Stahl und Aluminium

Bislang ist es nur eine Drohung. Doch die Sorge der Stahlindustrie vor möglichen hohen US-Strafzöllen ist groß. Auch die Stahlrecycler sind wegen möglicher Folgen beunruhigt.

US-Strafzölle: Absatzmärkte für Stahlschrott könnten wegbrechen


Der drohende Handelskrieg mit den USA treibt die Weltwirtschaft um. Bisher liegt zwar nur die Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump vor, hohe Strafzölle auf Stahlimporte zu erheben. Konkrete und verbindliche Regelungen gibt es noch nicht. Dennoch sind die deutschen Stahlrecycler beunruhigt. Denn US-Strafzölle könnten schwerwiegende Folgen für die Branche haben.

Eine der möglichen Folgen könnte die Umlenkung von weltweiten Handelsströmen sein. Welche Auswirkungen diese auf den weltweiten Absatz von Stahlschrott hätten, ist nach Ansicht des Stahlschrottverbands BDSV noch unklar. Aber denkbar wäre, dass einige wichtige Absatzmärkte für europäischen Stahlschrott wegbrechen würden. So wie die Türkei.

Die Türkei ist mit rund 12 Millionen Tonnen der mit Abstand größte Abnehmer von Stahlschrott aus Deutschland. Am Bosporus produzieren viele Elektrostahlwerke Stahl unter Verwendung von bis zu 100 Prozent Stahlschrott. Mit US-Strafzöllen auf Stahl könnte der US-Stahlmarkt als Absatzmarkt der Türkei wegbrechen. Wenn folglich die türkische Stahlproduktion gedrosselt werden müsste, würde auch deren Nachfrage nach Stahlschrott einbrechen.

Deutsche Exporte von 1 Million Tonnen

„Da es sich beim Stahlschrott um ein weltweites Handelsgut handelt, liegen Marktverwerfungen bei unorganisierten Eingriffen in das Marktgeschehen auf der Hand“, wie der Verband hervorhebt. In diesem Zusammenhang mahnt BDSV-Präsident Andreas Schwenter jedoch vor Aktionismus hinsichtlich möglicher Gegenmaßnahmen: „Zunächst müssen die konkreten Handelsbeschränkungen vorliegen und die Auswirkungen auf die Stahlrecyclingbranche sorgfältig bewertet werden. Handelskriege sind jedenfalls für keinen zielführend.“

Ein Handelskrieg würde die ohnehin schon komplexe Lage der Weltstahlindustrie noch komplexer machen. Seit Jahren kämpfen viele Regionen mit erheblichen Überkapazitäten. Seit China mit 830 Millionen Tonnen allein rund die Hälfte der Weltrohstahlproduktion erzeuge, gebe es für Rohstahl einen erheblichen Kampf um Absatzgebiete, wie die BDSV unterstreicht.

Sollten die Zölle tatsächlich in Kraft treten, wären auch deutsche Stahlwerke betroffen. Derzeit exportiert die deutsche Stahlindustrie rund 1 Million Tonnen Stahl in die USA.

WTO rüstet sich für eine Gegenwehr

Trump hatte in der vergangenen Woche angekündigt, Importzölle von 25 Prozent auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium zu erheben. Offenkundig will der US-Präsident der angeschlagenen US-Stahlbranche wieder auf die Beine helfen. In den USA seien zahlreiche Produktionsstätten der US-Stahlindustrie veraltet, die Energiekosten jedoch weiterhin günstig, erklärt die BDSV. Seit dem Jahr 2000 hätten rund zehn Stahlwerke in den USA schließen müssen.

Die EU hat als Reaktion auf Trumps Ankündigung von Strafzöllen bereits mit Abgaben auf Agrarprodukte aus den USA gedroht. Die EU-Kommission will möglicherweise Strafzölle auf Erdnussbutter, Orangensaft und Whiskey erheben, wie EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström in dieser Woche sagte.

Auch die Welthandelsorganisation (WTO) rüstet sich schon für eine Gegenwehr. Die USA behaupten unter anderem, mit den Strafzöllen auf Stahl ihre „nationale Sicherheit“ zu schützen. Daher müsse der WTO der Nachweis gelingen, dass die USA lediglich zu allgemeinen Schutzmaßnahmen für die heimischen Stahlwerke greifen, die in dieser Form nicht zulässig wären, erklärt die BDSV.

Unterdessen denkt die US-Regierung über mögliche Ausnahmen für einzelne Länder bei den Schutzzöllen nach. Zu den Ausnahmen könnten die benachbarten Freihandelspartner Mexiko und Kanada zählen, aber auch andere Länder. Das haben die Sprecherin des Präsidenten, Sarah Sanders, als auch der Direktor des Nationalen Handelsausschusses im Weißen Haus, Peter Navarro, angedeutet.

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