach eigenen Angaben in seinen 280 Hotels jährlich etwa 1,3 Millionen Strohhalme aus dem Verkehr.

Die ersten elf Monate mussten wir immer erst mal erklären, warum Plastiktrinkhalme ein Problem sind“, sagt HALM-Gründer Sebastian Müller. Mit dem Vorschlag der Europäischen Kommission, Einwegplastikprodukte vom Markt zu nehmen, sei es nun viel einfacher. „Wir sagen immer: Ihr müsst euch ja eh bald nach einer Alternative umschauen, macht es doch jetzt schon.“

 

© 320°/bs | 09.07.2018

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