Bilanz 2016

Die französische Recycling-Gruppe Recylex scheint den Abwärtstrend gestoppt zu haben. Der Umsatz ging im vergangenen Jahr nur leicht zurück. Auch die Verluste fielen geringer aus als 2015 – trotz der von der EU-Kommission auferlegten Geldbuße.

Weniger Verluste für Recylex


Wie Recylex mitteilt, hat der Konzern im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von 382,1 Millionen Euro erzielt. Das bedeutet einen Rückgang von knapp 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig lag das Betriebsergebnis der Gruppe mit 9 Millionen Euro im Plus – ein Zuwachs von 19,4 Millionen im Vergleich zu 2015.

Auch das Konzernnettoergebnis verbesserte sich, liegt aber mit 10,1 Millionen Euro immer noch im Minus – die von der EU-Kommission auferlegten Geldbuße in Höhe von 26,7 Millionen Euro ist hierin schon eingerechnet.

Das bessere Ergebnis sei unter anderem den anziehenden Rohstoffpreisen, insbesondere im vierten Quartal, geschuldet, erklärt Yves Roche, Vorstandsvorsitzender der Recylex Gruppe. Darüber hinaus habe die Gruppe, „aber auch vom Erfolg der Maßnahmen zur Wiederherstellung der Rentabilität, wie der selektiven Beschaffungspolitik im Geschäftsbereich Blei und den seit mehreren Jahren eingeleiteten Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung“ profitiert.

Weniger Verluste im Geschäftsbereich Blei

Im wichtigsten Geschäftsbereich Blei fiel der Umsatz dennoch auf 278,3 Millionen Euro – ein Rückgang um 3,5 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis konnte sich gegenüber 2015 (minus 13,5 Millionen Euro) etwas verbessern, bleibt aber mit minus 3,7 Millionen Euro immer noch negativ.

Als Grund führt der Konzern eine geringere Produktion in Zusammenhang mit der veränderten Zusammensetzung des beschafften Materials und der Fortsetzung der selektiven Beschaffungspolitik an. 2016 wurden in den Verwertungsanlagen der Gruppe 111.000 Tonnen Altbatterien verwertet – 7 Prozent weniger als im Geschäftsjahr 2015 (120.000 Tonnen). Bei der Tochtergesellschaft Weser-Metall wurde mit 117.014 Tonnen gegenüber dem Vorjahr ebenfalls 7 Prozent weniger Blei produziert.

Geschäftsbereich Zink mit solidem Zuwachs

Besser lief es 2016 im Geschäftsbereich Zink. Beide Werke der Gruppe (Harz-Metall GmbH in Deutschland und die 50-Prozent-Beteiligung an Recytech in Frankreich) konnten ihren Output um 10 Prozent erhöhen. Aus 173.700 Tonnen Staub von Elektrostahlwerken wurden im vergangenen Jahr 72.600 Tonnen Wälzoxide hergestellt. Darüber hinaus produzierte die Tochtergesellschaft Norzinco GmbH 2016 mehr Zinkoxide: Das erzeugte Volumen stieg um vier Prozent von 22.940 Tonnen auf 23.780 Tonnen.

Zusammen mit den gestiegen Rohstoffpreisen – der durchschnittliche Zinkpreis erhöhte sich um 9 Prozent gegenüber 2015 auf 1.896 Euro pro Tonne – schlug sich das auch im Umsatz nieder. Dieser kletterte von 66,2 Millionen auf 73,2 Millionen Euro. Das laufende Betriebsergebnis erhöhte sich damit von 0,2 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 6,9 Millionen Euro im zurückliegenden Geschäftsjahr.

Geschäftsbereich Spezialmetalle muss Federn lassen

Deutlich schlechter sind die Zahlen für den Geschäftsbereich Spezialmetalle. Hier schmolzen die Erlöse von 20,5 Millionen Euro im Vorjahr auf 15 Millionen Euro 2016. Daraus resultierte ein laufender Betriebsverlust von 3,3 Millionen Euro gegenüber einem Verlust von 0,6 Millionen Euro im Vorjahr.

Als Hauptgrund für den Rückgang nennt Recylex die „selektivere Verkaufsstrategie“ für Arsen. Diese ziele darauf ab, „das Niveau der Verkaufspreise zu halten“. Des Weiteren sei die Entwicklung einem weniger dynamischen Germanium-Markt geschuldet, was sich auf Volumen und Preise für das Material auswirkte.

