Elektro-Transporter

Die meisten Nutzfahrzeuganbieter arbeiten bereits an E-Varianten ihrer Trucks. Möglicherweise gibt es aber noch einen anderen Weg: Die Umrüstung eines Diesel-Fahrzeugs in ein Elektroauto. Doch die Kosten sind relativ hoch.

Wie aus einem Diesel ein Elektroauto wird


Bisher haben Fuhrparkleiter nur zwei Möglichkeiten, um ihren Fahrzeugpark nachhaltiger zu gestalten. Entweder, sie tanken alternative Kraftstoffe oder sie schaffen neue Fahrzeuge mit E-Antrieb an. Doch bald könnte noch eine dritte hinzukommen. Denn der Fahrwerksystemhersteller Bergische Achsen (BPW) mit Sitz im nordrhein-westfälischen Wiehl bringt seine nachrüstbare Achse ‚eTransport‘ auf die Straße.

In Kooperation mit dem Logistikdienstleister Hellmann will BPW in den kommenden sechs Monaten einen Transporter testen, der mit der elektrischen Antriebsachse umgerüstet wurde. Bei dem Transporter handelt es sich um den Typ MB Vario mit Kofferaufbau. Konkret soll das Fahrzeug je zwei Monate in den Hellmann-Niederlassungen Lehrte, Osnabrück und Bielefeld eingesetzt werden, um auf diese Weise verschiedene Topografien und Tour-Strukturen für die innerstädtische Belieferung zu erproben.

100 Kilometer Reichweite

Die ‚eTransport‘-Achse besteht aus zwei Asynchron-Motoren, die in die Achse integriert sind, und einer Lithium-Ionen-Batterie mit 80 Kilowattstunden Leistung, die zwischen Vorder- und Hinterachse untergebracht ist. Damit verfügt das Fahrzeug über 150 Kilowatt Leistung (ungefähr 200 PS) und bringt es 100 Kilometer weit – bei einer Nutzlast von drei Tonnen.

„Wir freuen uns, dass sich Hellmann als weltweit tätiger Logistikdienstleister, der sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat, für unsere Lösung entschieden hat“, sagt Markus Schell, persönlich haftender geschäftsführender Gesellschafter von BPW. „So können wir in den gemeinsamen Feldversuchen wertvolle Erkenntnisse zu unterschiedlichsten Praxisanforderungen gewinnen und für die Weiterentwicklung nutzen, bevor wir ab Ende dieses Jahres in die Serienumrüstung von Dieselfahrzeugen starten.“

Relativ hohe Umrüstungskosten

Interessant könnte die Umrüstung auch für die Recyclingwirtschaft werden. Denn die EU-Kommission plant die Richtlinie 2009/33/EU über die Förderung sauberer Fahrzeuge zu überarbeiten. Nach dem Willen der Behörde soll ab 2025 ein gewisser Prozentsatz der Fahrzeuge aus der öffentlichen Beschaffung nur noch mit alternativen Antriebstechniken betrieben werden. In einem ersten Vorschlag ist unter anderem eine Beschaffungsquote für saubere leichte Nutzfahrzeuge von 35 Prozent vorgesehen. Kommunen und Unternehmen müssten also hohe Investitionen in Kauf nehmen.

Nach Angaben von BPW kostet der Umbau eines Bestandsfahrzeugs zwischen 100.000 und 120.000 Euro, inklusive einer tiefgreifenden Aufbereitung. Die Umrüstung nehme etwa zwei Wochen in Anspruch, danach sei das Fahrzeug technisch und optisch einwandfrei. Weil darüber hinaus die reparatur- und wartungsanfälligen Komponenten entfernt werden, also Dieselmotor, Getriebe und Abgasanlage, sei es „fit für ein langes, emissionsfreies und wartungsarmes neues Leben.“

Aktuell entwickeln die Rheinländer auf Basis der ‚eTransport‘-Achse (für 7,5 Tonnen-Fahrzeuge) ein elektrisches Antriebskonzept für Fahrzeuge mit bis zu 26 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Das Konzept soll auf der IAA Nutzfahrzeuge im September erstmals vorgestellt werden.

 

© 320°/bs | 20.08.2018

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