Einbruch der Exporte

Nach Chinas Importstopp für eine Vielzahl ausländischer Abfälle fehlen den USA alternative Absatzmärkte. Die Folgen machen sich nun bemerkbar. Viele Recyclingfirmen schreiben rote Zahlen oder schlittern in die Pleite.

US-Recyclingwirtschaft steckt in der Krise


Die US-Abfallwirtschaft strauchelt. Während Unternehmen, die sich auf das Recycling von Glas, Aluminium, Plastik oder Papier spezialisiert haben, damit jahrelang gutes Geld verdient haben, schreiben sie nun rote Zahlen oder gehen Pleite. Verantwortlich dafür ist der Beschluss der chinesischen Regierung, die Abfallimporte aus dem Ausland massiv einzuschränken. China hatte Anfang des Jahres beschlossen, nur noch Abfälle mit einem Reinheitsgrad von mindestens 99,5 Prozent zu importieren. US-Firmen erreichen aber lediglich maximal 97 Prozent.

„Vor einem Jahr war ein Bündel mit gemischtem Papier noch rund 100 Dollar pro Tonne wert. Heute ist es komplett wertlos. Wir müssen sogar noch um die 15 Dollar bezahlen, dass wir es loswerden“, so Richard Coupland, Vizepräsident von Republic Services. Das Unternehmen aus Phoenix, das jährlich knapp 75 Millionen Tonnen Abfall und 8 Millionen Tonnen recycelbares Material verarbeitet, sieht aufgrund der aktuellen Entwicklung die eigene Existenz gefährdet. „Viele kleinere Firmen mussten bereits zusperren“, schildert Coupland.

„Es gibt ganz einfach keinen Markt mehr“, meint auch Ben Harvey, Präsident von EL Harvey & Sons, einem Recycling-Unternehmen, das die Abfälle von 30 Gemeinden in Massachusetts verarbeitet. „Rund 75 Prozent von allem, was gegenwärtig unsere Anlage durchläuft, ist nichts wert oder kostet uns auch noch Geld“, stellt der Experte klar. Auch bei Waste Management in Houston, einem der größten Abfallverwerter in ganz Nordamerika, wird von einem Preisverfall von 43 Prozent bei Recyclingstoffen berichtet, der sich negativ auf die Geschäftsbilanz des zweiten Quartals auswirkte.

Schlampiges Recycling

Schuld an der ganzen Misere soll die chinesische Regierung sein. Diese hatte Anfang 2018 im Rahmen eines neuen „Anti-Verschmutzungsprogramms“ beschlossen, nur noch Altpapier, Altkunststoffe oder Metallschrott ins Land zu lassen, die einen Reinheitsgrad von mindestens 99,5 Prozent haben. Für die US-Abfallwirtschaft ist dieser Wert offenbar unerreichbar, sie schafft es lediglich auf 97 Prozent.

Dass der von China vorgegebene Richtwert nicht erreicht werden kann, liege zum Teil auch an der schlampigen Recycling-Praxis in den USA, betonen Experten wie Mitch Hedlung, Executive Director der Initiative Recycle Across America. „Der Tod der Recycling-Industrie ist ganz und gar vermeidbar und wäre sehr leicht abzuwenden“, ist Hedlung überzeugt. Man müsse die Menschen nur dazu bringen, richtig zu recyceln und zum Beispiel stärker darauf zu achten, keine kontaminierten Abfälle zu entsorgen. „Eine Pizzaschachtel ist nur dann wiederverwendbar, wenn sie nicht durchnässt oder mit Ketchup verunreinigt ist“, so der Fachmann.

 

© 320°/pte | 11.10.2018

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