Ähnliche Faktoren haben auch den Geschäftsbereich Kunststoffe beeinflusst. Laut Recylex verminderten die niedrigen Erdölpreise die Wettbewerbsfähigkeit der produzierten rezyklierten Materialien. Die beiden Tochtergesellschaften der Gruppe, C2P in Frankreich und C2P in Deutschland, haben im vergangenen Jahr mit 14.830 Tonnen um 10 Prozent weniger rezykliertes Polypropylen produziert als im Vorjahr (16.530 Tonnen).

Dennoch habe sich C2P in Frankreich mit stabilem Volumen und leicht anziehenden Preisen „gut geschlagen“, so der Konzern. C2P in Deutschland musste dagegen sinkende Verkaufsvolumen und der -preise hinnehmen „aufgrund des nach wie vor schwierigen Umfelds.“ Unterm Strich ging der Umsatz von 17,2 Millionen Euro auf 15 Millionen Euro zurück. Trotzdem blieb das laufende Betriebsergebnis des Geschäftsbereichs mit 0,3 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2016 stabil.

Finanzielle Lage weiterhin kritisch

Trotz der punktuellen Verbesserungen bleibt die finanzielle Lage der französischen Recycling-Gruppe weiterhin angespannt. Die Nettofinanzverschuldung belief sich zum 31. Dezember 2016 auf 27,5 Millionen Euro. Stand Mai 2017 liegt sie bereits bei 47,3 Millionen Euro.

Dahinter verbirgt sich laut Recylex die Inanspruchnahme der verfügbaren Darlehen, um laufende Investitionen zu decken und den Bau des neuen Reduktionsofens in Nordenham (Deutschland) zu finanzieren. Der neue Reduktionsofen sollte im Laufe des zweiten Quartals 2018 in Betrieb genommen werden.

Die von der Europäischen Kommission auferlegte Buße in Höhe von 26,7 Millionen Euro ist dabei nicht eingerechnet. Bislang hat Recylex die entsprechende Summe im Konzernabschluss 2016 nur zurückgestellt. Zudem konnte sich der Konzern mit der EU-Kommission auf den Plan einer gestaffelten Zahlung der Buße einigen: Dieser beinhaltet, dass die Muttergesellschaft der Gruppe, Recylex SA, die Zahlung übernimmt und ein Großteil der Buße mittel- bis langfristig aufgeschoben wird.

Zink 2017 weiter oben auf

Die weiteren Aussichten für das laufende Jahr sind durchwachsen. Zwar rechnen Analysten für 2017 mit einem weltweiten Nachfrageüberschuss für Blei, doch Recylex wird im zweiten Quartal einen großen Wartungsstillstand der Bleihütte Weser-Metall in Nordenham durchführen. Folglich erwartet der Konzern eine geringere Leistung des Geschäftsbereichs Blei.

Dem Geschäftsbereich Zink könnte es ähnlich ergehen. Generell prognostizieren Marktbeobachter steigende Zinkkurse, aber die Gruppe plant für das zweite Quartal 2017 einen großen Wartungsstillstand bei der Harz-Metall GmbH. Demgegenüber könnte der geplante Ausbau der Produktion von Zinkoxyden bei der Norzinco GmbH positive Auswirkungen auf das Ergebnis haben.

Die generelle Entwicklung des Geschäftsbereichs Spezialmetalle bezeichnet Recylex als ungewiss und „wird im Geschäftsjahr 2017 von der Nachfrage im Halbleitersektor abhängen, etwa in Südostasien und Japan, sowie von der Entwicklung des Euro/Yen-Wechselkurses“. Im Bereich Kunststoffe gibt Recylex das gleiche Ziel wie für 2016 aus: Konsolidierung der Verkaufsvolumen in der Automobilindustrie, Ausbau des Kundenportfolios und Diversifikation im Bereich des Recycling-Materials.

Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
Erster technischer Leitfaden zum EU-Batteriepass
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
Die neue Abfall­­­verbringungsverordnung kann kommen
Northvolt startet Bau der Batteriefabrik in Heide
Erstes deutsches Unternehmen für Schiffsrecycling
Forscher: Plastik ist viel großräumiger verteilt als vermutet
Elektrofahrzeuge, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien: Wie weit ist Mercedes schon?
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
Nur rund ein Viertel der Kunststoffe in Europa wird recycelt
Circular Economy: München hat die meisten Start-ups
Voestalpine will Buderus Edelstahl verkaufen