Vorschläge der EU-Kommission

Die Kunststoffindustrie lehnt die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Verbote von einzelnen Kunststoffprodukten ab. Solche Verbote seien völlig unverhältnismäßig. Die EU sollte besser in anderen Bereichen aktiv werden.

„Unnötige Symbolpolitik“


Die Pläne der EU-Kommission, die Verwendung von Einwegplastik einzudämmen, stößt bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen auf Widerstand. Die EU-Kommission habe mit der Plastics Strategy die Messlatte bereits hoch gelegt, so IK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Bruder. „Mit dem Verbot einzelner Produkte wird dieser ganzheitliche Ansatz, den auch unsere Industrie überzeugt mitträgt, über Bord geworfen. Statt echter nachhaltiger Sammel- und Verwertungslösungen, statt Ressourceneffizienz und statt Aufklärung der Verbraucher über nachhaltigen Konsum und umweltgerechten Umgang mit unvermeidbarem Abfall wird jetzt eine unnötige Symbolpolitik betrieben. “

Die IK hält Verbote nicht für geeignet, um das Bewusstsein der Menschen für einen schonenden Umgang mit Ressourcen aller Art zu schärfen und ihr Verhalten langfristig zu verändern. Verbote würden kein wirkliches Verständnis für nachhaltigen Konsum und umweltbewusstes Verhalten schaffen.

„Eigentlich geht es doch um die Frage, wie wir leben und konsumieren wollen“, so Bruder. „Wenn es zu einem weit verbreiteten Trend geworden ist, unterwegs zu essen und zu trinken, gilt es nachhaltige Lösungen dafür zu stärken – ohne von vornherein bestimmte Materialien zu diskriminieren. Schließlich können derartige Verbote auch zu einem Ausweichen auf Materialien führen, die am Ende sogar ökologisch nachteiliger sind.“

Besser Schwellenländer unterstützen

Sehr viel zielführender sind aus Sicht der IK deshalb Aufklärung und auch Kennzeichnung der Produkte zur umweltgerechten Entsorgung – so wie die EU-Kommission es für Getränkebecher, Fast- Food- Verpackungen oder Hygieneartikeln vorsieht. „Das Verbot einzelner Produkte ist aus unserer Sicht völlig unverhältnismäßig. Der Gesetzgeber sollte sich vielmehr um die Rahmenbedingungen der Kreislaufführung kümmern und letztendlich das Littering generell stärker sanktionieren“, erklärte Bruder.

Die IK verweist darauf, dass ca. 80 Prozent des weltweiten Plastikmülls in den Meeren von Ländern aus Asien eingetragen wird. Nur etwa 0,02 Prozent komme aus Deutschland und ca. 1 Prozent aus Europa. „Selbstverständlich ist jede Tonne zu viel. Die EU sollte aber vor allem diejenigen Schwellenländer beim Aufbau von nachhaltigen Abfallwirtschaftsstrukturen unterstützen, die erheblich zum globalen Problem beitragen“, meint Bruder.

Aber auch innerhalb der EU sollte sich nach Auffassung der IK die EU-Kommission besser mit der konsequenten Umsetzung bestehender Abfallgesetze in allen EU-Mitgliedsstaaten und mit einem EU-weiten Deponieverbot von Kunststoffabfällen befassen. Kunststoffe seien viel zu wertvoll für die Deponierung. Die Erfahrungen zeigten, dass EU-Mitgliedsstaaten, die ein Deponieverbot erlassen haben, auch die besten Ergebnisse beim Kunststoffrecycling aufweisen.

„Im Deponieverbot liegt für uns unter Umweltschutzaspekten das viel höhere Potenzial. Aus Sicht der IK wäre es zielführender, die politische Energie in das Schließen der Kreisläufe und die Aufklärung der Bürger zu investieren statt in Verbote“, so Bruder.

PlasticsEurope fordert Umdenken

Auch der Verband der Kunststofferzeuger, PlasticsEurope Deutschland, weist die Pläne der Kommission zurück. „Eine einseitige Problematisierung von Werkstoffen sowie Verbote helfen unserer Ansicht nach nicht weiter“, sagt Verbandsgeschäftsführer Rüdiger Baunemann. Vielmehr müsse ein Umdenken von der Wegwerfmentalität hin zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft stattfinden. „Die Vorschläge der EU-Kommission dazu gehen bereits in die richtige Richtung und sollten das Ziel gemeinsamer Anstrengungen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene sein.“

 

© 320° | 28.05.2018

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