Konjunktur

Gute Aussichten für die Wirtschaft: Konjunkturforscher rechnen für dieses und kommendes Jahr mit weiterem Wachstum. Gleichwohl gebe es Risiken.

Trotz Risiken: Wirtschafts-Aufschwung hält an


Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland hält an. Die führenden Forschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognose für dieses und nächstes Jahr leicht angehoben. Das geht aus dem Frühjahrsgutachten hervor, das am heutigen Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

Die Forscher erwarten nun für das laufende Jahr 2,2 Prozent Wirtschaftswachstum und für das kommende Jahr 2,0 Prozent. Im Herbst hatten sie noch mit einem Plus von 2,0 und 1,8 Prozent gerechnet. Der deutsche Export profitiere vom Aufschwung der Weltwirtschaft, außerdem bleibe der private Konsum stark, heißt es.

Allerdings gibt es Risiken. „Die noch verfügbaren gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten werden allmählich knapper“, so die Forscher. Die Luft werde „dünner“, sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. In den Unternehmen gibt es bereits eine hohe Kapazitätsauslastung, die zuletzt noch einmal gestiegen sei. Die Firmen sehen den Mangel an Fachkräften als immer größeres Problem. Ein Risiko sei auch der laufende Handelskonflikt mit den USA.


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China macht Zugeständnisse an USA

Angesichts des drohenden Handelskrieges mit den USA hatte China am Dienstag dieser Woche erste Zugeständnisse gemacht. So sollen ausländische Autokonzerne bald nicht mehr zwingend auf einheimische Partner angewiesen sein, um in China zu produzieren, wie die oberste Wirtschaftsbehörde am Dienstag in Peking ankündigte. Im Geschäft mit Nutzfahrzeugen solle die Grenze für ausländische Beteiligungen im Jahr 2020 fallen, bei Personenwagen 2022, teilte die Kommission für Entwicklung und Reformen (NDRC) mit.

Bisher dürfen ausländische Autobauer in dem Land nur aktiv sein, wenn sie dafür Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Firmen gründen. An diesen dürfen sie nicht mehr als die Hälfte der Anteile halten. Von der Streichung solcher Begrenzungen sollen bald auch andere Branchen profitieren. So sollen Beschränkungen beim Bau von Autos mit alternativen Antrieben, im Schiffsbau und bei Flugzeugherstellern bereits im laufenden Jahr fallen, hieß es.

Der Zwang zu Joint Ventures ist seit langem ein Reibungspunkt zwischen China, den USA und den Europäern, da beispielsweise das chinesische Unternehmen Geely ohne Probleme den Autohersteller Volvo kaufen durfte. In dem Handelsstreit mit China hatte sich US-Präsident Donald Trump mehrfach an dieser Beschränkung gestoßen.

China reguliert ausländischen Einfluss

Ein Wegfall der Beschränkungen demonstriert Zuversicht, dass die chinesischen Hersteller auf dem weltgrößten Automarkt inzwischen so gut aufgestellt sind, um es in wenigen Jahren mit ausländischer Konkurrenz aufzunehmen. Ohnehin sind die großen Autobauer wie Volkswagen, BMW und Mercedes in China über ihre Joint Ventures in Kooperationen mit großen Partnern eingebunden, die nicht plötzlich aufgegeben werden könnten. Alleingänge wären somit schwierig.

Bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen hat China auch gezeigt, dass es über andere Wege wie Quoten, Lizenzen und Vorschriften den Markt zugunsten seiner Hersteller beeinflussen kann. So sind ausländische Autobauer beispielsweise gezwungen, chinesische Batterien zu benutzen, weil andere nicht zugelassen sind. Die jetzt angekündigte Öffnung der Autobranche in den kommenden Jahren erfüllt auch nur einen kleinen Teil der Forderungen der USA im Streit über das hohe amerikanische Defizit im Handel mit China.

Die US-Klagen über schlechten Marktzugang, Urheberrechtsverletzungen und erzwungenen Technologietransfer hatten den Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften Anfang des Monats offen ausbrechen lassen. Nachdem Trump 25-prozentige Strafzölle auf Importe aus China im Wert von 50 Milliarden Dollar (aktuell knapp 40,5 Mrd Euro) angekündigt hatten, konterte China mit Strafabgaben in gleicher Höhe auf Einfuhren aus den USA. Trump legte nach, indem er weitere Strafzölle auf Einfuhren von 100 Milliarden US-Dollar ins Auge fasste.

Bis die Strafzölle in Kraft treten, haben beide Seiten noch mindestens zwei Monate Zeit, um einen möglichen Handelskrieg durch eine Verhandlungslösung zu verhindern.

Ungebrochene Kauflaune der Bundesbürger

Die Bundesbürger scheinen die schwelende Konflikte wenig zu beeindrucken. Sie blicken so optimistisch in die Zukunft wie lange nicht mehr. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Nielsen.

Demnach ist vor allem der Job-Optimismus so hoch wie nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005. Und auch die Kauflaune ist ungebrochen. Insgesamt habe die Verbraucherstimmung in Deutschland einen neuen Rekordwert erreicht, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Nielsen Deutschland, Ingo Schier.

 

© 320°/dpa | 19.04.2018

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