Unrechtmäßige Deponierung

Ein interner Prüfbericht prangert angebliche Missstände auf der Deponie Ihlenberg an. Dort sollen Abfälle unrechtmäßig abgelagert worden sein. Autor des Berichts ist der Ehemann von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig.

Vorwürfe gegen Ihlenberger Abfallentsorgungs-Gesellschaft


Die Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft (IAG) in Nordwestmecklenburg soll regelmäßig Abfälle lagern, bei denen die zulässigen Grenzwerte für Cadmium, Zink, Blei und Kupfer überschritten werden. Das legt ein interner Prüfbericht nahe. Autor des Berichtes ist der ehemalige IAG-Abteilungsleiter Stefan Schwesig, der Ehemann von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).

Die Geschäftsführung wies die Vorwürfe am Mittwoch zurück. Der Umgang der IAG mit Abfällen sei vollständig rechtskonform, teilte das Unternehmen mit. Die IAG-Geschäftsführung äußerte Befremden darüber, dass bei der Erstellung und Vorlage des Berichtes die Wege eines sonst üblichen betrieblichen Revisionsverfahrens nicht eingehalten wurden.

Die Schweriner Volkszeitung berichtet unter Berufung auf den Bericht von Grenzwertüberschreitungen bei Zink um 9.500 Prozent. Bei Cadmium sollen die Grenzwerte um mehr als 3.000 Prozent überschritten worden sein, bei Quecksilber um 17.900 Prozent. Mitarbeiter hätten über Übelkeit und gesundheitliche Einschränkungen geklagt.

„Nicht justiziabel“

Die Landesregierung in Schwerin räumte ein, dass es hohe Grenzwertüberschreitungen bei Schwermetallen auf der Ihlenberger Deponie gebe. Die Werte seien aber „nicht justiziabel“, sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU). „Wir gehen davon aus, dass keine Rechtsverstöße festgestellt werden.“

Die Mülllieferungen aus Italien seien aber vorerst ausgesetzt worden. Zudem gebe es ein strengeres Monitoring: Von jedem eingehenden Transport würden Proben genommen. Das koste 10.000 Euro pro Tag. Auch sei ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben worden.

Der Arbeitsschutz auf der Deponie werde als vorbildlich eingeschätzt, sagte Glawe. Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) erklärte, dass der Bericht von Schwesig darauf hinweise, dass sich die Landesregierung der Sache annehmen müsse.

Die Deponie Ihlenberg gehört mit einer Fläche von 113 Hektar zu den größten Deponien Europas. Seit der Inbetriebnahme im Jahr 1979 bis Ende 2017 wurden dort rund 19 Millionen Kubikmeter Hausmüll und gewerbliche Abfälle abgelagert, darunter auch giftige Industrierückstände. Nach Angaben der IAG aus dem vergangenen Jahr beträgt die Aufnahmekapazität der landeseigenen Deponie noch etwa 7 Millionen Kubikmeter. Damit könne sie mindestens noch bis zum Jahr 2035 weiterbetrieben werden, hieß es.

Pro Tag kommen auf der Deponie zwischen 2.000 und 3.000 Tonnen Abfall an. Im Jahr 2016 wurden knapp 578.000 Tonnen Müll aufgenommen, auch aus dem EU-Ausland wie Italien und Dänemark.

 

© 320°/dpa | 14.11.2018

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