Aktuelle Marktentwicklung

Liegt es nur am Dollarkurs oder sind die steigenden Metallschrottpreise fundamental begründet? Darüber grübeln auch Experten des Weltrecyclingverbands BIR. Eines steht jedenfalls fest: Die Metallschrottmärkte haben derzeit Aufwind.

Weltweite Schrottmärkte: Der Optimismus kehrt zurück


Die gute Verfassung der Metallpreise verspricht für den US-amerikanischen Schrottmarkt eine gute Entwicklung. „Vor uns liegt ein interessantes zweites Quartal“, schreibt Andy Wahl im aktuellen Marktbericht des weltweiten Recyclingverbands BIR. Niemand habe damit gerechnet, dass der Kupferpreis erst kürzlich ein 11-Wochen-Hoch mit 6.217 US-Dollar pro Tonne erreicht hat.

Allerdings hat die Entwicklung noch nicht auf die US-Schrottmärkte durchgeschlagen. Wahl berichtet immerhin davon, dass die Nachfrage aktuell Druck auf die Märkte ausübe. Vor allem aus China kämen wieder mehr Anfragen, da das dortige Neujahr vorbei ist. Wahl hofft, dass die geringe Materialverfügbarkeit und die gestiegene Nachfrage somit die Preise für Schrott weiter nach oben ziehen werden.

Besonders knapp scheint die Verfügbarkeit aktuell für die Schrottsorte Zorba zu sein. Die US-amerikanischen Shredderbetreiber würden nicht genügend Material finden, teils seien die Anlagen nur zwischen 30 und 40 Prozent ausgelastet, berichtet Wahl. Negativ zu Buche schlage auch, dass es am Markt Gerüchte gebe, wonach die Frachtraten ab 1. April steigen werden.

Besserer Markt im Mittleren Osten und in Indien

Auch im Mittleren Osten zieht die Marktentwicklung an. Ibrahim Aboura von Aboura Metals FZCO berichtet, dass die Kupferpreise am 20. März mit 6.080 US-Dollar pro Tonne fast 3 Prozent über den Notierungen von Anfang des Jahres lagen. Der Grund ist hier weniger die gestiegene Nachfrage, sondern der US-Dollar-Kurs und die Betriebsstörung der Grasberg Kupfermine in Indonesien. Grundsätzlich sei der Metallhandel im Mittleren Osten im März etwas abgeflacht, stellt Aboura fest. Dennoch seien die Marktteilnehmer auch dank des Preishochs Ende März für das zweite Quartal 2015 optimistisch. Vor allem am Schrottmarkt sei ausreichend Material verfügbar.

Gute Neuigkeiten für Metallhändler gibt es auch von Dhawal Shah von Metco Marketing aus Indien. Hier wurde die Importsteuer für Kupfer-, Blech- und Aluminiumschrotte von 4 Prozent auf 2 Prozent gesenkt. Aus Russland berichtet Ildar Neverov von der Steelway Limited Company, dass die Regierung einmal mehr vorgeschlagen hat, Schrottexporte zu verbieten. Die Recyclingindustrie sei aber bereits im Begriff, sich gegen die Idee zu wehren. Sie hat unter anderem einen Brief an die Regierung geschrieben, in dem sie auf die Warenverkehrsfreiheit verweist. Laut Neverov scheinen die Pläne noch nicht konkret zu sein.

Unterdessen hat in China der Schrotthandel nach dem Neujahrsfest wieder Fahrt aufgenommen. Dennoch gehen laut Shen Dong von OmniSource Corporation viele Schrotthändler aufgrund sinkender Einfuhrmengen vor allem bei Kupfer von einer geringen Verfügbarkeit des Materials aus. Zuletzt lag der Import unter dem Wert von 2004. Mehrere Nickel-Roheisen-Hersteller mussten zu Jahresbeginn wegen neuer Umweltgesetze schließen. Dong rechnet mit einer weiteren Konsolidierung durch gefallene Preise für Primäraluminium.

Belebung des europäischen Marktes

Auch aus Europa kommen gute Nachrichten. Alexandra Weibel-Natan von der französischen Firma Manco berichtet von einer spürbaren Belebung auf dem Schrottmarkt. Dank der niedrigen Ölpreise sei die Produktion wieder angezogen und damit auch der Konsum und die Schrottnachfrage. Euphorisch ist Weibel-Natan indes nicht, die Nachfrage führe derzeit noch nicht zu signifikant höheren Preisen. Da aber dank des schwachen Euros auch der Export anziehe, spricht sie von guten Aussichten für das laufende Jahr.

Im Deutschland hingegen verliefen die ersten Monate des Jahres eher ruhig. Schrottexporte, besonders nach China, verliefen eher schwach, berichtet Ralf Schmitz vom Verband Deutscher Metallhändler (VDM). Mit Ausnahme von Aluminium sei die Nachfrage nach NE-Metallen gering gewesen. Dennoch ist der Verbandschef aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland für die Zukunft optimistisch.

Eher gedämpft ist die Stimmung in Italien. Hier berichtet Fernando Duranti von Tzimet SPA/Titanium& Alloys von einer enttäuschenden Entwicklung. Zwar seien die Kupferpreise gestiegen, viele machen aber dafür den starken US-Dollar verantwortlich und glauben nicht an eine echte Wertsteigerung. Schrott werde durch die hohen Preise generell nur wenig gekauft, obwohl die Nachfrage im Prinzip da wäre, so Duranti.

© 320°/ek | 31.03.2015

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