Bilanz für 2016

In keinem EU-Land ist der Pro Kopf-Verbrauch an Verpackungen so hoch wie in Deutschland. Aktuelle Zahlen zeigen, dass 2016 nochmals mehr Verpackungsmüll angefallen ist. Für den erneuten Anstieg gibt es mehrere Gründe.

Unverändert hoher Verbrauch an Verpackungen


Die Deutschen produzieren unverändert viel Verpackungsmüll. Im Jahr 2016 fielen 18,16 Millionen Tonnen an, wie das Umweltbundesamt am Donnerstag mitteilte. Das waren 0,05 Prozent mehr als im Vorjahr und 220,5 Kilogramm pro Kopf und Jahr.

Der Verpackungsverbrauch in Deutschland liegt damit weiterhin deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 167,3 Kilo pro Kopf. Knapp die Hälfte des Abfallaufkommens, nämlich 47 Prozent, ging auf das Konto von privaten Verbrauchern.

„Wir produzieren viel zu viel Verpackungsmüll – ein trauriger Spitzenplatz in Europa“, kommentierte die Präsidentin des Umweltbundesamts (UBA), Maria Krautzberger, die Zahlen. Das Recycling und der Einsatz von Recycling-Material müssten weiter gestärkt werden, um Rohstoffe zu schonen. „Und vor allem müssen wir Müll vermeiden, möglichst schon in der Produktionsphase durch den Verzicht auf unnötige und unnötig materialintensive Verpackungen.“


verpackung_verbrauch_2000-2016


Als Gründe für den anhaltend hohen Verbrauch von Verpackungen nennt das Umweltbundesamt zusätzliche Funktionen der Verpackungen wie Dosierhilfen oder aufwendige Verschlüsse. Diese benötigen mehr Material und machen das Recycling schwieriger. Zudem setze sich der Trend fort hin zu kleineren Portionen anstatt Großverpackungen, zu Versandhandel anstatt Vor-Ort-Kauf und zu Außer-Haus-Verzehr.

Pro Kopf fiel im Privatgebrauch etwas weniger Plastik-Verpackungsmüll an als im Vorjahr, nämlich 24,9 Kilo pro Kopf und Jahr statt wie zuvor 25 Kilo. „Dafür wurden mehr Glas- und Aluminiumverpackungen verwendet, was auf einen Ersatz der Kunststoffverpackungen schließen lässt“, teilte das UBA mit. Gerade Glas und Aluminium seien in der Herstellung aber sehr energieintensiv. „Kunststoff durch andere Verpackungsmaterialien zu ersetzen, ist nicht immer ökologisch sinnvoll“, mahnte Krautzberger.

Mehr als 70 Prozent des Verpackungsmülls wurden 2016 recycelt. Allerdings waren die Quoten ganz unterschiedlich. Am höchsten ist sie für Stahl (92,1 Prozent), bei Kunststoffen beträgt die Quote aber nur 49,7 Prozent, bei Holz sogar nur 26 Prozent.


verpackung_recyclingraten2016


Laut UBA wurden 10,9 Prozent der wurden exportiert; alle zum Recycling. Bei Papier- und Kartonabfällen sind Import und Export ausgeglichen, bei den Glasverpackungen wurde mehr importiert als exportiert. 10,6 Prozent der Kunststoffverpackungsabfälle wurden exportiert, importiert wurde hingegen nichts.

Von 2019 an gilt das neue Verpackungsgesetz, das den dualen Systemen höhere Quoten vorschreibt. Die Lizenzgebühr, die Hersteller für ihre Verpackungen zahlen müssen, muss sich dann auch danach richten, wie leicht oder schwer die Verpackung recycelt werden kann.

Einen Schwerpunkt legt das UBA in seinem Bericht auf Verpackungen, die Magnete beinhalten. Sie seien zwar eine „Nischenerscheinung“, aber rohstoffpolitisch interessant, heißt es im Bericht. Der Grund ist demnach, dass die Magnete Neodym enthalten, bei dessen Abbau auch radioaktives Thorium und Uran freigesetzt wird.

Neodym zählt zu den seltenen Erden. Solche Magnete werden etwa für wiederverschließbare Pralinen- oder Zigarettenschachteln verwendet. Im Jahr 2017 fielen laut UBA etwa 4,5 Tonnen neodymhaltige Magnete als Verpackungsabfall an, davon rund 1,5 Tonnen reines Neodym. Bisher werde keine Rückgewinnung von Neodym aus Verpackungen durchgeführt, so dass das seltene Metall verloren gehe. Für Neodym liegen aktuellere Zahlen vor als für andere Stoffe.

 

© 320°/dpa | 26.07.2018

Mehr zum Thema
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
KI sortiert Kunststoffe für Lebensmittel­verpackungen
Verpackungsmüll: Warum bayerische Kommunen weiterhin auf das Bringsystem setzen
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
So sollen die To-go-Mehrwegangebote endlich wirken
Wertstofftonne: Karlsruher hadern mit privatem Entsorger
EU-Länder unterstützen Verpackungs­verordnung