Internationaler Markt

Am Stahlschrottmarkt in der Türkei häufen sich die Probleme: Eine schwache Wirtschaft und die fallende türkische Lira lassen die Preise abrutschen. Experten rechnen kurzfristig mit einer Verschlechterung der Situation. Die USA kostet der Handelskonflikt mit China derweil hunderte Millionen Euro.

Türkischer Stahlschrottmarkt rutscht ab


Die schwache Währung und die kriselnde Wirtschaft in der Türkei bereiten dem weltweit größten Stahlschrottimporteur mehrere Probleme. Wie Frank Heukeshoven of TSR auf der BIR-Tagung in Barcelona erklärte, sorgen die schwierigen Bedingungen dafür, dass die Preise abrutschten und die Verkäufe von Betonstahl sowohl im In- als auch ins Ausland zurückgingen. Entsprechend rechnen Experten damit, dass die Türkei auch im Juni eher weniger Stahlschrott einkaufen wird und somit die Schrottpreise weiter fallen werden.

Verluste haben in den vergangenen Monaten auch die Stahlschrottexporteure in den USA gemacht. Der Grund: China hat im Zuge des Handelskonflikts mit den USA mehrere Wochen lang – bis zum 4. Juni – keine Inspektions-Zertifikate mehr ausgestellt. Laut Tom Bird von der Chiho Environmental Group in China kostete das die US-Exporteure rund 400 Millionen US-Dollar. Weitere 100 Millionen Dollar Verluste kämen hinzu, da die Lieferungen an neue Ziele wie Indien und Süd-Korea verschifft werden müssen.

Mit gleichbleibenden Preisen für Stahlschrott wird hingegen in Japan gerechnet – und das trotz der angekurbelten Bauwirtschaft dank der Olympischen Spiele in Tokio 2020. Grund für die eher verhaltenen Aussichten sind vor allem die unsicheren weltweiten Handelsbewegungen.


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Starke Stahlschrott-Nachfrage auf dem indischen Subkontinent

Viel Bewegung in eine positive Richtung soll es dagegen auf dem indischen Subkontinent gegeben. Die Stahlschrotteinfuhren dorthin könnten sich in diesem Jahr „substanziell“ erhöhen, glaubt Zain Nathani von der Nathani Group of Companies. Die Stahlnachfrage dürfte sehr lebhaft ausfallen.

Ebenfalls ansteigen soll auch die Verarbeitung von Stahlschrott in China. Wie George Adams von SA Recycling berichtete, werden dort seit 2017 insgesamt rund 130 neue Shredder installiert – somit gibt es landesweit dort inzwischen etwa 200 derartige Anlagen. Adams rechnet damit, dass China künftig bis zu 500 Shredderanlagen brauchen wird.

Dazu passen auch die Zahlen zum weltweiten Stahlschrottverbrauch 2017, die BIR-Berater Rolf Willeke rund einen Monat nach einer Vorabveröffentlichung in Barcelona offiziell vorstellte. Mit 147,9 Millionen Tonnen hat China weltweit den meisten Stahlschrott eingesetzt. „Die Produktion in Elektrolichtbogenöfen hat in China nur einen Anteil von 6,5 Prozent, soll aber in den kommenden Jahren ansteigen. Entsprechend wird in die Schrottverarbeitung und speziell in die Shredderkapazitäten investiert“, sagte Willeke.

Auch weltweit gibt es einen Trend zu mehr Schrotteinsatz: Während die Stahlproduktion in Sauerstoffblasöfen nur um 2,3 Prozent auf 1,2 Milliarden anstieg, verbesserte sich die Herstellung in Elektrolichtbogenöfen um 8 Prozent auf 445 Millionen Tonnen. „Das ist sehr positiv für den Stahlschrott”, betonte Willeke.

 

© 320° | 04.06.2018

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