Fehlende Biotonne

Auch drei Jahre nach Einführung der gesetzlichen Pflicht zu getrennten Bioabfallerfassung gibt es immer noch Kreise und Städte, die ihrer Verpflichtung nicht oder nur ungenügend nachkommen. Das legen aktuelle Untersuchungen der Deutschen Umwelthilfe nahe.

Über eine Million Tonnen Bioabfälle bleiben ungenutzt


In Deutschland wird die gesetzliche Pflicht zur getrennten Sammlung von Bioabfällen auch drei Jahre nach deren Einführung noch immer nicht flächendeckend und verbraucherfreundlich umgesetzt. Dies ist das Ergebnis aktueller Recherchen der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

In 26 Landkreisen und Städten mit insgesamt mehr als 3,8 Millionen Einwohnern gebe es keine separate Biotonne für die Bürger, teilt der Umweltverband mit. Zudem würden in weiteren 24 Landkreisen und Städten mit mehr als 2,9 Millionen Einwohnern praxisuntaugliche Bringsysteme angeboten, bei denen diese ihren gesammelten Biomüll über teils lange Wege zu Wertstoffhöfen oder Kompostanlagen bringen müssen. Das Potenzial des Bioabfalls als wertvoller Kompost oder als Biogas bleibe somit ungenutzt.

Die DUH fordert Landkreise und Städte zu einer flächendeckenden, verpflichtenden und verbraucherfreundlichen Sammlung von Bioabfällen auf. Die Bundesländer müssten dafür sorgen, dass sich Verweigerer an die gesetzliche Pflicht zur Getrenntsammlung halten. Um Bürger zu einer besseren Trennung zu motivieren, sei außerdem eine begleitende Verbraucherinformation und Beratung notwendig.

„Bringsystem sind unpraktikabel“

Organische Abfälle machen 30 bis 40 Gewichtsprozent der gesamten Haushaltsabfälle in Deutschland aus. Landen diese in der Biotonne, kann aus Küchenabfällen und Gartenschnitt wertvoller Kompost sowie umweltfreundliches Biogas gewonnen werden. Aus einer Tonne Bioabfall entsteht in zehn bis zwölf Wochen 350-450 Kilogramm Kompost, der aufwendig hergestellten Kunstdünger ersetzt, betont die DUH. Aus einer Tonne Bioabfall könne durchschnittlich 110 Kubikmeter Biogas gewonnen werden, dies ersetzt 66 Liter Heizöl.

„Zwar sammeln die Kommunen deutschlandweit jedes Jahr rund 4,6 Millionen Tonnen Bioabfall, allerdings könnten nach aktuellen Studien jedes Jahr 5,7 Millionen Tonnen zusätzlich erfasst werden“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch „Es ist nicht nachvollziehbar, warum das Kreislaufwirtschaftsgesetz und die Pflicht zur Getrenntsammlung von Bioabfällen noch immer nicht flächendeckend umgesetzt wird. So bleiben ohne Not Umwelt- und Klimaschutzpotentiale ungenutzt. Wenn sich Landkreise und Städte weiterhin quer stellen, dann müssen die Bundesländer für eine Umsetzung sorgen.“

„Die Getrenntsammlung von Bio- und Grünabfall muss durch Holsysteme umgesetzt werden. Dies bedeutet, dass Biotonnen bei den Verbrauchern in Mietshäusern oder auf Grundstücken abgeholt werden. Bringsysteme, bei denen Verbraucher mit dem gesammelten Biomüll extra zu einem Wertstoffhof oder einer Kompostanlage fahren müssen, sind hingegen unpraktikabel. Diese Sammelpraxis kann allenfalls eine Ergänzung, aber kein Ersatz für eine Bioabfalltonne daheim sein“, sagt Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft.

Ausnahmetatbestände, wie zum Beispiel die Eigenkompostierung, sollten keine Alternative zu einer Biotonne darstellen, stellt die DUH klar. Viele Bioabfälle, wie zum Beispiel Fleisch oder Knochen, eigneten sich nicht für die Eigenkompostierung. Zudem könne eine unsachgemäße Heimkompostierung zur Bildung klimaschädlichen Methans beitragen.

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