bvse-Altkunststofftag

Die Altkunststoffbranche steht derzeit im Fokus der Öffentlichkeit wie selten: Fast täglich gibt es Berichte über Littering, mangelnde Recyclingfähigkeit, Abfallberge und Verbote von Neuware. Der Entsorgerverband bvse sucht Antworten auf die aktuellen Probleme.

„Wer auf Export gesetzt hat, muss umdenken“


Für den Entsorgerverband bvse gibt es nach Chinas Einfuhrverbot von zahlreichen Abfallarten kaum neue Exportwege – besonders im Altkunststoffbereich. „Vergeuden Sie nicht zu viel Energie damit, Alternativen für China zu suchen“, appellierte bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock auf dem heutigen Altkunststofftag in Bad Neuenahr an die rund 430 Teilnehmer. Diejenigen, die auf Export gesetzt hätten, müssten umdenken.

Vietnam, Malaysia, aber auch osteuropäische Länder, wie beispielsweise Polen, seien lediglich temporäre Lösungen, so Rehbock. „Diese Länder werden sehr schnell, sehr genau darauf achten, welche Materialqualitäten sie hineinlassen und welche nicht.“

Neben den drastischen Einfuhrbeschränkungen beschäftigen den Verband weitere große Themen: Das mögliche Verbot von Einwegplastikgeschirr und die teilweise schlechte Rezyklierbarkeit. Um endlich die Recyclingfähigkeit der Produkte zu verbessern, schlug Rehbock daher vor, verbändeübergreifende Working-Groups zu gründen, um sich zu technischen Fragen auszutauschen und sich beispielsweise auf praxisnahe Standards zu einigen. Er appellierte an die Industrie und die öffentliche Hand „mutiger zu werden und endlich mehr Recyclingprodukte einzusetzen“.

Absage an Verbote

Von Verboten, wie sie derzeit auf EU-Ebene bezüglich bestimmter Einwegkunststoffprodukte diskutiert werden, hält der Verband wenig. Wie Rehbock betonte, komme es vielmehr darauf an, wie mit den Abfällen umgegangen wird. Schließlich sei die heutige Gesellschaft ohne Kunststoffe nicht denkbar.

Da von den 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen in Europa nach wie vor lediglich 30 Prozent recycelt werden, bekräftigte Rehbock in Bad Neuenahr die Forderung nach einem europaweiten Deponieverbot von unbehandelten Abfällen. Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket müsse in diesem Punkt entsprechend nachgebessert werden.

Aktuell interessieren sich vor allem auch die Medien für das Thema Kunststoffprodukte und Kunststoffabfälle. Der Entsorgerverband bezeichnet die mediale Aufmerksamkeit als Chance und Herausforderung zugleich: „Das ist insoweit gut, weil dadurch die Bedeutung des Kunststoffrecyclings einer breiten Öffentlichkeit bewusst geworden ist“, betonte Rehbock. „Andererseits diskutieren jetzt nicht mehr nur Experten, sondern eine breite Öffentlichkeit unsere Themen. Das bedeutet für uns, dass wir genau darauf achten müssen, unsere Positionen gut und verständlich zu erklären.“

 

© 320° | 12.06.2018

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