Wärmedämmstoffe

Ein Großteil der Außenwände wird heutzutage mit Styropor gedämmt. Hat die Dämmung ausgedient, fällt das Material als Abfall an. Doch wie soll es verwertet werden? Antworten liefert eine neue Studie.

Verwertung von Styropor: Energetisch oder stofflich?


Bei 80 Prozent aller Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) kommt heute der Kunststoff expandierte Polystyrol (EPS) zum Einsatz. Fällt das als Styropor bekannt Dämmmaterial als Abfall an, muss es verwertet werden. Dabei ist die derzeit beste Möglichkeit die Verbrennung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die der Industrieverband Hartschaum und der Fachverband WärmedämmVerbundsysteme gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik und dem Forschungsinstitut für Wärmeschutz durchgeführt haben.

Ziel des Forschungsvorhabens war es, Fragen zum Thema Rückbau, Recycling und Verwertung der WDVS zu untersuchen. Der Fokus lag dabei auf dem Dämmstoff EPS, dessen anfallenden Mengen derzeit noch gering sind. Wie die Studie zeigt, sind zwischen 1960 und 2012 in Deutschland insgesamt etwa 900.000.000 Quadratmeter WDVS verbaut worden. EPS macht davon 720.000.000 Quadratmeter aus. Je nach Dicke des Dämmstoffes ergibt das zwischen 646.000 und 1,57 Millionen Tonnen.

Als Abfall fällt das EPS jährlich mit einer Menge von etwa 42.000 Tonnen an. Laut Studie ist das gemessen am Gesamtkunststoffabfall von 4,44 Millionen Tonnen weniger als ein Prozent. Künftig könnte diese Menge aber steigen. Die Studie geht davon aus, dass durch vermehrten Rückbau bis zur Jahr 2050 etwa 50.000 Tonnen jährlich anfallen könnten.

„Schattendasein“ der werkstofflichen Verwertung

Für die passende Verwertung empfehlen die Autoren der Studie zunächst einen selektiven Rückbau, um eine aufwendige Trennung der verwertbaren Materialien im Nachgang zu vermeiden. Sollte die Dämmung den aktuellen Erfordernissen nicht mehr entsprechen, raten die Autoren der Studie zu einer sogenannten Aufdopplung, bei der die Schicht verstärkt und die Nutzungsdauer zunächst verlängert wird.

Für die Verwertung haben die Autoren der Studie drei Möglichkeiten untersucht: die werkstoffliche, die rohstoffliche und die energetische. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass derzeit die energetische Verwertung am praktikabelsten ist.

Der werkstofflichen Verwertung räumen die Autoren nur ein „Schattendasein“ ein. Grund dafür ist die bevorstehende Gefahreneinstufung des Flammschutzmittels HBCD, das in vielen Dämmungen verwendet wird. Die Einstufung werde dazu führen, dass künftig lediglich Alt-EPS ohne Flammschutzmittel stofflich verarbeitet werden darf. Der große Rest muss verbrannt werden.

CreaSolv-Verfahren hat Potenzial

Auch der rohstofflichen Verwertung geben die Wissenschaftler derzeit wenig Chancen. Zwar gebe es das CreaSolv-Verfahren, mit dem es möglich sei, das gelöste Polystyrol-Polymer vom Flammschutzmittel HBCD zu trennen und das Brom in einem separaten Prozess zurückzugewinnen. Allerdings sei dieses Verfahren kommerziell bislang nicht nutzbar.

Die energetische Verwertung hingegen könne ohne Probleme über die Hausmüllverbrennungsanlagen geschehen. Dabei sollte der Anteil von EPS-Abfällen nicht höher als zwei Prozent des gesamten Brenngutgewichts sein. Dann liege auch die gemessene Schadstoffkonzentration bei der Verbrennung unter den Grenzwerten.

Auch wenn die Wissenschaftler heute zur Verbrennung von EPS-Abfällen raten, so sehen sie langfristig Forschungsbedarf bei der Weiterentwicklung von rohstofflichen Verwertungsverfahren wie CreaSolv. Da sie von steigenden Erdölpreisen ausgehen, werde sich der kommerzielle Maßstab von solchen Verfahren künftig durchaus lohnen. Um das Problem mit den Flammschutzmitteln zu erleichtern, fordern die Wissenschaftler künftig eine Positivkennzeichnung von EPS ohne HBCD.

© 320°/ek | 05.02.2015

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