Handelskonflikte und andere Krisen

Noch laufen die Geschäfte der exportorientierten deutschen Maschinenbauer bestens. Aber wie lange wird der Boom noch anhalten angesichts internationaler Handelskonflikte? Die Maschinenbauer selbst sind skeptisch. Sie sehen ihr Geschäftsmodell bedroht.

VDMA: „Die Wolken am Horizont werden immer düsterer“


Deutschlands Maschinenbauer sehen sich angesichts internationaler Handelskonflikte, politischer Turbulenzen und der Digitalisierung vor immensen Aufgaben. „Wir stehen vor den größten Herausforderungen seit Jahrzehnten“, sagte Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes VDMA, der Deutschen Presse-Agentur. Noch laufen die Geschäfte der exportorientierte Branche rund, die Auftragsbücher sind gut gefüllt.

„Wir bleiben bei unserer Prognose, dass die Produktion real um 5 Prozent wächst“, sagte Brodtmann. „Das laufende Jahr ist ziemlich abgesichert. Die Wolken am Horizont werden aber immer düsterer.“

Mit Besorgnis sieht die deutsche Schlüsselindustrie die vor allem von den USA angeheizten Handelskonflikte sowie die politische Krise in Italien und den Brexit. „Wir haben Sorge, dass Protektionisten und Nationalisten den freien Welthandel beschädigen“, sagte Brodtmann.

„Wenn es ganz schlecht läuft, ist das Geschäftsmodell des deutschen Maschinenbaus bedroht.“ Die meist mittelständischen Unternehmen könnten anders als große Konzerne den Zollschranken nicht ausweichen, indem sie Teile der Produktion in die Länder verlagerten, die sich abschotteten.


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„Es macht keinen Sinn, um Ausnahmen zu betteln“

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hatte seine Konjunkturprognose für das laufende Jahr jüngst überraschend deutlich gesenkt und dabei auch auf handelspolitische Konflikte wie den zwischen den USA und der EU verwiesen.

US-Präsident Donald Trump, der Freihandel skeptisch gegenübersteht, wirft Europa unfaire Handelspraktiken vor und drohte – nach den seit 1. Juni geltenden Strafzöllen für Stahl und Aluminium aus Europa – auch mit höheren Importzöllen auf Autos. „Wir brauchen schnell ein schlankes Freihandelsabkommen mit den USA, um Zölle und technische Handelshemmnisse zu regeln“, forderte Brodtmann. „Die Europäische Union sollte in die Offensive gehen. Wir können angesichts eines Binnenmarktes mit rund 500 Millionen Menschen dabei selbstbewusst auftreten“, sagte der VDMA-Hauptgeschäftsführer.

„Es macht keinen Sinn, in Washington um Ausnahmen zu betteln. Wir brauchen vielmehr Verhandlungen über alle Zölle, einschließlich des Agrarbereichs“, sagte Brodtmann. „Die Agrar-Lobby ist immer einer der großen Stolpersteine beim Abbau von Zöllen. Die Industrie darf nicht zu einer Geisel der Agrarlobby werden.“

Die USA sind der wichtigste Einzelmarkt für die Branche. Im vergangenen Jahr gingen Maschinen „Made in Germany“ im Wert von 18 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten, dicht gefolgt vom Absatzmarkt China mit 17,4 Milliarden Euro. Die bei weitem wichtigste Absatzregion ist allerdings die EU (77,9 Mrd).

Dank der starken Nachfrage vor allem aus dem Ausland war die Produktion 2017 nach fünf schwachen Jahren preisbereinigt (real) um 3,9 Prozent gewachsen. Mit insgesamt 1,35 Millionen Erwerbstätigen im vergangenen Jahr ist der Maschinen- und Anlagenbau Deutschlands größter Industriearbeitgeber.

 

© 320°/dpa | 04.06.2018

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