Deinking

Er glänzt, trocknet schnell und sieht hochwertig aus: UV-Druck wird bei Druckereien immer beliebter. Problematisch wird es aber beim Recycling. Denn die UV-Farben lassen sich kaum von den Papierfasern trennen. Ein Projekt zwischen Forschern und einem Farbenhersteller soll die Probleme lösen.

UV-Druck: Das glänzende Problem


UV-härtende Druckfarben sind derzeit hoch im Kurs. Da sie extrem schnell trocknen und durch den Glanz hochwertig aussehen, werden sie bei vielen Druckereien immer beliebter. Für die Recycler sind das keine guten Nachrichten. Denn die UV-Farben lassen sich kaum bis gar nicht mehr von den Papierfasern trennen. Die Folge: Das Recyclingpapier ist bunt gesprenkelt – die gesamte Charge als helles Papier unbrauchbar.

Um das Problem UV-Druck und Recycling anzugehen, haben sich Wissenschaftler des Internationalen Forschungsgemeinschaft Deinking-Technik (INGEDE) mit dem Druckfarbenhersteller Hubergroup zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen die Partner Einflussfaktoren und Möglichkeiten untersuchen, den UV-Druck in Bezug auf die Rezyklierbarkeit zu verbessern.

Einsatz vor allem bei Kundenzeitschriften und Prospekten

Wie viele Tonnen Altpapier jährlich mittlerweile mit UV-Druckfarben versehen sind, lässt sich laut INGEDE-Sprecher Axel Fischer nicht genau sagen. Auch wo sie überall eingesetzt werden, ist nicht eindeutig klar. „Beispielweise haben wir sie schon bei Kundenzeitschriften gesehen oder bei Prospekten“, sagt Fischer. „Sie werden offenbar wegen der schnellen Trocknung gewählt und weil man dann gleich weiterverarbeiten kann – und weil manche Drucker glauben, einen Vorteil zu erringen, wenn der Kunde nicht einmal mehr einen Tag warten muss. Denn so viel Zeit braucht der Druckbogen sonst zwischen Druck und Beschnitt zum Durchtrocknen.“

Anders als konventionelle Farben, die durch Wegschlagen und mit Sauerstoff trocken, verhärten die UV-Farben durch die eingesetzt UV-Strahlung innerhalb von Sekunden. Und bleiben fast unwiederbringlich in den Papierfasern haften. Denn im Gegensatz zu konventionellen Farbpartikeln, die beim Deinken mit Seife und Luftblasen nach oben steigen, zerbrechen die UV-Druckfarben nur partiell und lassen sich kaum abtrennen und entfernen, erklärt Fischer.

Druckereiabfällen sollen getrennt gesammelt werden

INGEDE hat schon vor Jahren gemeinsam mit Recyclern und mehreren Verbänden aus der Papier- und Druckindustrie auf das Problem aufmerksam gemacht. Seit für die härtende Strahlung stromsparende LEDs statt energieintensiver Quecksilberdampflampen verwendet werden, wird die Technik häufig als umweltfreundlich beworben und immer häufiger eingesetzt. Damals wie heute fordern die Betroffenen, dass zum einen die Druckereiabfälle gesondert gesammelt werden und zum anderen die Erzeugnisse entsprechend gekennzeichnet werden und damit vom Altpapierhandel entsprechend vorbehandelt oder aussortiert werden können.

Auch die Europäische Sortenliste für Altpapier, DIN EN 643, verbietet UV-Druck-Altpapier im grafischen Altpapier. „Wir finden es dort aber trotzdem“, sagt Fischer. Sind die Erzeugnisse mit UV-Druck erstmal in den regulären Altpapierkreislauf, sind sie nämlich kaum zu erkennen. „Die Makulatur kann allenfalls für Wellpappenkarton eingesetzt werden.“

Ein möglicher Lösungsansatz, an dem schon länger geforscht wird, sind neuen Druckfarben, die im alkalischen Milieu der Stoffaufbereitung von den Fasern gelöst werden, in kleine Partikel zerfallen und durch Flotation ausgetragen werden. Außerdem wird an der Deinkbarkeit von UV-Farben geforscht und untersucht, welchen Einfluss das verwendete Papier auf die Recyclingfähigkeit hat.

Welchen konkreten Fragen sich das aktuelle Projekt zwischen INGEDE und der Hubergroup widmet, ist noch nicht ganz klar. „Bisher gibt es nur eine Absichtserklärung“, sagt Fischer. Die Details werden derzeit überlegt. „Zunächst soll eine Idee entwickelt werden, was überhaupt machbar ist.“

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